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Nur noch wenige Tage sind es, bis Mike Wiedemann am Neujahrstag von der Startrampe der Rallye Dakar rollen wird. Seit Montag ist der 23-Jährige aus dem südbadischen Endingen am Startort in Jeddah in Saudi-Arabien. Der Rookie berichtet im Interview von seinen letzten Vorbereitungen.

Der Countdown zu deiner Dakar-Premiere läuft. Bist Du angespannt?

Sagen wir so: Ich bin sehr motiviert. Die Vorbereitungen liefen wie geplant. Vor der Verschiffung der Motorräder in Marseille war ich noch beim BAS Dakar Team in den Niederlanden. Dort hat uns Teamchef Bart van der Velden noch zwei Tage lang die Technik der KTM 450 Rally Factory Replica erklärt. Wir haben sämtliche Reparaturen geübt. Kupplung wechseln, die komplizierte Elektronik durchmessen und so weiter. So, dass wir halt möglichst vieles, was unterwegs kaputt gehen kann, selbst reparieren können.

Denn bereits am 2. Januar findet die erste Marathon-Etappe statt. Dort sind wir Fahrer nach der Etappe auf uns allein gestellt. Man muss selbst schrauben und darf nur die Ersatzteile verbauen, die man auch selbst mitgeführt hat. Wer da technisch nicht durchblickt, für den kann die Rallye schon vorbei sein, bevor sie richtig begonnen hat.

Und wie sieht es fahrerisch und konditionell bei dir aus? Schließlich liegen insgesamt 8375 Kilometer vor Dir. Manche Etappen sind 800 Kilometer lang.

Ich weiß, dass die Dakar keine Sonntagsausfahrt ist. Doch bei der Marokko-Rallye im Oktober (Anm.: Platz 11 in der Rallye2-Klasse, Platz fünf als bestes Etappen-Ergebnis) habe ich gesehen, dass ich dem Anspruch gewachsen bin. Seit zwei Jahren werde ich von einem Mentaltrainer betreut. Das macht sich bemerkbar. Körperlich trainiere ich ohnehin seit langer Zeit fast täglich.

Also stehen die Zeichen auf Angriff, oder?

Nein. Ich weiß, dass mir noch zu viel Erfahrung fehlt, um zu attackieren. Mein Ziel ist, gut zu navigieren, nicht zu stürzen und die Rallye zu beenden. Welcher Platz dann am Schluss dabei rausspringt, wird man sehen.

Bei dieser Dakar wird erstmals eine Klasseneinteilung eingeführt. Ähnlich wie bei der Straßen-WM werden die Werksfahrer in der RallyGP-Klasse gewertet, der Rest des Felds startet in der Rally2-Kategorie. Das verbessert doch deine Erfolgschancen.

Das mag sein, ist mir aber egal. Ich will mich an den Besten orientieren und von denen lernen. Ich schaue nach der Etappe in der Ergebnisliste immer zuerst, an welcher Position ich bei den RallyGP-Piloten gelandet wäre.

In den Medien profitiert die Dakar von der sportlichen Saure-Gurken-Zeit. Eurosport berichtet täglich.

Das stimmt. Bis zum 8. Januar gibt es jeden Tag eine Zusammenfassung um 21 Uhr, danach jeweils um 23.30 Uhr. Diese TV-Übertragungen sind auch ein Grund, weshalb ich heute hier selbst bei der Dakar am Start stehe. Schon im Kindergartenalter hat mir mein Vater die Sendungen aufgenommen und ich durfte die am nächsten Tag ansehen. Ich glaube, ich habe seit 20 Jahren keine einzige Etappe verpasst (lacht).

Und wenn ich noch was sagen darf: Auf dem Youtube-Kanal der Weber-Werke wird Dirk von Zitzewitz (Anm: 15-facher Deutscher Enduro-Meister und Dakar-Sieger im Auto 2009) täglich von der Dakar berichten. Dirk wird auch jeden Tag bei mir vorbeischauen. Auf Instagram werde ich auch abends Fotos und meine Eindrücke posten.

Der Umstieg von Danilo Petrucci von MotoGP in den Rallyesport ist derzeit viel beachtet. Ihr werdet am 1. Januar gemeinsam auf der Startrampe stehen.

Ja, er hat die Startnummer 90, ich die 91. Insofern werden wir wahrscheinlich gemeinsam oder nur wenig versetzt von der Rampe rollen. Allerdings wird das wahrscheinlich nur am ersten Tag so sein. Denn auf der ersten Etappe von Jeddah nach Ha´il (Anm.: 815 km) ist ein kurzer Spezialtest über 19 Kilometer eingebaut. Dort fahren wir um die Startreihenfolge auf der nächsten Etappe. Mal sehen, ob ich auf der zweiten Etappe dann vor Danilo starte oder er vor mir (lacht).

Du bist seit dem 27. Dezember bereits in Saudi-Arabien. Wie laufen die Tage derzeit ab?

Ich kam am Montag erst um 23 Uhr in Jeddah an. Meine Teamkollegen Bradley Cox und Mason Klein waren bereits in unserem Dreier-Zimmer im Flughafen-Hotel. Am Dienstagmorgen riss uns die Honda-Truppe aus dem Schlaf. Die haben schon um 6 Uhr früh in voller Teamstärke auf dem Hotelparkplatz an den Motorrädern geschraubt und Kisten gestapelt. Zum Glück waren dann alle wach. Denn auch die Werksteams sind in unserem Hotel untergebracht.

Es war supercool mit Toby Price, Joan Barreda und Co. zu frühstücken. Auch Marc Coma habe ich getroffen. Der ist seit jeher mein absolutes Vorbild. Dann sind wir ins Fahrerlager gefahren, wo ich meine Ausrüstung im Truck gesichtet und eingeräumt habe. Auch über das Motorrad habe ich nochmal drübergeschaut. Denn heute (Mittwoch) ist ein Shakedown für alle Teilnehmer angesetzt. Da können wir auf einer kleinen Runde schauen, ob alles funktioniert. Am Donnerstag, den 30. findet dann die technische Abnahme statt. Wir bleiben insgesamt bis Silvester hier im Hotel. Und an Neujahr geht´s dann endlich los.



 

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