Es war das traditionelle Finale der deutschen Enduro-Meisterschaft - Mit Höhen (Teufelsberg) und Tiefen (Börnichen) für Fahrer, Material und Zuschauer.Dass am Ende die Favoriten auch tatsächlich mit ihrem Tagesergebnis Meisterwurden war von vorneherein weniger klar, als es die Ergebnisse am Ende aussagten.
Juha Salminen heißt der Sieger des Finallaufs zur Deutschen Meisterschaft "Rund um Zschopau". Der finnische BMW-Werksfahrer setzte sich am Ende in der Gesamtwertung hauchdünn (4/100 Sekunden) gegen seinen Landsmann Eero Remes durch. Auf den Plätzen folgen Markus Kehr und Samuli Aro. Aber gerade für Kehr war es eine Zitterpartie, bis er tatsächlich seinen Meistertitel in der E3-Klasse sicher unter Dach und Fach hatte.
Der Prolog wurde mit künstlichen Hindernissen vor gut 1500 Zuschauern ausgetragen
Wie in der WM wurde beim Finallauf in Zschopau schon am Freitag Abend ein Prolog mit je zwei Fahrern gegeneinander gefahren. Und wie bei der WM legte sich Kehr vor dem heimischen Publikum erst einmal hin. Das setzte sich dann am nächsten Morgen fort, als er gleich bei der allerersten Sonderprüfung am Skihang fort: Ein Sturz in der Kurve kostete ihn zwar nicht allzu viel Zeit, doch das Selbstvertrauen war weiter angeschlagen. „Als ich dann in Weißbach nicht mal mehr die Auffahrt hochkam, dachte ich mir jetzt müsste ja mal was passieren,“ ermahnte sich der KTM-Fahrer selbst und dann lief es von seiner Seite her langsam besser. So gut, dass er in der zweiten Runde sogar die Führung in der Klasse vor dem zweifachen Weltmeister Samuli Aro aus Finnland holte. Doch nachdem Kehr funktionierte streikte die Technik: Das Getriebe seiner 300er Zweitakt verlor Öl. Unter dem Schlamm konnte an der Zeitkontrolle nicht erkannt werden, woran es denn nun genau liegen würde und an einen Umbau des Deckels war bei dem Dreck nicht zu denken, deshalb schüttete Kehr ständig neues Öl nach, um das Getriebe bis zum Schluss am Laufen zu halten. So zum Saisonabschluss noch einmal der erste Platz in der Klasse und damit der verdiente Titel.
Noch alles in Ordnung: Marcus Kehr (rechts) und Samuli Aro beim abendlichen Prolog.
Verletzt ging der Führende in der E1-Klasse, Andreas Beier an den Start: Bei Probefahrten hatte er sich zwei Tage zuvor Hand, Unterarm, Hüfte und Knie verletzt und KTM-Mechaniker Mike Wronna hatte vor der technischen Abnahme noch einmal alle Hände voll zu tun, das Motorrad zu richten. „Die ersten Prüfungen liefen aufgrund der Schmerzen nicht so gut. Aber dann habe ich Tabletten bekommen, die bestens gewirkt haben.“
Doch auch ohne Verletzungen hätte er wohl dem Gaststarter Eero Remes nicht den Tagessieg abspenstig machen können. Doch Remes startete wie die anderen Finnen nicht mit deutscher Lizenz und greift deshalb nicht in den Titelkampf mit ein.
Herausforderer Arne Domeyer war von sich selbst Entäuscht: "vch bin den ganzen Tag meiner Form hinterhergefahren," kommentierte der Teamkollege von Beier seinen vierten Tagesrang.
Mit Davide von Zitzewitz war der Sohn von KTM-Teamchef Bert von Zitzewitz am Start: Der Cross-Spezialist, der dieses Jahr dort den Pokal gewonnen hatte, machte in der Woche vor Zschopau erst seinen Führerschein. "Ich glaube, ich mag diese Berge nicht," meinte er anschließend. Andererseits ist der siebente Platz in der Klasse schon ein ziemlich gutes Ergebnis für den ersten Enduroeinsatz eines 18-jährigen.
Das Schlammloch in Börnichen war diesmal extrem gut gefüllt - was auch die Zuschauer vor Ort honorierten.
Auch nicht der Gesamtsieger Juha Salminen (im Bild oben), der die BMW nach über 48 Minuten Sonderprüfungszeit nur 4 Hunderstel Sekunden vor Remes ins Ziel brachte. In der Klasse E2 lag direkt hinter Salminen Marco Straubel, der erneut sein Bestes gab und erneut seinen Konkurrenten Mike Hartmann auf festem Boden, nicht auf Sand schlug. Doch für den Titel reichte das nicht: „Ich hatte ja gehofft, dass noch ein anderer Fahrer dazwischen fährt, aber es sollte wohl nicht sein," war Straubel am Ende entäuscht.
Er hatte auch keine Schützenhilfe von seinem Teamkollegen Edward "Eddi" Hübner bekommen - der fuhr zwar ohne Stürze ins Ziel, war aber am Ende noch neun Sekunden hinter Hartmann. Der kontrollierte nämlich das Geschehen, konnte sich auf den Titel konzentrieren, ohne ein Risiko eingehen zu müssen.
Nach Schneeschmelze und nächtlichem Regen war die Fahrt in Zschopau zusätzlich erschwert worden: Teilweise mussten sogar Streckenabschnitte in den folgenden Runden herausgenommen werden, weil es kein Fahrer ohne fremde Hilfe schaffte.
Gratulation: Die Champions des Tages mit Juha Salminen (Mitte), Eero Remes (links) und Marcus Kehr (rechts)
Am Abend bei der großen Siegerehrung wurden nicht nur die Tagesergebnisse der einzelnen Klassen geehrt, sondern auch die neuen Meister in den einzelnen Klassen.
Dazu gab es Medaillien aus der Hand von Fahrtleiter Gunter Illgen, der auch gleichzeitig Mitglied der Arbeitsgruppe Enduro beim DMSB ist.
Richtige Pokale für die Meister gibt es später, denn weil der Name des Meisters darauf eingraviert ist, braucht es noch ein bißchen.