Der Franke Christian Weiß ist quasi das Urgestein der GCC. Nicht nur weil er dort seit Jahren in der Top-Klasse erfolgreich unterwegs ist, sondern da er quasi kontinuierlich in der
Maxxis-Cross-Country-Meisterschaft seit seinen Anfängen seiner Offroad-Karriere präsent ist. Er ist ein Kämpfer, der unnachgiebig seine Ziele verfolgt und dafür auch einiges in Kauf nimmt. Letztes Jahr waren neben einer kompletten und erfolgreichen GCC-Meisterschaft auch die Deutsche Enduromeisterschaft und die Sixdays zu absolvieren. Christian könnte man mit folgenden Attributen beschreiben: Zäh, zielstrebig, bodenständig und arbeitswillig!
Das Arbeitstier - Christian Weiß...
BABOONS: Du bist am Wochenende zum ersten Lauf der 2016er Maxxis-Cross-Country-Meisterschaft in Walldorf am Start. Was für ein Bike bewegst du in der XC Pro Klasse?
Christian: Eine KTM 300 EXC 2016, an der nur ein paar Kleinigkeiten angepasst wurden. Der Motor blieb unangetastet, was ebenso für die Auspuffanlage gilt. Nur die Vergaserabstimmung wurde optimiert.
BABOONS: Für welches Team fährst du und wie sieht es mit Sponsoren aus? Denn letztere sind ja immer schwieriger zu finden, um die Kosten einigermaßen niedrig zu halten.
Christian: Ich habe ein paar hervorragende Menschen hinter mir. Das Team BvZ hilft mir mit Material, Erfahrung und allem, was möglich ist. Weitere Sponsoren sind Zupin Moto-Sport, das Meisterhaus, Alde King of Comfort, Techno Mousse, LS2-Helmets, Ortema, ADAC Nordbayern und MXM-Motorsports.de. Die Teamsponsoren sind Motorex, Goldfren und Esjot.
Immer für einen Spaß zu haben...
BABOONS: Wie bist du zum Offroad-Sport gekommen und seit wann sitzt du schon auf Zweirädern?
Christian: Mein Vater kam vom Trial, wechselte dann für einige Jahre in den Endurosport, um sich anschließend im Moto-Cross-Pokal in der 500er Klasse unter den top Ten zu platzieren. Natürlich wurde meinem Bruder und mir damit das Offroadfahren unweigerlich in die Wiege gelegt.1994 gings los mit einer Suzuki QR50 und dann folgten eine Kawasaki KX 60 und KX 80, Yamaha YZ85, Suzuki RM 125, GasGas MC 125, KTM SX 125, KTM SX 200, Inotec-Suzuki RMZ 250, TM MX 250, Mäser-Husqvarna TE 310 und zuletzt eine KTM 300 EXC.
BABOONS: Welche Wettbewerbe hast Du neben der GCC und der DEM schon absolviert?
Christian: Supercross ADAC SX-Cup SX2 8. Platz, Enduro-Cross Leipzig 2. Platz, Supermoto Red Bull KTM Cup Europafinale Sizilien 3. Platz usw.
Konstant schnell...eine Tugend von Chrissi...
BABOONS: Welche Kosten muss man für eine komplette GCC-Saison und DEM einplanen?
Christian: Schwer zu sagen, da dies stark von den Verschleißteilen abhängt und ob man jedes Wochenende einen neuen Satz Reifen einsetzt. Grob gepeilt ohne Motorrad schätze ich für die DEM sicherlich 5000 bis 6000 Euro und für die GCC 1500 bis 2000 Euro jeweils pro Jahr.
Der Endurist in ihm...BABOONS: Wie schätzt Du deine aktuellen Chancen in der außergewöhnlich stark besetzten XC Pro Klasse dieses Jahr ein?
Christian: Im Prinzip gilt es an Cory dranzubleiben. Er ist extrem stark und kann durch seine WM-Erfahrung kurzfristig eine derart hohe Pace aufs Parkett legen, so dass meinerseits nur Konstanz gefragt ist. Ihn zu schlagen wird enorm schwierig zu sein. Wie sich die sonstige Konkurrenz schlagen wird, wird Walldorf unweigerlich aufzeigen.
BABOONS: Bitte beschreibe in Prozent, welche Bereiche deiner Meinung nach wie wichtig sind, um erfolgreich zu sein.
Christian: 35 Prozent Fahrtechnik, 30 Prozent Kondition, 30 Prozent das Motorrad und 5 Prozent das Zubehör.
BABOONS: Wo hast du deine Defizite?
Christian: Hinsichtlich der Kondition befinde ich mich gerade im Aufbau. Da geht aber eigentlich prinzipiell immer mehr. Meine Fahrtechnik könnte logischerweise verbessert werden, doch bei einer 40-Stunden-Arbeitswoche bleibt einfach nicht genügend Zeit. Aber, wer mehr machen kann kommt auch weiter und dazu müsste ich dann schon Profi werden.
BABOONS: Was ist deine Zielsetzung für 2016? Ist auch die Enduro-WM ein Thema für dich?
Christian: Gute Ergebnisse einzufahren, Spaß zu haben und gesund zu bleiben. Der Plan für 2016 sieht neben der DEM auch die komplette Teilnahme an der Europameisterschaft vor. Für die Weltmeisterschaft habe ich nicht genug Urlaub und müsste eigentlich Profi sein. Zudem sind die enormen Kosten schlichtweg nicht zu stemmen. Bei der GCC will ich natürlich vorn mit bei der Musik sein - verletzungsfrei! Walldorf wird sicherlich interessant werden, da es die Wettervorhersage aktuell nicht gerade gut mit uns meint. Aber als waschechter Enduro-Fahrer sollte ich mit den zahlreichen Auf- und Abfahrten weniger Probleme haben.
Fahrerisch kein Problem...
BABOONS: Kommst du als unterstützter Privatfahrer am Jahresende mit einer schwarzen Null auf dem Konto raus?
Christian: (Lacht!) Das wäre schön, aber leider nein. Ich muss immer noch einen vierstelligen Betrag pro Saison selbst finanzieren.
BABOONS: Hast du auch ein Bike fürs Training und wie sieht es mit den Modifikationen hinsichtlich GCC und DEM aus?
Christian: Ein Trainings-Bike braucht man natürlich. Es basiert auf meiner Wettbewerbs-Maschine, so dass man stets unter identischen Voraussetzungen trainieren kann. Für die GCC klebe ich lediglich den Scheinwerfer ab, so dass er nicht von hochfliegenden Steinen zerstört wird. Ansonsten fahre ich mit den identischen Einstellungen wie auch in der DEM. Hinsichtlich Fahrwerks-Modifikationen gehöre ich eher zur grobschlächtigen Natur und stelle mich auf das Gegebene ein.
Supercross gehörte auch zu seiner fahrerischen Entwicklung...
BABOONS: Wie siehst du die aktuelle Entwicklung in der DEM und bei der GCC?
Christian: Der DMSB müsste sich mal generell überlegen, wo er mit dem Endurosport hin möchte. Die Klasseneinteilung könnte man schon so lassen, aber ich würde gerade in der langen Sommerpause vielleicht vom klassischen Enduro weggehen und ein bis zwei Veranstaltungen in der Art von Venusberg 2011 einbauen. Keine so langen Etappen, eventuell auch nur auf direktem Weg zu zwei bis drei Prüfungen und eben mehr gefahrene Runden, sprich kurze Runde mit Sonderprüfungen. So hätten wir mehr Sonderprüfungszeit und die Vereine weniger Probleme mit den Genehmigungen im Hochsommer. Bei der GCC läuft es gut, da muss man nichts großartig verändern. Der einzige Nachteil ist, dass sich die Veranstalter bei den Terminen nicht miteinander absprechen. Teilweise ergibt das organisatorisch und zeitlich ein großes Problem.
Show muss auch mal sein...BABOONS: Die Sixdays waren ja eine heiße Nummer für dich. Wie war’s?
Christian: Die SixDays in der Slowakei waren eine harte Veranstaltung, aber ein tolles Erlebnis mit Höhen und Tiefen. Die ersten beiden Tage waren noch ganz gut, vor allem weil so viele Deutsche Fans da waren und uns unterstützt haben. Aber leider bekam ich dann Probleme mit der linken Hand – Karpaltunnelsyndrom – und musste mich mit einem Taubheitsgefühl in der Hand herumschlagen. An den letzten beiden Tagen konnte ich dann kaum noch kuppeln.
Dennoch war es toll, dass wir mit einer soliden Mannschaftsleistung den vierten Gesamtrang geholt haben – auch wenn dies letztendlich leider am grünen Tisch entschieden wurde. Danach ging's gleich nach Schefflenz und dort musste ich nicht nur mit dem Taubheitsgefühl in der Hand rumschlagen, sondern durfte noch einen 200-Meter-Abschluss-Sprint einlegen (wir berichteten
LINK), da mir der Kraftstoff ausgegangen ist - that's Offroad-Sport!
BABOONS: Wir wünschen Dir viel Erfolg, weiterhin Deinen Biss und das Durchhaltevermögen, dass Du immer wieder eindrucksvoll zeigst.
Stets freundlich und fast immer ein Lachen im Gesicht...Infos: www.bvz.de