Birch profitiert von Lettis Pech!
Die Roof of Africa 2009 ist Geschichte. Sie wird als denkwürdig in die Annalen der 42 Jahre währenden Historie dieser Hardenduro-Veranstaltung eingehen. Gründe dafür gibt es gleich mehrere: Erstmals waren die Augen der internationalen Offroad-Community nach Lesotho gerichtet, um diese „Mutter aller Hardenduros“ auf Herz und Nieren zu prüfen, da sie nach der Bekanntgabe der neuen WXEC-Serie (sie startet im Jahr 2011) die erste der großen Fünf auf dem „Prüfstand“ war. Zweitens war sie dieses Jahr von extremer Hitze gekennzeichnet. Es wurden in einigen Talkesseln des Hochlands bis zu 42 Grad gemessen. Und drittens hatte der Veranstalter LORA (Lesotho Offroad Racing Association) nach den sehr gelungenen Events 2007 und 08 überraschend mit erheblichen organisatorischen Schwiesaturdayrigkeiten zu kämpfen.
Letti riss sich nur 8 km vor dem Ziel das Motorgehäuse auf

Doch zunächst zum Renngeschehen. Der letzte Renntag begann unsortiert, genauso wie der Vortag geendet hatte. Einige Fahrer waren so entkräftet, dass sie nicht ins Ziel gefunden hatten und bei freundlichen Einheimischen im Hochland die Nacht verbringen mussten. Die Veranstalter suchten bis in den frühen Morgen nach den Vermissten, die sich dann aber alle wieder wohlbehalten einfanden und um eine Erfahrung reicher waren.
Die LORA hatte daraufhin noch in der Nacht beschlossen, die Strecke für den Folgetag zu verkürzen. Dies tat man allerdings, ohne es gründlich genug vorzubereiten, ohne alle Teams darüber per Briefing zu informieren, und auch einige Strecken-Marshals waren scheinbar vom Informationsfluss abgeschnitten. Unter diesen Vorzeichen ging Chris Birch als Führender ins Rennen, um relativ schnell die Abzweigung vom Vortag zu erwischen. Er übersah dabei das klare „Sat“-Kennzeichen (für Saturday). An dieser Abzweigung fehlte zu allem Überfluss der dafür eingeteilte einheimische Marshal. So machte sich Birch guten Gewissens auf die Reise in Richtung Bushmans-Pass. Birchs Glück: Da kein Marshal an dem betreffenden Punkt anwesend war, erlaubte ihm die LORA, nachdem sie ihn abgefangen hatte, den Neustart.
Andreas Lettenbichler erwischte es zunächst besser. Er baute von Beginn an einen deutlichen Vorsprung zu seinen Verfolgern Gutzeit, Mead und Curtis auf. Damit lag er nach dem Irrweg von Birch klar in Führung. Dies änderte sich über den gesamten Renntag kaum. Die Strecke war deutlich weniger anspruchsvoll als die des Vortags, an dem die Teilnehmer fast alle ihre Körner gelassen hatten.
Dann ereilte „Letti“, der seine Zeitstrafe aus dem Timetrial mehr als wettgemacht hatte, das technische Pech, als er sich an einem Felsen das Motorgehäuse aufriss – und das Ganze nur wenige Kilometer vor dem Ziel… Damit war der Bayer aus dem Rennen.
Wer danach allerdings Sieger wurde, konnte im Ziel von Außenstehenden zunächst schwer nachvollzogen werden. Als Erster fuhr Jade Gutzeit über die Linie, knapp vor Rory Mead. Und dann kam auch schon Chris Birch, der entweder schier Unmenschliches geleistet oder die besseren Spuren gefunden hatte, denn er hatte fast zwei Stunden aufgeholt. Bei rund neun Stunden reiner Fahrtzeit! Trotzdem wurde bei der darauf folgenden Rechenstunde ermittelt, dass Birch Sieger der Roof 2009 ist vor Rory Mead und Jade Gutzeit.
Eben dieses Renn-Chaos, die nicht immer nachvollziehbaren Entscheidungen der LORA und Defizite in der Organisation und Information ließen am Ende einen etwas faden Beigeschmack zu einer eigentlich grandiosen Veranstaltung im Raum stehen.
Defizite erkannten auch die vielen „75-Prozenter“. Darunter fallen Senioren, Master (noch Ältere) und Hobbyfahrer. Sie wurden bereits am Freitag beinahe so gefordert wie die Profis, als sie z.B. zum Etappenbeginn den Bushmans bewältigen mussten. Dadurch hatten sich die Reihen des Starterfeldes extrem gelichtet. Und auch am zweiten Tag mussten die 75-Prozenter fast das gleiche Pensum bewältigen, wie die Profis. Insofern gab es auch dort nicht nur glückliche Gesichter.
Von Seiten des internationalen Roof-Promoters BABOONS erhält die LORA nun einen langen Zettel an Hausaufgaben, die abgearbeitet werden müssen, um internationalen Renn-Standard bis zum kommenden Jahr zu erhalten und das Potenzial der Roof gezielt zu nutzen.

Ergebnisse und Bilder unter www.roof-of-africa.com


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