Der Fliegende Finne siegt in Schweinfurt

Bert Meyer konnte in Schweinfurt den Start für sich entscheiden

Eigentlich sollte es der erste von zwei Teilen zum großen Showdown zwischen den diesjährigen GCC-Giganten in der Profi-Klasse werden. Finnlands Simo Kirssi, der auf BMW unterwegs ist und Yamaha-Parthen-Superstar Cyrille Coulon aus Frankreich hatten vor dem Start in "Schwarze Pfütze" sogar noch einmal für "MotorsTV" den bösen Blick aufgesetzt und sich tief und grimmig in die Augen geschaut. Doch aus dem ganz großen Zweikampf um den Laufsieg und eine kleine Vorentscheidung in Sachen Meisterschaft bei den Profi-Piloten sollte in Schweinfurt nichts werden.
Beim Start zumindest hatte keiner der beiden die Nase vorn. Vielmehr war es Kirssis Teamkollege Bert Meyer der auf seiner BMW einen Raketenstart hingelegt hatte und vor den Augen des begeisterten Publikums an der Spitze erst einmal das Tempo vorgab. Stark gestartet waren auch Christian und Daniel Weiß, die mit ihren TMs in den ersten Runden ganz vorn im Feld mitfuhren. Die Kawasaki-Pfeil-Youngster Angus Heidecke und Erik Müller waren ebenso von Beginn an ganz vorn mit dabei.

Simo Kirssi und Cyrille Coulon fighten zu Beginn des Rennens noch auf Augenhöhe

Simo Kirssi kam als einer der nächsten angeflogen, wenig später folgte Cyrille Coullon, der wieder einmal keinen besonders guten Start erwischt hatte und sich erst durch das Feld kämpfen musste, um den Anschluss zur Spitze herzustellen. Doch das war schnell erledigt und somit schien es, als wären die Spiele um den diesjährigen Meistertitel eröffnet. Und was anfangs auch ganz danach aussah, als würde es zum großen Zweikampf kommen, sollte am Ende fast ein kleines Drama werden. Schnell hatte sich Kirssi dahin gearbeitet, wo er am liebsten fährt, nämlich an die Spitze des Feldes. Und auch Coulon hatte sich Meyer nach wenigen Runden geschnappt und machte sich nun daran, hinter dem Finnen herzujagen.


Cyrille Coulon wurde diesmal wegen einer Verletzung im Verlauf des Rennens immer langsamer

Doch im Gegensatz zu den vergangenen Rennen, wo Coulon im Verlauf der zwei Stunden fast immer schneller wurde, verlor er nun mit jeder Runde Zeit auf den Spitzenreiter. Kirssi zog auf und davon und der Franzose wurde immer langsamer, deutete seinem Teamchef Andreas Parthen an, dass er Probleme hatte. Coulon, der schon mit leicht geprelltem Knie in Schweinfurt angereist war, hatte sich ausgerechnet dieses Knie schon in den ersten Runden, als er sich noch durchs Feld kämpfen musste, ordentlich verdreht. "Die Schmerzen wurden immer schlimmer und ich konnte zum Ende hin wirklich nicht mehr das geben, was ich gern gewollt hätte", so der Supercross-Spezialist sichtlich enttäuscht nach dem Rennen. Denn das hatte er nur als Tagessiebter beendet und damit hat er natürlich ordentlich Punkte auf Kirssi eingebüsst.

Diesmal überlegen: Der Finne Simo Kirssisiegte in Schweinfurt mit deutlichem Vorsprung

Der hatte sich mit zweieinhalb Minuten Vorsprung den Sieg vor seinem Teamkollegen Bert Meyer gesichert. Die Parthen-Fahnen hielt am Ende des Tages Steffen Albrecht hoch, der zwischenzeitlich sogar schon an Bert Meyer vorbei gegangen war, dem aber am Ende mit zehn Sekunden Vorsprung den Vortritt aufs zweite Podiumspodest lassen musste. Pfeil-Youngster Angus Heidecke bestätigte einmal mehr seine starke Form, wurde Vierter und ließ mit Joakim Ljungren keinen geringeren als den Enduro-Juniorenweltmeister deutlich hinter sich. Mit Erik Müller landete der zweite Kawasaki-Youngster auf dem sechsten Platz und war damit der letzte Pilot, der mit Tagessieger Kirssi noch in einer Runde ins Ziel kam.
Bei den ProLites war es wieder einmal Christian Weiß, der dem Rennen seinen Stempel aufdrückte. Der Pilot vom TM Racing Team Germany war von Beginn an gut dabei und konnte Anfangs sogar den Speed der Spitzenpiloten der Profis mitgehen. Das dieses mörderische Tempo nicht über zwei Stunden durchzuhalten war, war klar, doch am Ende hatte der Sieger der Semiprofis nur etwas mehr als eine Runde Rückstand auf Kirssi. Weiß sicherte sich in Schweinfurt bereits seinen dritten Tagessieg in Folge, mit Blick auf die gesamte Saison war es
Starke Leistung: Angus Heidecke bereits der vierte Laufsieg. Damit steht Weiß schon vor dem Finale in Schefflenz als Gesamtsieger fest, da er trotz des Ausfalls vom Saisonauftakt in Tollwitz in der Gesamtwertung nicht mehr einzuholen ist. Platz zwei sicherte sich in Schweinfurt Parthen-Pilot Philipp Storz vor Lokalmatador Marcel Butzin, Daniel Weiß und Steffen Meininger.

Mit Blick auf die Meisterschaft ist bei den Profis nun ganz klar Simo Kirssi der Favorit auf den Gesamtsieg. Er hat unter Einbeziehung des Streichresultats immerhin schon 15 Punkte Vorsprung "und wir bräuchten jetzt schon ein kleines Wunder, um Simo den Titel auf der Zielgeraden noch weg zu schnappen", schätzt Teamchef Andreas Parthen die Chancen seines Topfahrers Coulon realistisch ein. Noch nicht sicher sein kann sich Bert Meyer, was seinen Gesamtrang drei in der Meisterschaft angeht. Parthen-Pilot Albrecht liegt 14 Punkte hinter ihm, was zwar ein beruhigendes Polster ist, entschieden ist diese Sache jedoch im Gegensatz um den Kampf an der Spitze, wo rechnerisch wirklich nur noch Coulon Chancen hat, Kirssi zu gefährden, nicht.


Christian Weiß gibt bei den Pro Lites den Ton an und hat die Meisterschaft bereits gewonnen

Bei den Semi-Profis steht der Meister schon fest. Christian Weiß kann ganz entspannt nach Schefflenz fahren. Dafür ist der Kampf um die folgenden Plätze noch voll im Gange. Unter Berücksichtigung des Streichergebnisses sind hier noch vier Fahrer dick im Geschäft um Platz zwei. Daniel Weiß hat die Nase mit 111 Punkten vorn. Dahinter folgen die Parthen-Piloten Steffen Meininger (98 Punkte) und Philipp Storz (97 Punkte) und ebenfalls definitiv noch nicht aus dem Rennen ist Kawasaki-Pfeil-Pilot Tobias Balzer, der 91 Zähler auf der Haben-Seite hat.