Die 477 km lange Wertungsprüfung von Copiapo nach Antofagasta fing für Marc Coma, der als Erster startet, eigentlich schlecht an. Infolge eines kleinen Navigationsfehlers auf den ersten Kilometern verliert der Titelverteidiger gleich zu Beginn fast eine Minute. Aber bei Km 11 wendet sich das Blatt. Immer noch an der Spitze des Fahrerfelds umfährt der Spanier ein schlammiges Flussbett und setzt seinen Weg fort, während Cyril Despres hinter ihm in die Falle geht.
Der Führende der Gesamtwertung versenkt seine Maschine und nimmt Paulo Goncalves gleich mit, der ihm am Hinterrad klebt. Die beiden lassen hier fast zehn Minuten und sehr viel Energie, bis sie ihre Fahrt fortsetzen können. Damit bieten sich für Coma ungeahnte Möglichkeiten, und der Titelverteidiger nutzt sie. Über das Pech seines Rivalen auf dem Laufenden geht der Spanier aufs Ganze, auch mit dem Risiko, seiner Maschine zu schaden, was ihn gegen Ende des Rennens zwingt, Tempo rauszunehmen. Dennoch holt er sich im Ziel seinen 20. Etappensieg bei der Dakar, den vierten in diesem Jahr, mit exakt sieben Minuten Vorsprung auf den Portugiesen Ruben Faria und 7:10 auf dessen Landsmann Helder Rodrigues.
Im Ziel nehmen die Rennkommissare in der Kategorie Motorräder eine Korrektur vor: Da der Veranstalter die Streckenführung nach Durchfahrt des siebten Motorrads geändert hatte, damit nicht der gesamte Konvoi in dem schlammigen Flussbett steckenbleibt, beschließt die Rennleitung, die Standzeiten von Coma, Despres, Goncalves, Rodrigues, Farres Guell, Ullevalseter und Casteu nicht zu rechnen. Folge für das Klassement: Coma übernimmt die Führung mit 1:26 Vorsprung vor Despres. Hinter den beiden ist der Kampf um einen Platz auf dem Siegerpodest noch immer in vollem Gange: Rodrigues ist Dritter mit knapp 21 Minuten Vorsprung vor David Casteu, dem neuen Vierten. Goncalves liegt auf dem fünften Rang mit 2:19 Rückstand auf den Franzosen.
Marc Coma: "Eine sehr lange Wertungsprüfung. Ich hatte Glück, dass ich in dem schlammigen Teil nicht so viel Zeit verloren habe. Danach habe ich gesehen, dass ich Boden gutmachen kann, also habe ich angegriffen. Aber im letzten Teil habe ich gemerkt, dass ich Probleme mit meinem Motor hatte, also habe ich die Sache etwas ruhiger angehen lassen, um sicherzugehen, dass ich ins Ziel komme. Das ist mein 20. Etappensieg, eine schöne Zahl. Was zählt, sind aber nicht die Wertungsprüfungen, sondern der Gesamtsieg. Und ich weiß, dass auf dem Weg dahin noch eine lange Woche vor uns liegt."
Cyril Despres: "Zwischen dem Erkundungsfahrzeug, das vor zwei Tagen hier durchgefahren ist, und heute ist eine Schlammlawine runtergekommen. Es war im Aufschrieb nicht verzeichnet. Ich war der Erste, den es erwischt hat. Ich konnte die Stelle nicht umfahren. Ich werde auf die Entscheidung der Veranstalter warten, denn nach der Durchfahrt von Ullevalseter, Goncalves und einigen anderen wurde die Strecke umgeleitet, denn ansonsten wären 200 Fahrzeuge im Schlamm steckengeblieben. Ich sehe nicht ein, warum wir als einzige die Zeche zahlen sollen."
Joan Barreda: "Der Anfang der Wertungsprüfung war wirklich schnell. Aber es war staubig und plötzlich musste man gelegentlich bremsen. An manchen Stellen hat man nichts gesehen. Dann kam ein schlammiger Teil, aber wir kamen nach den Fahrern, die dort Probleme hatten. Daher konnten wir das umgehen und dran vorbeifahren. Ich hoffe, dass es morgen auch wieder gut läuft. Wir werden sehen, wie ich den Tag beende."
Bei den Quads führte über weite Strecken ein Fahrer im Alleingang. Bei den ersten drei Zeitmessungen liegt Alejandro Patronelli vorn, bis er auf den letzten Kilometern die Führung an seinen Bruder Marcos abtreten muss, der die Etappe schließlich mit 38 Sekunden Vorsprung gewinnt. Dieser neuen Demonstration der beiden Argentinier kann nur noch ein Kontrahent in Person des unumgänglichen Tomas Maffei Paroli bieten, der zwar 9:50 Rückstand einfährt, aber in der Gesamtwertung seinen zweiten Rang verteidigt. Aber Marcos Patronelli verkürzt seinen Abstand auf 12:52 und rückt näher.
Stand nach Etappe 8 Copiapo - Antofagasta 1. Marc Coma (SPA) KTM 23:24:18 Std
2. Cyril Despres (FRA) KTM 1:26 zurück
3. Helder Rodrigues (POR) Yamaha 49:01
4. David Casteu (FRA) Yamaha 1:09:52
5. Paulo Goncalves (POR) Husqvarna 1:12:11
Fotos: DPPI /
www.dakar.com , M. Maragni