Erlebnis-Bericht eines Hobby-Piloten
Zum ersten Mal in seiner noch jungen Karriere als Raid-Rallye-Pilot wagte sich der 33-jährige Amateur-Endurofahrer Georg Schöninger in das Abenteuer einer Wüsten-Rallye. Für dieses Vorhaben hatte sich der KTM-Pilot aus der Steiermark die Abu Dhabi Desert Challenge 2010 ausgesucht. Diese Rallye über fünf Tagesetappen zählt unter den Insidern der Szene zu den Klassikern im Raid-Rallye-Kalender und neuerdings auch zur FIM Cross-Country Rallye Weltmeisterschaft. Die 20. Auflage der Abu Dhabi Desert Challenge war zugleich auch Runde Eins zum diesjährigen Championat.
Schon am ersten Wertungstag bekam Schöninger in voller Härte die Anforderungen dieser Rallye an Mensch und Material zu spüren. Extrem heiße Temperaturen, während der Mittagszeit wurden inmitten der Wüste an jedem Tag Temperaturen von nahezu 50 Grad gemessen, und das Fahren im feinen Wüstensand verlangten Schöningers Körper alles ab. Jedoch dachte der ehrgeizige Athlet aus Graz keine Sekunde an ein Aufgeben. Völlig erschöpft und einem Kollaps nahe erreichte er als guter 33. das Etappenziel.
Auf Anraten von einem dem Rallye-Tross begleitenden Arzt, und auch aus eigener Einsicht, legte Schöninger am zweiten Wertungstag einen Schongang ein. Gemäß der Startreihenfolge für diesen Tag nahm er die Etappe als 33. in Angriff, jedoch fuhr er geradewegs zurück ins Biwak, um sich weiter von den Strapazen tags zuvor erholen zu können. Mit Aushändigung der Zeitkarte war Schöninger somit auch am nächsten Tag wieder startberechtigt. Für das Auslassen der Sonderprüfung wurde ihm ein Penalty in Form einer Zeitstrafe verhängt.
Am dritten Wertungstag fühlte sich Georg Schöninger wieder ausreichend fit, um auch die Sonderprüfung in Angriff zu nehmen. Jedoch scheiterte er schon früh an einer Sanddüne, an der es ihm nicht gelingen wollte, mit seiner KTM 690 Rallye Replica nach einem Umfaller wieder in Fahrt zu kommen. Auch am Tag darauf musste er sich von einem Begleitfahrzeug aufsammeln lassen, nachdem ihm abermals die extreme Mittagshitze arg zugesetzt hatte. Aus Rücksicht auf seine Gesundheit hatte sich Schöninger nach einigen Sekunden-Blackouts dazu entschieden.
Schlussendlich endete aber für Schöninger das Abenteuer Abu Dhabi Desert Challenge 2010 mit einem kleinen persönlichen Erfolg, indem er die letzte Etappe samt Sonderprüfung zu Ende fahren konnte und den Parc Ferme in der Boxenanlage des Yas-Marina-F1-Circuits in Abu Dhabi erreichte. Schöningers Zielsetzung für sein Debüt in der Wüste war die gesamte Distanz der Rallye zu bewältigen. Trotz dem Rückschlag ist die Motivation des Steirers dennoch ungebrochen. Ungeachtet der vielen Blessuren und den Nachwehen der völligen Überanstrengung am ersten Wertungstag spricht Schöninger unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Abu Dhabi von einem Comeback bei dieser Extrem-Raid-Rallye im nächsten Jahr.
Bereits zum vierten Mal konnte der spanische KTM-Pilot Marc Coma den Gesamtsieg bei diesem Wüsten-Klassiker einfahren, während in der Autowertung Leonid Novitskyi mit einem BMW X3 siegreich war.
Georg Schöninger - Gesamtwertung Rang 53: "Ich bin von der Abu Dhabi Desert Challenge überwältigt. In dieses Abenteuer zu starten, war es allemal wert. Meine Zielsetzung für diese Rallye, die gesamte Distanz zu bewältigen, habe ich nicht erreicht. Nicht nur ich, sondern der gesamte Rallye-Tross wurde von den extremen Temperaturen überrascht. Einige Tage zur Vorbereitung vor Ort wären sicherlich hilfreich gewesen. Natürlich werde ich mich jetzt den Fragen stellen müssen, warum und wieso dies nicht der Fall war. Gescheitert ist dieses Vorhaben aus terminlichen und finanziellen Gründen.
Nach gut einer Woche ist die Überanstrengung am ersten Tag noch deutlich spürbar. Zudem sind auch erst nach der Rallye einige Prellungen zum Vorschein gekommen, die ich beim Fahren gar nicht gespürt habe. Vermutlich habe ich mir am ersten Tag auch eine Rippenprellung links zugezogen, als ich einmal etwas heftiger abgeflogen bin. Im Großen und Ganzen erholt sich aber mein Körper gut, sodass meinem nächsten Einsatz bei der Rallye Dalmatia Anfang Mai nichts im Wege stehen sollte. Zuvor werde ich in gut zwei Wochen zum Training an einer Enduro-Veranstaltung in Kärnten teilnehmen. Was meine längerfristigen Pläne betrifft, so kann ich jetzt schon fix sagen, dass ich auch nächstes Jahr wieder bei der Abu Dhabi Desert Challenge an den Start gehen werde."