Tony Cairoli wird in Gaildorf sehr wahrscheinlich seinen fünften WM-Titel einfahren. Ken Roczen soll der erste deutsche Weltmeister seit über 40 Jahren werden. Die erwarteten 20.000 Fans könnten am Sonntag Zeugen einer historischen Motocross-Feier werden.
Ken Roczen ist erst 17. Der Thüringer hat aber schon jetzt mehr Grand Prix Siege gesammelt als Pit Beirer, Bernd Eckenbach und Dietmar Lacher zusammen. Roczen hat seit seinem WM-Einstieg im Mai 2009 ein Dutzend Siege geholt und ist seit Juni 2009 der jüngste GP-Sieger aller Zeiten. Paul Friedrichs, dreimaliger 500 ccm Weltmeister der Jahre 1966 bis 1968, hat insgesamt 28 Siege zu Buche stehen.
Roczen ist der einzige Deutsche, der einen Lauf der U.S. Supercross Meisterschaft gewinnen konnte und der erste deutsche Fahrer, der (2012) eine komplette Saison als Werksfahrer in den Staaten bestreitet. Max Nagl und Marcus Schiffer schafften es dank Roczens Glanzleistung aufs Podest der Mannschafts-WM 2010. Der Mattstedter hat sogar schon das Cover des U.S. Magazins RacerX geziert. Ausserdem spricht er ausgezeichnet Englisch und geht souverän mit Twitter, Facebook & Co. um. In der Szene ist er, im besten Sinne, schon jetzt ein globaler Popstar.
Sollte der Teenager diesen oder nächsten Sonntag Weltmeister werden, wäre es der erste hochrangige deutsche Motorrad WM-Titel seit Dirk Raudies 1993 die 125er Straßen-WM gewinnen konnte.
Tony Cairoli wird unterdessen am Sonntag seinen dritten MX1-Titel in Folge sicherstellen. Der Italiener wäre damit Nachfolger von Landsmann Alessio Chiodi, der zuletzt 1997 bis 1999 dreimal in Folge (125er) Weltmeister wurde. Seit Stefan Everts konnte kein Fahrer die Königsklasse dreimal hintereinander gewinnen. Cairoli hat seit 2005 nur zwei (MX2) Titel nicht geholt. 2006 war Christophe Pourcel besser, 2008 verletzte sich Cairoli.
Alles, aber auch alles deutet darauf hin, dass KTM wie im Vorjahr beide Klassen der Motocross-WM gewinnt. In der MX2 wird´s wohl ein Doppelerfolg. Und Steffi Laier hat ihren Frauen-Titel bereits verteidigt.
Das WM-Menü ist angerichtet. Bleibt nur zu wünschen, dass das Wetter hält und die Strecke "Auf der Wacht" nicht eine Schlammschlacht á la 2005 erlebt, als die WM zuletzt in Gaildorf gastierte.