Walkner sardinien victory 2015

Matthias Walkner ist endgültig in der Weltelite angekommen. Der Österreicher zeigt dem Establishment das Hinterrad und gewinnt überraschend die Sardinien-Rallye.

Bisher wurde der ehemalige MX3 Motocross-Weltmeister als Rookie mit viel Talent und erstaunlich steiler Lernkurve gesehen. Auf Sardinien hat er seine Meisterprüfung bestanden, auch wenn der Charakter des Rennens nicht mit herkömmlichen Läufen der FIM Cross Country Rallye WM zu vergleichen ist - und schon gar nicht mit der Dakar. Aber auch dort hat der 28-Jährige bekanntlich auf Anhieb geliefert (Etappensieg).

Walkner ging als Zweiter in die beiden letzten Fahrtage. Am Mittwoch kam es prompt zum Ausfall des bis dahin führenden Alessandro Botturi. Der Altmeister hat unzählige Trainingskilometer auf der der Mittelmeer-Insel absolviert, verspielte jedoch seine Siegchancen, als er am vorletzten Tag das Mousse in seinem Hinterrad zerstörte. Der Salzburger Walkner übernahm die Spitze und verteidigte diese am Schlusstag erfolgreich gegen seinen spanischen Markenkollegen Armand Monleon.

"Ich war sehr motiviert nach dem Sieg im Prolog am ersten Tag, bin aber am Folgetag zweimal gestürzt", so Walkner. "Fahrerisch kann man die Sardinien-Rallye nicht mit Wüstenrennen vergleichen. Von der Charakteristik ist es eher ein Enduro-Rennen." Zur komplizierten Navigation ergänzte der KTM Werkspilot: "Nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, konnte ich die Etappe am Mittwoch gewinnen und musste (am Schlusstag) als Erster starten. Ich fuhr die ersten 100 Kilometer alleine und fühlte mich gut. Ich hatte den Gesamtsieg nicht im Plan und bin daher umso glücklicher über das Ergebnis."

Während Walkner brillierte, konnte der amtierende Weltmeister Marc Coma nicht zulegen. Steht beim Platzhirsch KTM gar eine Wachablösung bevor? Down under hat sich Toby Price mit seinem vierten Sieg beim Australien-Klassiker "Finke Desert Race" in Erinnerung gerufen. Coma fällt in der Gesamtwertung noch hinter seinen Dauerrivalen Paulo Goncalves zurück und wird Fünfter. Dafür klettert Helder Rodrigues bei seiner Yamaha-Rückkehr aufs Podest.

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Goncalves, der am Anfang wertvolle Zeit durch einen Navigationsfehler verlor, war der einzige HRC-Pilot in Sardinien. Das Team um Teamchef Wolfgang Fischer hat ein schnelles Paket - und Goncalves steht als gleichwertige Speerspitze schon längst nicht mehr im Schatten von Joan Barreda. Aber am Ende siegt doch immer KTM. Honda hat noch einen Weg vor sich, um 15 Jahre Rallye-Erfahrung der Mattighofener zu egalisieren. Die KTM-Truppe war mit zehn Mann und vier Werksfahrern vor Ort (Viladoms 7., Faria 8.), HRC Honda konzentrierte sich mit zwei Mann ganz auf Goncalves. 

Die Sardinien-Rallye ist Teil der Dakar Challenge. Herausragend präsentierte sich Enduro-Europameister Jacopo Cerutti mit seiner Honda. Der Italiener wurde Gesamtsechster und hat als Challenge-Sieger einen Startplatz bei der Dakar 2016 sicher. In der WM bleibt Marc Coma souverän in Front. Mit 70 Zählern liegt er jetzt 26 Punkte vor Walkner. Goncalves verbessert sich auf Platz fünf, Monleon auf Position sechs.


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Insgesamt hinterlässt die Sardinien-Rallye einen zwiespältigen Eindruck. Die Insel ist sensationell, für Touristen und Offroad-Biker gleichermaßen, aber die Organisation suboptimal. Die Zeitnahme ist eines WM-Laufs genau so wenig würdig wie das gesamte Management. Die Zeiten wurden mehrfach korrigiert und das offizielle Ergebnis stand teils erst gegen Mitternacht zur Verfügung. Irgendwie haben sich aber alle damit arrangiert. Auf ein Neues in 2016. LSD.


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Prominenter Gaststarter: Carlos Checa

Endstand

1. Matthias Walkner, AUT, KTM 16:30:26 Std
2. Armand Monleon, SPA, KTM +2:33 Min
3. Helder Rodrigues, POR, Yamaha +5:05
4. Paulo Goncalves, POR, Honda +9:10
5. Marc Coma, SPA, KTM +10:25
6. Jacopo Cerutti, ITA, Honda +14:18