Bis um halb zehn Ortszeit am Samstagabend war Ken Roczen noch bestens platziert im Titelkampf der US Supercross Meisterschaft. Dann das Drama in der dritten Runde im Finale in San Diego. Roczen geht zu optimistisch in den Zweikampf mit Cooper Webb. Ausgang bekannt.
Der Deutsche wird am Freitag an der gebrochenen rechten Hand operiert. Auch wenn er im Idealfall nur wenige Rennen verpasst, seine Titelchancen tendieren gegen Null. Zum dritten Mal in vier Jahren kommt Roczen nicht verletzungsfrei durch eine Supercross-Saison.
2003 gewann zuletzt ein Honda-Pilot die AMA Supercross Meisterschaft. Im Folgejahr konnte Ricky Carmichael seinen Titel wegen einer Knieverletzung nicht verteidigen. Chad Reed (Yamaha) triumphierte. Jetzt muss HRC Honda auf Cole Seely hoffen. Der Kalifornier liegt 25 Punkte hinter Jason Anderson - bei noch 11 Rennen ausstehenden Rennen.
"Cole hatte einen guten Start im Finale und führte wieder fast die halbe Distanz, dann ging es in der zweiten Hälfte rückwärts", analysierte Teamchef Erik Kehoe. "Rang vier ist nicht schlecht, aber er ist frustriert nach dem guten Beginn. Er hat den Speed und die Fitness, wir müssen herausfinden, was ihn die letzten zehn Minuten zurückwirft. Es war eine schwierige Nacht für Kenny. So wie es aussah mit dem Arm im Hinterrad, hätte es schlimmer sein können. Wir werden sehen, wie die Prognose lautet und wie lange er braucht für die Genesung."
"Das ist eine Enttäuschung und nicht wie wir es uns vorgestellt hatten", sagte Roczens Mechaniker Oscar Wirdemann. "Wir waren den ganzen Tag gut unterwegs, aber das Finale lief gegen uns. Kenny hatte im ersten Qualifikationstraining Probleme, aber wir machten Änderungen und waren stark im letzten, das gab ihm eine gute Position. Sein Vorlauf war okay, nach einem fürchterlichen Start wurde es Rang fünf. Im Finale ging er in der ersten Kurve zu Boden und dann noch einmal mit Cooper Webb. Ich habe es erst bei der Wiederholung auf dem großen Schirm gesehen, da war es immer noch schwer einzuordnen. Es könnte viel schlimmer sein, darüber bin ich happy. Hoffentlich kommt er schnell zurück."
Ken Roczen schließlich gab sich zerknirscht: "Ich bin komplett am Boden zerstört mit dem Verlauf heute Abend. Das erste woran ich am Boden liegend dachte, war das Team und die viele harte Arbeit bis hierher. Ich fuhr in die Kurve mit einem guten Speed, ging ans Gas und bekam eine Menge Traktion in der Spurrille. Ich verlor die Balance und habe das Bike Richtung Webb katapultiert. Mein Arm verfing sich zwischen seinem Hinterrad und der Schwinge. Wir haben Dr. Viola angerufen und alles ist arrangiert, damit ich wieder möglichst schnell zurückkomme."