Der Erzberg wurde einmal mehr seinem Ruf gerecht: Nur neun von 500 Startern erreichten beim Red Bull Hare Scramble, dem härtesten Extrem Enduro von allen, das Ziel. Der Rest wurde vom eisernen Giganten erbarmungslos abgeworfen und musste irgendwo zwischen wahnwitzig steilen Abfahrten, fast senkrechten Anstiegen, dichten Waldpassagen, kräfteraubenden Schlammfeldern und tückischen Geröllhalden entnervt und entkräftet aufgeben.
Den Sieg holte sich zum fünften Mal in Folge der favorisierte Pole Taddy Blazusiak vor Dougie Lampkin und dem erst 20-?jährigen Rookie Jonny Walker (beide GBR).
1.800 fanatische Starter aus 37 Nationen hatten seit Donnerstag den Erzberg unsicher gemacht. Mit ihnen strömten am Wochenende trotz wechselhaften Wetters 35.000 Besucher auf den gigantischen Berg aus Eisen. Das Erzbergrodeo ist seit Jahren Kult und war heuer mal wieder spannend bis zum Schluss.
Nach dem Generali Iron Road Prolog am Freitag und Samstag qualifizierten sich nur die 500 schnellsten Fahrer, darunter die Deutsche Christine Wiesner als einzige Frau, für das große Highlight: das Red Bull Hare Scramble. In nur vier Stunden galt es für die internationale Enduro-?Elite die äußerst selektive, 30 Kilometer lange Strecke zu überwinden, darunter die haarsträubend schwierigen Passagen Devil´s Kitchen, Hell´s Exit oder Arch of Pain. Loses Geröll, riesige Felsbrocken, kräfteraubender Schlamm, dichter Wald und extrem steiles Gelände und verlangten den Teilnehmern alles ab. Regenfälle und tiefe Temperaturen verschärften die ohnehin schon unmenschlich harte Streckenführung noch zusätzlich.
Taddy Blazusiak, ungeschlagen seit 2007, spielte seine ganze Klasse aus und setzte sich rasch vom Feld ab. Graham Jarvis nahm die Verfolgung auf und kam durch einen Sturz des Polen näher heran. Phasenweise kämpften die beiden Rad an Rad gegen die Tücken des Erzberges, ehe Jarvis in den Felsen von Carl´s Dinner die bessere Route fand und als Erster über die Ziellinie ging. Aber der Brite musste aus anschliessend aus der Wertung genommen werden, weil er einen Checkpoint nicht passiert hatte - was laut Reglement zur Disqualifikation führt.
„Ich bin überglücklich! Das Rennen war unglaublich hart, dieser Berg verzeiht keine Fehler! Am Ende hat es aber gereicht“, beschrieb der Sieger seine Emotionen nach dem Sieg beim Red Bull Hare Scramble. Taddys Siegerzeit: 2:12:03 Stunden.
Auf Platz zwei erreichte der 18-fache britische Trial-Weltmeister Dougie Lampkin auf Gas Gas zum zweiten Mal in Folge das Podium, gefolgt von einem weiteren Briten: der erst 20-jährige Jonny Walker fuhr bei seinem ersten Antritt am Erzberg ein gewaltiges Rennen und darf sich in den erlesenen Kreis der Pokalgewinner eintragen.
Lampkin, Blazusiak, Walker (v.l.n.r.)
Der japanische Shooting-Star des Taichi Tanaka bestätigte seine Vorjahresleistung mit einem hervorragenden siebten Platz im Ziel, während das britische Brüderpaar Ben und Dan Hemingway auf den Positionen vier und sechs unter den Red Bull Zielbogen einparkten - und damit England einmal mehr zur erfolgreichsten Enduronation am Eisernen Giganten machten.
Insgesamt stammen die neun Zielfahrer aus sechs Nationen und drei Kontinenten.
Ein ähnliches Schicksal wie Graham Jarvis teilten sich übrigens auch KTM-Werksfahrer und Rallye-Crack Cyril Despres und Pietro Sembenini, die beide das Ziel ohne die komplette Zahl an erreichten Checkpoints erreichten. Andreas Lettenbichler und Paul Bolton mussten das Rennen vorzeitig wegen technischem Defekt beenden. Gerhard Forster schaffte es bis zum letzten Checkpoint, aber leider nicht ganz bis ins Ziel.
Trotz feuchtkaltem Wetter kamen 35.000 Zuseher an den vier Veranstaltungstagen auf den Erzberg. Das schlechte Wetter verhinderte den Start der Flying Bulls. Immer wieder einsetzende Regenschauer und April-Temperaturen konnten die Zuseher trotzdem nicht davon abhalten, das weitläufige Erzberg-Areal zu stürmen und die Teilnehmer beinahe an jedem der 20 Checkpoints zahlreich und tatkräftig anzufeuern.
Der von der Erzbergrodeo-Organisation weiter ausgebaute Transportservice für die Besucher sorgte für einen ungebremsten Zuschauerstrom am gesamten Berg. Einziger Wermutstropfen: das von den Veranstaltern aufwändig installierte Zuseher-Leitsystem mit zahllosen Hinweisschildern, Orientierungsplänen und Wegweisern fiel in der Nacht zum Sonntag größtenteils Souvenierjägern zum Opfer.