Marc Coma vergrössert am vielleicht vorentscheidenden Mittwoch seinen Vorsprung auf Cyril Despres auf über 18 Minuten, nachdem der Franzose sich zweimal verfährt. Steht Coma damit vor seinem dritten Dakar-Sieg?
Die Rückkehr der Dakar auf argentinischen Boden hat sich für die Herausforderer als überaus kompliziert erwiesen. Die Dünen von Fiambala präsentierten sich wie allseits befürchtet als Schlüsselstelle. Und Cyril Despres wird sich wohl noch lange an Kilometer 97 erinnern.
Nach einem gelungenen Start enteilte er zunächst im Versuch, Coma zu distanzieren, doch beim Eröffnen der Piste fuhr er bei einem herannahenden Dünenteil in das falsche Tal. Er fuhr in Begleitung von Frans Verhoeven zu weit nach links und landete schließlich in einem schlimmen Steinfeld, bevor er sich wieder auf den rechten Weg zurückkämpfen konnte. Und als ob dies nicht genug gewesen wäre, verlor er im Finale noch mehr Zeit, als er auf den letzten 15 Kilometern links von der Idealspur hängen blieb. Bilanz des Tages: ein weiterer Etappensieg für Coma, und fast zehn Minuten zusätzliche Hypothek for Despres.
Weit entfernt vom Duell der Favoriten konnte Helder Rodrigues seine Position dank des entlegenen Starts an 11. Stelle nutzen, um bei den verschiedenen CPs (Km 23 und 115) jeweils die Bestzeit zu erzielen. Wie am Vortag dominierte der Portugiese zunächst das Rennen und sollte dann - ebenfalls wie am Dienstag - im Finale einbrechen. Rodrigues landet schließlich auf dem achten Platz, eine knappe halbe Stunde hinter Coma.
Der aktuelle Dritte im Gesamtklassement, Francisco Lopez hat sich selbst einen schönen Schrecken eingejagt. Dem Chilenen, der unter Problemen mit der Benzinpumpe zu leiden hatte, konnte aber glücklicherweise sein Aprilia-Teamkollege Farres Guell aushelfen. Lopez beendet die Spezialetappe als Fünfter hinter Coma, Despres, Ruben Faria und dem überraschenden Miran Stanovnik. In der Gesamtwertung baut der Chilene seinen Vorsprung gegenüber Rodrigues aus.
Die U.S. Boys Quinn Cody und Jonah Street fallen beide zurück, Cody kann sich zumindest in den Top ten halten. Insgesamt legten die Fahrer am Mittwoch 862 Kilometer zurück, davon 176 als Spezialtest im Anschluss an die Andenübequerung.
Am Donnerstag und Freitag stehen zusammen noch einmal fast 1.200 km Wertungsprüfung an. Noch bleibt Despres also Zeit, die Ereignisse zu wenden.
Stand nach Etappe 10
Copiapo-Chilecito
1. Marc Coma (SPA) KTM
2. Cyril Despres (FRA) KTM 18:10 Minuten zurück
3. Francisco Lopez (CHI) Aprilia 45:16
4. Helder Rodrigues (POR) Yamaha 1:29:37
5. Ruben Faria (POR) KTM 1:34:42
6. Juan Pedrero Garcia (SPA) KTM 2:29:24
7. Pal-Anders Ullevalsetter (NOR) KTM 2:36:39
8. Jean de Azevedo (BRA) KTM 3:11:06
9. Henk Knuiman (NEL) KTM 4:00:20
10. Quinn Cody (USA) Honda 2:39:40
Marc Coma: „Einmal mehr eine schwierige Spezialetappe. Man weiß, dass Fiambala zu den harten Tagen der Rallye gehört. Es stand sehr viel Navigation an, ein Teil davon in weichen Dünen. Dann war es in einem Rio ebenfalls kompliziert, weil die Navigation dort schwierig war. Wir haben uns ein wenig verfahren, aber wir haben die richtige Piste wiederfinden und korrekt abschließen können. Es bleiben noch zwei harte Tage, und der letzten Spezialetappe ist auch Rechnung zu tragen. Es ist immer schön zu gewinnen, aber es bleiben noch zwei Tage. Heute ist es von Anfang an gut gelaufen, ich lag zunächst hinten und war letztlich der Schnellste.“
Cyril Despres: „Ich habe bei km 120 einen Riesenfehler gemacht, nachdem ich bis dahin gut gefahren war. Ich habe Cap 17 statt 117 gelesen und bin gemeinsam mit Verhoeven im Steinfeld gelandet. Da haben wir sehr viel Zeit verloren. Auf den letzten Kilometern dann noch ein Fehler. Ich bin umgekehrt und dann in ein Schlammloch gefallen. Es war unmöglich wieder aufzusitzen, da habe ich bestimmt zehn Minuten herumgekämpft. Ich dachte, er würde mir noch mehr Zeit abnehmen. Das ist ein schlechter Tag, so ist Rallye Raid, mit besseren und schlechteren Tagen.“
Francisco Lopez: „Eine sehr schwierige Etappe, bei der es mir zunächst sehr gut erging. Ich dachte, dass ich um den zweiten Platz mitmischen könnte, doch Cyril hat sich verfahren. Dann bekam ich bei Km 60 Probleme. Das Motorrad stoppte mit Problemen an der Benzinleitung. Mein Wasserträger, Gerald Farres Guell, kam dazu. Wir konnten weiterfahren, aber es war weiter sehr hart bis zum Schluss. Ich dachte, die Etappe nicht beenden zu können. Aber so ist die Dakar. Ich habe heute viel gegeben, ich dachte etwas schaffen zu können, aber im Rio war es kompliziert. Und jetzt bin ich schließlich da.“
Ruben Faria: „Das war eine sehr schwere Etappe… einfach Wahnsinn. Ich habe mich mindestens drei oder vier Mal verfahren, aber na ja, es geht. Zum Ende hin, in einem Rio, haben sich alle verfranst.“
Helder Rodrigues: „Genauso wie gestern ! Ich bin hinter Marc und Cyril losgefahren und habe sie eingeholt. Danach, etwa zehn Kilometer von hier, haben wir uns in einem Rio verfahren. Und wir haben keinen Ausgang gefunden, da habe ich viel Zeit liegen lassen. Und das jetzt zwei Tage hintereinander, das ist hart.“
Foto: M. Maragni