Faria_etappe6-2010

Seit seinem ersten Dakar-Auftritt hat Ruben Faria bei jeder Teilnahme stets eine Etappe gewonnen. Nachdem ihm der Tageserfolg bei der ersten Spezialprüfung wegen einer einminütigen Strafe durch die Lappen ging, feiert der Wasserträger von Cyril Despres am Freitag seinen ersten Etappensieg 2011 vor Landsmann Helder Rodrigues.

Jeder weiß um den guten Ruf der herausragenden Navigatoren Portugals, die vor über 500 Jahren bei der Entdeckung Amerikas mithalfen. Die Erben der Neuzeit, Ruben Faria und Helder Rodrigues, knüpfen am Tag nach dem Etappensieg von BMW-Held Paulo Goncalves daran an. Dennoch hat Faria kein patriotisches Gefühl zum Sieg geleitet, sondern sein  Pflichtbewusstsein.

Nachdem er als siebter Pilot in der Startfolge vorgesehen war, hat der Partner von Cyril Despres schnellstmöglich zu seinem Kapitän vorstoßen wollen, um seiner Rolle als Schutzengel gerecht zu werden. Vor dem Wiedersehen musste Faria aber zunächst den Kontakt zu seinem Landsmann und Rivalen Helder Rodrigues herstellen. Das Yamaha-Ass hatte seinerseits aber auch beschlossen, die Flucht nach vorne anzutreten und verbuchte bis zur Rennmitte die Zwischenbestzeiten. In der zweiten Hälfte stürmt dann Faria gen Spitze. Die Situation war unterdessen schwierig für Titelverteidiger Despres, der beängstigende Vibrationen vom Motor seiner KTM spürte.

Im Ziel erringt Faria die Bestzeit mit einem Vorsprung von 50 Sekunden vor Helder Rodrigues. Sein brasilianischer Namensvetter Ze Helio Rodrigues verlässt das Rennen verletzungsbedingt nach einem Schlüsselbeinbruch.

Vortagessieger Paulo Goncalves hatte technisches Pech. Bei ihm streikte während fast der ganzen Etappe die Elektrik. Immer wieder verweigerte die Maschine ihren Dienst. So verlor er Minute um Minute, bis rund 40 Kilometer vor dem Ziel gar nichts mehr ging. Kilometerweise kämpfte sich der Portugiese voran. Am späten Abend war noch nicht klar, wann er das Ziel erreichen kann.

Im Kampf um die Spitze der Gesamtwertung punktet Despres und erreicht trotz seiner Probleme Arica direkt vor dem Tagesvierten Coma. Damit liegen die beiden Erzrivalen knapp neun Minuten getrennt. Nach dem Ruhetag wird die Dakar noch härter.

Auch die Frage nach den Ehrenplätzen ist noch längst nicht entschieden, da der immer noch auf Rang drei liegende Francisco Lopez einen guten Teil seines Vorsprungs auf die Verfolger eingebüßt hat. Helder Rodrigues liegt in Schlagdistanz und auch Faria schielt wieder Richtung Podest.

Derlei Überlegungen sind mittlerweile Makulatur für David Casteu, der auf der gestrigen Etappe mehr als fünf Stunden auf die Konkurrenz verlor und mit seiner Sherco nur noch auf Etappenerfolge hoffen darf. Derweilen liegt GCC-Pilot Stefan Svitko auf einem ausgezeichneten zehnten Platz.

Stand nach Etappe 6
Iquique-Arica

1. Marc Coma (SPA) KTM 22:40:20 Std Fahrzeit
2. Cyril Despres (FRA) KTM 8:48 Minuten zurück
3. Francisco Lopez (CHI) Aprilia 22:12
4. Helder Rodrigues (POR) Yamaha 27:35
5. Ruben Faria (POR) KTM 29:45
6. Jordi Viladoms (SPA) Yamaha 49:30
7. Jonah Street (USA) Yamaha 57:36
8. Frans Verhoeven (NEL) BMW 1:01:50
9. Juan Pedrero Garcia (SPA) KTM 1:02:13
10. Stefan Svitko (SVK) KTM 1:09:20

Ruben Faria: „Das war eine äußerst harte Etappe. Sehr lang und ermüdend. Ich habe in meinem Tempo navigiert. Bis zum Auftanken habe ich sicher Zeit verloren. Danach habe ich Gas gegeben. Etwa 200 Kilometer vor dem Ende habe ich Despres, Coma, Rodrigues und Chaleco (Lopez) eingeholt und bin dann an ihrer Seite geblieben. Also denke ich, dass ich heute gewonnen habe. Als Wasserträger von Cyril fahre ich stets besonnen, aber es gibt Momente, wo man von der Situation profitieren muss. Ich bin heute morgen als siebter Pilot auf die Strecke gegangen, und das hat mir in die Karten gespielt. Ich denke, dass sich Cyril für mich freut.“

Helder Rodrigues: „Für mich war das eine fantastische Spezialprüfung. Ich bin hinter Despres und Coma auf die Strecke gegangen, habe sie dann eingeholt und überholt. Ich habe auf den letzten 200 Kilometern die Piste frei gefahren. In der Gesamtwertung lande ich heute einen großen Coup. Ich bin Vierter. Das ist perfekt.“


Foto: M. Maragni