Nach 8.300 km Straßen, Pisten und Dünen, die seit dem 1. Januar zurückgelegt wurden, trennen Marc Coma 53:20 Minuten von Cyril Despres. Einmal mehr hat das nahezu gleichwertige Niveau der beiden Champions die Vielfalt der Register aufgezeigt, die man ziehen muss, um einen Sieg bei der Dakar zu erringen: körperlich muss alles stimmen; Navigationsfehler sind winzig, aber entscheidend; der Fahrstil muss sicher und schnell zugleich sein; strategische Finessen werden nutzbringend eingesetzt; die Technik muss man (bei zwei identischen KTM-Maschinen) voll im Griff haben.

Das alles mit einem Wermutstropfen für Marc Coma: am Vortag der Zielankunft hat ein ausgefallenes Getriebe ihn daran gehindert, den Kampf fortzuführen, während er noch die Spitze in der Gesamtwertung innehatte. Der Katalane war gezwungen, seinen Motor zu wechseln, und fing sich damit 45 Strafminuten ein, die gemäß der neuen Regel vorgesehen sind. Der Absturz war brutal nach zwei Wochen, in denen um Sekunden gekämpft wurde.

Der solide und regelmäßig fahrende Helder Rodrigues beendet die Rallye an dritter Position, mit einem Etappensieg, aber einer Stunde und elf Minuten Rückstand. Zwischen Mar del Plata und Lima haben die Beobachter der Motorrad-Kategorie vor allem die Bestätigung dafür bekommen, dass sich die Zukunft Kataloniens nicht mehr nur auf Marc Coma beschränkt. Der vielversprechendste Fahrer des Jahres ist Joan Barreda, der seine Chancen auf einen exzellenten Platz in der Gesamtwertung zwar schon zu Beginn der Rallye verloren (11. am Ziel), das Rennen aber dennoch mitgeprägt hat – mit einem Sieg bei einer Spezialetappe und insgesamt acht Etappen in den Top fünf.

In der Rubrik der Verheißungen war der Italiener Alessandro Boturri der schnellste unter den Neuankömmlingen bei der Dakar (8. mit knapp drei Stunden Rückstand auf Despres), und das im neuen Team Bordone-Ferrari, das zudem Jordi Viladoms auf der vierten Position platzieren konnte. Der katalanische Clan kann sich außerdem darüber freuen, mit Laia Sanz auch den Titel der besten Fahrerin errungen zu haben. Das Klassement der Motorradfahrer ohne Assistance wiederum wurde von Stéphane Hamard dominiert.

Ex-Weltmeister Johnny Aubert wird bei seinem Dakar-Debüt 14., Daniel Schröder als einziger deutscher Teilnehmer sieht das Ziel als 20. GCC-Meister Paulo Goncalves mit sechs Stunden Strafzeit holt Platz 26.

Cyril Despes: "Heute haben wir gewonnen, und es ist einfach riesig. Das ist definitiv die härteste Dakar, an der ich je teilgenommen habe: körperlich beschwerlich, vor allem aber auch mental. Sich jeden Morgen in Frage stellen und in den Kampf treten, das ist sehr hart für den Kopf. Das ist nicht wie ein Marathon von 42 km, hier muss man jeden Morgen wieder ran. Alle Siege sind schön, dieser aber ganz besonders, weil der Kontext bis zum Ende, bis zum letzten Augenblick so heikel war. Es ist unmöglich, sich dieses Szenario vorzustellen, in dem man um Sekunden kämpft. Ich haben in meinem Leben 90 oder 85 Rallyes bestritten, und das ist diejenige, in der ich am meisten gekämpft habe. Heute bin ich gezeichnet. Stéphane Peterhansel, davon gibt es nur einen auf dem Planeten. Ich weiß nicht, ob ich im Auto etwas drauf habe, ich habe es nie versucht. Es ist klar, dass er einen guten Co-Piloten hat, Jean-Paul Cotteret, und ich habe einen guten Teamgefährten, Ruben Faria."

Marc Coma: "Ich bin am Ende Zweiter einer Rallye, die nicht leicht war. Ich habe an allen Tagen 100% gegeben. Ich muss Cyril beglückwünschen, er ist der Champion. Ich werde viel arbeiten, um zu versuchen, im nächsten Jahr wieder zu gewinnen. Wenn wir abwechselnd an der Reihe sind, bin normalerweise ich wieder dran! Aber erst muss gearbeitet werden."

Endstand nach 14 Etappen

1. Cyril Despres (FRA) KTM 43:28:11 Std 
2. Marc Coma (SPA) KTM 53:20 min zurück
3. Helder Rodrigues (POR) Yamaha 1:11:17
4. Jordi Viladoms (SPA) KTM 1:40:56
5. Stefan Svitko (SVK) KTM 1:47:28

a patronelli-2012

Bei den Quads sind die Statistiken trügerisch. Alejandro Patronelli hat das Double geschafft, nachdem er sich ab der Schleife Copiapo-Copiapo an die Spitze der Gesamtwertung gesetzt hat, um diese danach nicht mehr abzugeben. Sein Bruder Marcos hat ab der siebten Etappe, bei der er eine Stunde zwanzig verloren hat, jedwede Aussicht auf den Gesamtsieg abschreiben können.

Doch diese formale Dominanz des älteren der Brüder aus Las Flores ist während der gesamten Strecke von einem anderen Argentinier angefochten worden: Tomas Maffei. Der Siebte des Vorjahres hat die Gesamtwertung nach den Etappen 4 und 5 angeführt und ist danach zunächst noch auf Tuchfühlung geblieben, um seinen zweiten Platz im Klassement erst nach der neunten Etappe abzugeben. Die Auszählung der Siege bei den Spezialetappen belegt im Übrigen die Intensität des ausgetragenen Kampfes: vier für Maffei, darunter die prestigereiche letzte Zielankunft in Lima, gegenüber jeweils drei für die beiden Brüder.


Fotos: M. Maragni, www.yamaha-racing.com

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