Für Henry Jacobi beginnt in wenigen Tagen seine erste komplette Grand Prix Saison. Der 19-Jährige Thüringer wechselte nach vielen Jahren KTM zum italienischen Jtech Honda Team. Dort will er den nächsten Schritt machen und sich in der MX2-WM etablieren.
Nach dem Gewinn der 85ccm Junioren-WM 2010 verletzte sich Jacobi im Folgejahr schwer. Beide Füße waren gebrochen. Aber der Teenager aus Bad Sulza kämpfte sich zurück und machte die letzten drei Jahre in der EM und zuletzt bei WM-Starts auf sich aufmerksam.
"Der Glaube an mich selbst war immer eine meiner Stärken", erzählt Jacobi, der letzte Saison beim Heim-GP in Teutschenthal zwei zehnte Plätze schaffte. "Ich denke, 2016 könnte ein entscheidendes Jahr werden. Letztes Jahr wollte ich zumindest einmal in die Top 10. Der nächste Schritt ist einmal Top 5. Das ist leichter gesagt als getan. Da ist noch immer ein Unterschied im Speed zwischen den regelmäßigen Top-5-Fahrern und mir, aber ich will mich kontinuierlich verbessern. Ich weiß, das ist möglich, und ich bin nie eingeschüchtert durch irgendwen. Es ist mir egal, gegen wen ich fahre. Vielleicht liegen mir die WM-Rennen besser als die EM. Dort ist es schwer nach vorne zu kommen, wenn du nicht beim Start Top 5 bist. Ich weiß, wo ich mich verbessern muss. Konstanz war nie meine Stärke, das ist ein wichtiger Bereich."
Und die Umstellung auf die Honda? Jacobi ist begeistert von seinem neuen Untersatz: "Ich habe mich schnell an die Honda CRF250R gewöhnt. Es ist bemerkenswert, wie gut und präzise das Handling ist. Das Gefühl für die Front ist unglaublich. Das lässt mich das Motorrad dahin steuern, wo ich es haben will. Das Bike macht, was ich will. Davor war das nicht immer so. Es ist schön und gibt mir viel Selbstvertrauen."
"Fühle keinen Druck"
Für Jacobi bedeutet sein neuer Status als Vollzeit-WM-Fahrer eine Menge Flugkilometer. Nach einem Vorbereitunscamp auf Fuerteventura (und einem Start bei der Italienischen Meisterschaft), geht es nächste Woche nach Katar. Dann nach Thailand und nach dem ersten Europarennen weiter nach Mexiko und Argentinien. Jacobi, der mit der Nummer 29 starten wird, will locker bleiben. "Ich kann noch fünf Minuten vor dem Start einen Spaß machen und lachen. Ich fühle am Rennwochenende keinen Stress oder Druck." Ganz ähnlich also wie bei seinem Thüringer Kumpel Ken Roczen. "Ja, Ken ist cool. Er sieht sich nicht als großen Star oder so. Wir bleiben in Kontakt, auch wenn er sehr beschäftigt ist. Es ist schön, dass er nicht vergessen hat, wo er herkommt."
In der Tat war Ken Roczen der letzte Deutsche, der in der MX2-Klasse für Aufsehen sorgte. Man wird sehen, was Jacobi, der ab Ende März zumindest bei den Europa-Rennen Gesellschaft von Suzuki-Werkspilot Brian Hsu bekommt, zu leisten vermag. Der Teenager freut sich jedenfalls auf die für ihn neuen Strecken in Katar oder Kalifornien, aber auch auf jene, die er schon kennt. Zuvorderst natürlich auf Teutschenthal: "Die Strecke ist nur eine Stunde von meinem Haus, es ist wirklich speziell, dort zu fahren. Aber ich liebe auch Matterley Basin (England). Das ist eine Piste wie keine zweite. Und seltsamerweise bin ich auch gut im Sand, obwohl wir so etwas gar nicht haben in meiner Gegend."
Beim WM-Start am 27.2. wartet wie in den letzten Jahren das einzige Flutlicht-Rennen auf die Piloten, zumindest zum Teil. Die MX2-Klasse startet ihren ersten Lauf um 17.15 Uhr Ortszeit, also vor Einbruch der Dunkelheit. Erst Lauf zwei (20.10 Uhr) findet unter Flutlicht statt. Wer Jacobis Übersee WM-Debüt im Livestream verfolgen will, hat dazu wie gehabt die Möglichkeit auf http://www.mxgp-tv.com.