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Joan Barreda als einer der schnellsten Rallye Raid Piloten seiner Generation will es noch einmal wissen. Der 40-Jährige Spanier sieht sich unverändert konkurrenzfähig. Nach einer Dekade mit Honda drückt "Bang Bang" für 2024 den Resetknopf und wechselt ins Hero Motorsports Team Rally. Aber wo war er eigentlich seit seinem bitteren Aus bei der letzten Rallye Dakar? Das klären wir in diesem Interview.

Hallo Joan, wir haben dich schon länger nicht mehr Rennen fahren sehen. Was ist passiert seit deinem Aus bei der Dakar ´23 mit einem gebrochenen Lendenwirbel?

Joan Barreda: Ich hatte eine ziemlich komplizierte Fraktur, die länger brauchte, damit es gut wird. Deswegen wurde der Vertrag mit Hero erst später unterzeichnet. Ich wollte nicht Rennen fahren, bevor ich garantiert wieder bei 100 Prozent bin auf dem Bike.

Du hast im Frühjahr überhaupt nicht auf dem Motorrad gesessen. Bei all dem Frust, konntest du der Zeit zu Hause etwas Positives abgewinnen und wie sahen deine Tage aus?

Ja, ich hatte Ruhe und konnte die Zeit genießen. Dabei habe ich aber auch die Gelegenheit genutzt, um mehrere Geschäfte zu beginnen, immer mit dem Fokus auf Motorräder und Rallye. Das ist meine Leidenschaft. Eine Sache ist ein Trainingcenter für Offroad-Piloten. Ich bin involviert in Red Sand MX. Davon hat der eine oder andere schon gehört. Es ist eine Referenz in Europa und wächst.  Weitere Dinge sind in Vorbereitung.

Jetzt bis du insgesamt wieder bei 100 Prozent?

Das ist die Hoffnung. Seit Sommer haben wir einen Plan mit intensivem Training. Bis Januar werde ich wichtige Kilometer absolviert haben und ein gutes Gefühl. Ich konnte auch mit meinen Teamkollegen trainieren. Das ist eine wichtige Orientierung für die Rennpace.

Es scheint so, dass du die eine Sache nicht zu Ende bringen konntest in der mit Abstand wichtigsten Rallye des Jahres. Ein Podest sollte für dich eigentlich immer möglich sein. Du stehst bei 30 Etappensiegen in der Dakar. Das ist in jeder Hinsicht eine gewaltige Leistung. Würdest du dein Verhältnis zum Rennen mangels Top-3-Finish eine Haßliebe nennen?

Meine Dakarkarriere ist gekennzeichnet durch die ersten Jahre, in denen das Motorrad und das Team in einer frühen Phase waren. Das verhinderte vielleicht manche Resultate. Später war der Speed da, aber ich konnte wegen Verletzungen nicht immer mit 100 Prozent agieren. Insgesamt bin ich dankbar für das, was mir das Rennen gegeben hat. Alles was ich habe, ist aufgrund der Dakar. Ich kann weiter auf dem höchsten Niveau fahren nach so vielen Jahren. Das ist mindestens genauso wichtig wie die Dakar zu gewinnen.

Jetzt beginnt ein neues Kapitel für dich. Neues Bike, neues Team, neues Glück?

Es ist für mich ein sehr begeisterndes Projekt. Ich kannte schon viele im Team. Das ist menschlich alles total in Ordnung. Ich bin froh, dass ich meine Erfahrung einbringen kann und helfen kann in Sachen Navigation, Rennstrategie und Motorradentwicklung.

Du wirst wieder mit deinem ehemaligen Team Manager und Mentor Wolfgang Fischer zusammenarbeiten. Er holte dich 2012 mit dem Speedbrain Rallye Team in den Sport und zu Husqvarna. Kein Teamchef im Paddock ist so lange im Amt wie er. Du musst glücklich sein, ihn wieder an deiner Seite zu wissen.

Es war einer der wichtigsten Faktoren für die Entscheidung. Ich habe nur gute Erinnerungen an die Zeit mit Wolfgang.

Wie siehst du den Sport im Moment? Wir hatten reichlich Verletzungen diese Saison, in der Dakar und in der Rallye Raid WM. Neue Regularien und Sicherheitsmaßnahmen wurden eingeführt und die ganz schlimmen Unfälle sind vielleicht weniger geworden, aber es ist immer noch gefährlich.

Die Entwicklung der Bikes und das Alter der (jungen) Fahrer macht es jedes Jahr schneller und den Sport unkalkulierbarer. Das ist der schlechte Teil, immer mehr Unfälle. Es gibt keine einfache Lösung. Dieser Sport ist zweifelsfrei einer für echte Männer.

Du wirkst immer noch hochmotiviert, bist offensichtlich in bester Verfassung und kannst das neue Jahr kaum abwarten. Wie sind deine Ziele für die neue Saison in den neuen Farben?

Mein Hauptziel ist, dem Team so viel zu helfen, wie möglich. Die Truppe wird ein gutes Image haben mit neuen Sponsoren. Hero aufs Podest zu bringen, wäre sehr gut für das gesante Projekt.