Hardcore: 24-Stunden von England - „Dawn to Dusk“, das englische Gegenstück zum deutschen „Endurance-Day“

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Nahezu jedem Offroader ist der „Endurance-Day“ made by Baboons bestens bekannt. Doch wie sieht es mit dem englischen Gegenstück dazu aus? Seit über elf Jahren ist die in South-Wales mitten in den Black-Mountains gelegene Veranstaltungen „Dawn to Dusk“ eine der Offroad-Events in England, bei dem es um Abenteuer, Fahrkönnen und Durchhaltevermögen geht. Frei übersetzt heißt es soviel wie: Von Früh morgens bis spät Abends. Das Highlight der Veranstaltung ist sicherlich die knapp 30 Kilometer zu fahrende Runde, für die die Besten knapp 40 Minuten (!) benötigten.

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Feuchtgebiete: Davon gab es ausreichende – tief und schlammig und dann wieder steinig und mit Felsbrocken übersät

Für mich ein Grund mehr sich direkt dieser Herausforderung zu stellen und die 24-Stunden-Hatz im Herzen von England in der Marathon-Klasse zu bewältigen. Die Streckenführung ist einmalig und begeistert bereits auf der ersten kurzen Runde voll und ganz. Obwohl die volle Streckenlänge für die 24-Stunden-Teilnehmer erst nach der Nachtetappe geöffnet wird. Bis dahin wird die verkürzte Version von knapp 15 Kilometern zurückgelegt. Bekannt ist ja, dass seit Jahren intensive Engagement von Touratech-England und die konstante, aber mittlerweile privat organisierte Touratech-Teilnahme von Marketing-Leiter Alexander Schönborn und seinen unermüdlichen Mannen Jan Hagedorn und Peter Kachler.
 
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Walters-Arena: Fahrercamp und Organisation (links), Crosstest und Startzone (rechts)

Rundenbeschreibung: Gestartet wir im Herzen der Walters-Arena, gekennzeichnet durch ein Plateau, auf dem sich das Fahrerlager und die Orga befindet. Ein paar Meter tiefer liegt die Startzone mit angrenzendem kleinen Crosstest. Gestartet wird in Le-Mans-Manier mit maximal zehn Fahrer in einer Linie – Sicherheit geht vor. Dann folgt ein kurzer Teil auf dem Crosstest, der mit künstlichen Hindernissen in Form von querliegenden Betonröhren, großen Baumstämmen, einem kleinen Sprung und unzähligen Steinplatten garniert ist. Wer hier einen Mousse und passende Bereifung gewählt hat, ist klar im Vorteil. Für die weniger Versierten gibt es immer noch eine Umfahrung, die deutlich einfacher ist, aber auch mehr Zeit kostet. Dann folgt man einem mit unzähligen Felsen und Steinen durchsetzten Weg, der am Ende mit einer sehr steilen Waldabfahrt auf einen Rundweg stößt. Besonderheiten der Black-Mountains sind die unzähligen Felsen, Steine und so wie der Name schon sagt, der schwarze Boden. Denn dieser bietet vergleichsweise wenig Grip, was vermeintlich einfach aussehende Ab- und Auffahrten schon zu einer kleinen Herausforderung werden lässt. Wem dann noch der Schwung fehlt, steht sofort.  Dann folgt eine ein Kilometer lange Vollgaspassage bis in den fünften Gang (!). Die dann wieder auf einen Querweg kommt, der erneut in eine rutschige Abfahrt mündete. Zum Glück war es ungewöhnlich trocken während der Veranstaltung, so dass der Fahrspaß klar überwog.

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Le-Mans-Start: Maximal 10 Fahrer aus einer Klasse pro Startreihe - Safety first!

Selten traf man außer in der Startrunde auf seine direkten Gegner – waren es doch immerhin 400 Teilnehmer, trotz der unzähligen nationalen Parallelveranstaltungen. Das Feld zog sich auf der kleinen Runde gut auseinander, was hinsichtlich des Fahrspaßes ein absoluter Zugewinn war. Dann folgte erneut eine Vollgaspassage, die im Anschluss in einen Extremabschnitt mündete. Dieser war jedoch relativ harmlos, da größtenteils auf der Ebene. Dennoch gab es fairerweise eine Umgehung, die von vielen genutzt wurde. Sicherlich für ein 24-Stunden-Rennen eine Überlegung wert, da man gut mit den eigenen Kräften haushalten musste. Es folgte ndann erneut unzählige Auf- und Abfahrten, einige schnelle Passagen und wieder kniffliges Geläuf das maximal im ersten Gang absolviert werden konnte. Die Extrempassagen wurden immer schwieriger, da es teilweise fast senkrecht den Hang hinauf ging und dazu noch unzählige fußballgroße Felsbrocken den Weg formten. Ohne Konzentration, Schwung, genügend Kraft und Fahrkönnen, war es für viele sinnvoller den etwas längeren und leichteren Weg zu nehmen. Wieder wurde der Fahrer durch unzählige Spurrillen, Wurzeln und Steine bis aufs Knochenmark durchgerüttelt, um dann auf die anfangs erwähnte Crosstrecke einzubiegen. Wie hätte man sich es auch anders denken können, war diese an einem Hang gelegen und forderte die fahrerischen Skills für steinigen Untergrund auf's Äußerste – dann die erste Zeitnahme. Die 15 Kilometer reines Offroadgelände konnten von den Schnellsten in knapp 16 Minuten zurückgelegt werden.
 
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Extrempassagen: Fahrerisches Können vorausgesetzt, andernfalls unfreiwillige Umkehr vorprogrammiert

Jedoch stellte sich die Nachtetappe als äußerst kräftezehrend heraus – wie sollte es auch anders sein! Gute Lichtausbeute war oberstes Gebot und konnte eine sichere Fahrt und schnelle Rundenzeiten gewährleisten. Am nächsten morgen um sieben Uhr, die meisten der Einzelfahrer hatten  bereits bis zu 19 Runden absolviert, ging es in den knapp 30 Kilometer großen Loop. Auf der ersten Fahrt bekam man das Gefühl auf einer nicht endenden Runde zu sein, die sich in Bezug auf den Anspruch um nochmals 50 Prozent gegenüber der Nachtstrecke gesteigert hatte.  Das Highlight der Nacht waren unangefochten die verrückten Jungs auf den großen Zweizylinder-Maschinen, á la KTM 990 Adventure, Honda AfricanTwin und Varadero, die sich mehr als tapfer schlugen und ihre schweren Reiseenduros um den identischen Kurs brachten – all night long, RESPEKT!
 
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Ein Leckerbissen: Auffahrten jeglicher Art im schönsten Endurogelände

Zur Tagesstrecke: Im Schnitt 45 Minuten reine Fahrzeit gespickt mit Auffahrten in einem Steinbruch, einer halben Kilometer tiefen Morast-Passage, dann musste man einem gut zwei Kilometer langen Bachlauf folgen der mit fußballgroßen Steinen nur so übersät war. Ein extrem weicher und durch Wasser tief gewordener Abschnitt wurde nach einiger Zeit herausgenommen, da er zuviel Kraft forderte und folglich das Ermüdungsrisiko und damit verbundene Unfallrisiko der Fahrer für die restlichen Streckenabschnitte zu hoch geworden wäre. Besonders der Wechsel zwischen steinigen langsamen und trialtechnischen Passagen sowie sehr schnellen Abschnitte, ließen der Konzentration kaum eine Verschnaufpause. Dadurch war aber auch sehr hoher Fahrspaß garantiert, was wiederum dieses einzigartige Gelände in Verbindung mit dieser Veranstaltung zu einem einmaligen Event macht.
 
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Mit Speed ging es teilweise leichter durch diverse Wasserlöcher

Sicherlich ist „Dawn to Dusk“ im direkten Vergleich zum deutschen Pedanten „Endurance-Day“ eine komplett andere Hausnummer. Durch die sehr lange und teilweise äußerst selektive Streckenführung ist klar der endurotechnische Charakter im Vordergrund, dagegen fordert der „Endurance-Day“  klare Sprinter-Qualitäten. Sicherlich wäre die Kombination aus Beidem das Ideal. Leider ist es in Deutschland nach wie vor ein Novum für knapp 1000 Fahrer so ein Gelände genehmigt zu bekommen. Doch nach einem aktuellen Gespräch mit der Baboons-Geschäftsleitung heißt es, dass Sie nach wie vor dran sind ein sehr spektakuläres und fahrerisch anspruchsvolles Gelände für 2013 zu finden. Wer sich dem Abenteuer 24-Stunden-Nonstop noch nicht hingegeben hat, sollte keinen Augenblick zögern und sich einen Vermerk im Kalender für den „Endurance-Day“ oder „Dawn-to-Dusk“ machen. So etwas sollte man erlebt haben. Die nebenstehenden Bilder sprechen für sich - let's get ready!

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"Dawn-to-Dusk" Nachtetappe: Gute Lichtausbeute ist ein absolute Muss...

Kasseneinteilung: Es gibt eine Vielzahl von Klassen, die es zu unterscheiden gilt. Anbei eine grobe Übersicht, die sich nochmals in Einzelfahrer (Marathon), 2er-, 3er- und 4er-Teams unterteilt.
  • 2-Stunden-Jugend-Rennen: Von 10 bis 16 Jahre, unterteilt in drei altersbezogene Kategorien
  • 6-Stunden: Sportsman, Clubman, Expert und Veteranen (keine 3er- und 4er-Teams)
  • 10-Stunden-Night-Race: Nur Big-Bikes ab 575cm³ Hubraum, unterteilt in Ein- und Zweizylinderklasse
  • 12-Stunden: Sportsman, Clubman, Expert und Veteranen (keine 4er-Teams) 24-Stunden: Sportsman, Clubman, Expert und Veteranen
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Steilauffahrten mit optisch griffigem Boden wurden mangels Grip oftmals zum Verhängnis

Fahrer-Anforderungen:
Man sollte sich im Vorfeld darüber im Klaren sein, welche Distanz man realistisch bewältigen kann und in welcher körperlichen Verfassung man ist – dann sollte man sich erst um die Einschreibung kümmern. Der Rest ist relativ einfach: Es muss die vorgegebene Startnummer sichtbar am Bike angebracht sein – die Farbe ist egal. Eine Straßenzulassung ist nicht erforderlich. Bei der Teilnahme an der Nachtetappe ist ein rotes Licht an Helm oder Rücken Pflicht, andernfalls erfolgt die Disqualifikation. Die Rundenzeiten werden mittels Transponder aufgezeichnet, der am Handgelenk in Form eines Neopren-Bands getragen wird. Nicht zu vergessen ist die Verwendung eines Camelbak's und natürlich eine funktionierende Boxencrew. Für technische Defekte oder Unfälle sind ausreichend Strecken-Marshalls und Sanitäter vor Ort, um schnellstens zu helfen.

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BIG-BIKES: Die echten Heros der Veranstaltung mit 10-Stunden-Night-Race

Bike-Anforderungen:
Es sollte eine Mindestreichweite von 50 Kilometern garantiert sein, was mit jeder handelsüblichen Enduro/Motocross spielend realisiert werden kann. Für die Nachtetappe ist eine entsprechend intensive Beleuchtung an Fahrzeug und Fahrer empfehlenswert, da die teilweise sehr anspruchsvollen Passagen, trotz Chicken-Line, gerade in der Nacht die Konzentration extrem fordern. Mousse und passende Reifenwahl verstehen sich von selbst. Ein zweiter Radsatz ist auf Grund des hohen Verschleißgrades empfehlenswert. Ebenso wie ausreichend Ersatzteile und zusätzliche Kleidung. Für Essen und Trinken sowie die allgemein gültigen Verschleißteilen ist durch entsprechende Verkaufsstände vor Ort bestens gesorgt.

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Mit reichlich Speed konnte so manche Passage genommen werden - Fun pur!

Ergebnisse aus deutscher Sicht:
12- Stunden-Sportsman (3er-Team): 1. The Puddings 2. The Touratech Old Lads (D) 3. The Doctor and the Who?
12-Stunden-Veteran (Marathon): 1. Tim Thurgood 2. Shaun James 3. Dean James...5. Stefan Klein (D)
12-Stunden-Clubman (Marathon): 1. Cliff Vizer – Touratech Developement (D) 2. Alex Clark 3. Michael Tawse
24-Stunde-Sportsman (3er-Team): 1. Pilgrims B 2. Pilgrims A 3. Rough Motor Zombies 1 (D)
24-Stunden-Expert (Marathon): 1. Michael Rees 2. Sascha Christof (D) 3. Michael Little
(Alle weiteren Ergebnisse der Klassen: www.dawntodusk.co.uk)

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Der Crosstest mit seinen künstlichen Hindernissen, aber auch Chicken-Lines für weniger Versierte

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Schwere tiefe Passagen durften in jeder Runde voll genossen werden

Weitere Infos: www.dawntoduskco.uk, www.endurance-day.com

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