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Marc Coma wird seinen Titel bei der Rallye Dakar nicht verteidigen. Der fünfmalige Sieger der härtesten Raid Rallye der Welt gibt überraschend bekannt, dass er als Assistent von Sportdirektor Etienne Lavigne ab sofort mit der Vorbereitung der Dakar 2016 beschäftigt ist.

Coma, der zwölf Starts in Afrika und Südamerika vorweist, und der dem Rennen zusammen mit Cyril Despres seit 2005 den Stempel aufdrückte, macht damit den Weg frei für eine neue Ära. "Ich fühle mich noch immer ein bißchen wie ein Teilnehmer, aber seit ich mit der Arbeit begonnen habe, weiss ich, dass ich das Rennen aus verschiedenen Perspektiven betrachte", so der Katalane. "Es ist die richtige Zeit für mich. Mein Ziel ist, all meine Energie einzubringen, um die Dakar als größte Rallye der Welt zu behaupten. Meine Philosophie ist dem Abenteuer Priorität zu geben."

Coma führt aktuell in der Rallye-Weltmeisterschaft, wo noch zwei Rennen anstehen und er seinen Titel verteidigen kann. In der von Dakar-Veranstalter A.S.O. am Donnerstagabend verbreiteten Meldung fehlt jegliche Information, ob Comas Karriere als Rennfahrer bereits Geschichte ist, oder ob er die laufende FIM Cross Country Rallye WM zu Ende fährt. Von KTM wurde mit Stand Freitag 14.00 Uhr nichts vermeldet. Der Spanier hat federführend dazu beigetragen, dass die Mattighofener 14 Mal in Folge bei der Dakar triumphierten.

Comas neues Engagement wirbelt die Rallyeszene aber vor allem auch Dakar-Welt kräftig durcheinander. Zuletzt waren die Rollen klar verteilt: Coma (bzw. Despres) ganz vorne, dicht bedrängt von den HRC-Assen Joan Barreda und Paulo Goncalves. Unmittelbar danach das Rallye-Establishment in Gestalt von Jordi Viladoms, Olivier Pain, Joan Pedrero sowie zunehmend die jungen Wilden vom Schlage eines Matthias Walkner, Toby Price oder Honda-Rookie Ricky Brabec.

Plötzlich sind Barreda und Goncalves die Gejagten und zum Dakar-Sieg verdammt. Es wäre der erste für Honda seit über 25 Jahren. KTM lehnt sich einstweilen entspannt zurück, denn die Österreicher sind in der komfortablen Position, dass sie nach einer Rekordserie an Siegen die Dominanz hinreichend bewiesen haben. Ein zweiter oder dritter Platz bei der Dakar wäre auch okay. KTM kann ab sofort zwanglos fahren. Ein Sieg mit Walkner oder Price oder Viladoms bei der Dakar 2016 wäre dann sogar doppelt wertvoll.

Anders bei HRC Honda. Die Japaner müssen liefern. Ihr Engagement bei dem legendären und weltweit beachteten Rennen ist langfristig angelegt und bildet den Grundstein für die African Twin Modelle die schon bald beim Händler stehen und kompromisslos auf Angriff gegen die BMW GS Welt bzw. die KTM Adventure Modelle getrimmt wurden. Insgesamt befeuert der Wechsel von Coma die gesamten Motorrad-Rallyeszene und die ohnehin populäre Rallye Dakar noch weiter. Adventure Racing heißt das Zauberwort. Gemeint ist damit die Verbindung zwischen Rallye-Rennsport auf Top-Level, den immer zahlreicher werdenden lizenzfreien Breitensport-Rallies sowie Bajas und dem sportlich orientierten Abenteuerer auf seiner 450er oder gar 1200er.

Rallye-Ikone Coma bleibt der Szene jedenfalls erhalten, und das ist gut so.


Foto: RallyZone Bauer/Barni