Der Sieg bei der Dakar 2011 geht an Marc Coma. Der Katalane wehrt an den Schlusstagen alle Angriffe seines Erzrivalen Cyril Despres erfolgreich ab und sichert KTM den zehnten Dakar-Erfolg in Serie. Das Podest am Ziel in Buenos Aires wird von Despres und Helder Rodrigues vervollständigt, nachdem Francisco Lopez eine albtraumhafte letzte Etappe erlebt.
Coma hatte sich mit einem Vorsprung von mehr als 16 Minuten auf die Strecke begeben. Die Aussicht, sich dieses Polster noch auf reguläre Weise von Titelverteidiger Despres abspenstig machen zu lassen, war praktisch gleich Null, da der Samstag eigentlich nur noch eine Konzentrationsübung darstellte. Auf den zu bewältigenden langen Geradeausstrecken ist Coma, der die Piste eröffnen musste, auch gleich entschlossen vorgeprescht.
Despres, der sich in der Rolle des ohnmächtigen Verfolgers bei dieser letzten Prüfung sah, konnte nichts anderes tun, als sich ans Hinterrad des angekündigten Siegers zu hängen. Der Führende in der Gesamtwertung seit der vierten Etappe hat sich damit begnügt, seinen Widersacher zu kontrollieren, dem er zu guter Letzt nur eineinhalb Minuten abtritt. Im Ziel beträgt Comas Vorsprung 15:04 Minuten. Dumm für Despres, dass er sich früh in der Rallye zehn Minuten Zeitstrafe eingehandelt hat.
Coma wiederum kann dabei eine fehlerfreie Fahrt für sich in Anspruch nehmen: dritter Gesamtsieg bei der Dakar. Das bringt die beiden Streithähne jetzt auf Gleichstand. Der freie Platz auf dem Abschlusspodium schien ebenfalls fest versprochen zu sein, nämlich dem Chilenen Lopez, der die letzte Dakar auch schon auf diesem Platz beendete.
Mit 43 Minuten Vorsprung auf Helder Rodrigues schien dies eine entschiedene Sache zu sein. Und doch traf „Chaleco“ mit einem Stoßdämpferbruch bei Km 159 - d.h. 22 Zähler vor dem Ziel - noch der ganz große Schlag. An der Ziellinie stand der Portugiese, der zuvor die zweitbeste Tageszeit mit fünf Sekunden Rückstand auf den Etappensieger Frans Verhoeven erzielt hatte, und zählte die Minuten.
Und trotz der Hilfe von Alain Duclos, der seinen Teamkapitän an der langen Leine zog, kam Lopez erst um 13.23 Uhr Ortszeit ins Ziel. Viel zu spät, um seinen dritten Platz zu retten. Nach Aprilia im Jahre 2010 platziert sich bei dieser Ausgabe also eine Yamaha hinter den beiden führenden KTM.
Der speedbrain BMW-Truppe verschafft Verhoeven unterdessen einen großartigen Abschluss. Der Niederländer holt ganz zum Schluss den zweiten Etappensieg für die Neueinsteiger. Paulo Goncalves hatte zuvor bereits die fünfte Etappe mit seiner G 450 RR gewonnen.
Frans VerhoevenEndstand Dakar 2011
1. Marc Coma (SPA) KTM
2. Cyril Despres (FRA) KTM 15:04 Minuten zurück
3. Helder Rodrigues (POR) Yamaha 1:40:20
4. Francisco Lopez (CHI) Aprilia 2:09:45
5. Juan Pedrero Garcia (SPA) KTM 3:07:03
6. Pal-Anders Ullevalsetter (NOR) KTM 3:32:56
7. Jean de Azevedo (BRA) KTM 3:59:38
8. Ruben Faria (POR) KTM 4:13:01
9. Quinn Cody (USA) Honda 4:52:10
10. Jacek Czachor (POL) KTM 6:13:41
Marc Coma: „Man musste konzentriert bleiben, ich habe mich voll auf meine Fahrweise fokussiert. Das war das einzige Mittel, um diesen Sieg erringen zu können. Besonders schwer war, dass man zu keinerlei Zeitpunkt nachlassen durfte. Wenn du einen schwierigen Tag beendet hast, war der nächste noch schwerer. Wir wissen, dass die Dakar sehr schwer ist, aber dieses Jahr war sie es ganz besonders. Dieser Sieg ist die Belohnung für meine Arbeit. Und es war eine sehr lange Arbeit. Es waren viele Jahre und sehr viel Spannung an diesen letzten Tagen. Dies ist die Belohung für diese ganze Wegstrecke, all die Jahre der Opfer. Und vor allem muss ich all den Leuten in meinem Umfeld danken. Wir hatten ehrgeizige Ziele, und dazu brauchte es die besten Leute, die dafür geschaffen und bereit sind, alle an einem Strang zu ziehen. Wie für alle bei der Dakar gibt es zuweilen schwierige Momente. Jetzt werde ich mich erst einmal ausruhen und dann an die Zukunft denken. In Wahrheit kann man bei diesem Rennen, bei dieser ständigen Spannung zu keinem Zeitpunkt an etwas anderes denken.“
Cyril Despres: „Eine Spezialetappe, die man anders angeht, wenn man an erster Stelle liegt, wie im letzten Jahr, wenn du dir ein kürzeres Rennen wünschst. Wenn du an zweiter Stelle bist, möchtest du, dass sie viel länger ist. Aber na ja, das Gefühl, eine Dakar abzuschließen, ist immer gut, vor allem bei den Zuschauern hier. Ich bin ziemlich enttäuscht, dass ich mich in sportlicher Hinsicht nicht ein bisschen mehr ausdrücken konnte. Ich habe an 11 Dakars teilgenommen, acht Podiumsplätze, drei Siege. Einer mehr wäre sehr schön gewesen. Ich habe mich nicht durchsetzen können. Ich habe Fehler gemacht, zwei kleine Fehler, die sich als fatal erwiesen haben…“
Fotos: DPPI, www.speedbrain-rally.com