Da es ein runder Geburtstag war, sollte es eine besondere Motorsportveranstaltung werden, die sich von dem Rest ihrer Mitbewerber auf dem Kontinent absetzt. 

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Dies ist den Machern ohne Zweifel gelungen und wer sich jetzt als Rennveranstalter meldet und sagt er könne das besser, sollte ein Termin bei seinem Arzt machen und seine Gesundheit begutachten lassen, denn die Fakten sagen ganz klar  „das war ein Megaevent“.
„Charlie Hebo“ und „Je suis Charlie“ war für die Macher natürlich allgegenwärtig und bis Donnerstagmittag haben sie wohl gezittert, denn eins hatte das Innenministerium ohne Umschweife den Organisatoren mitgeteilt, noch ein Terrorakt in Frankreich und die Veranstaltung muss ausfallen. Das hat es auch schon Mal gegeben während des 1. Golfkrieges.
Da aber alles friedlich blieb konnte Freitag der 1. Akt des Megaevents starten und es wurde ein Klassikerrennen mit 2 einzelnen Läufen durchgeführt. Motorräder wie die erste MX Maschine mit Aluminiumrahmen von Yamaha, zudem noch mit einem Wassergekühlten 500er Zweittakt Motor sorgten für feuchte Augen bei manch einem Zuschauer der so etwas Hochkarätiges nur aus dem Museum oder aus alten Zeitschriften kennt.
 Der ehemalige belgische MX WM Pilot Johann Boonen war schlussendlich der Sieger und in seinem Starterfeld gab es neben den Niederländer Kees van der Veen noch manch anderen Mitstreiter mit Rang und Namen. Der 3 fache MX Champion Erik Gebors musste in letzter Sekunde wegen einer Augenverletzung absagen, lies aber ausrichten das er für 2016 einen Startplatz reserviert.

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Das ist neu (in Le Touquet) aber dem Zeitgeist folgend: Klassik!


Samstag stand dann auf dem Veranstaltungsplan Nachwuchsrennen und das 3 Stunden Quadrennen, welches mittlerweile eine feste Größe am Paris Plage geworden ist.
Sonntags war  ab 6 Uhr morgens die Stadt gesperrt und wer in sie hinein wollte, musste am Ortseingang in den Linienbus umsteigen, außer er reiste auf dem Motorrad an.
Pünktlich um 13 Uhr wurde bei besten Wetterbedingungen (trocken, +4Grad und eisiger Wind aus Richtung Ärmelkanal) die 40. Ausgabe dieses Klassikers das zugleich die Mutter aller 3 Stundenrennen ist gestartet.

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Startaufstellung am Strand mit eben mal knapp über 1.000 Fahrern

Allerdings kam es am Ende der Startgeraden zu einem folgenschweren Unfall in dem ca. 10 Fahrer verwickelt waren, die zum Teil schwere Verletzungen davon getragen haben.
Der Vorjahressieger Adrien van Beveren gewann indess den Holeshot und kurze Zeit später übernahm der Holländer Mark de Reuver die Spitze. Seine Führung endete in der 3. Runde mit einem Sturz nach einem Sprunghügel, wo er die Kontrolle über sein Bike bei der Landung verlor. Sein direkter Nachfolger traf den zur Seite rollenden de Reuver noch am Kopf, aber da dieser einen hochwertigen Helm trug blieb es bei leichten Kopfschmerzen und einem mächtigen Schreck. Der 2 fache MX Weltmeister Steve Ramon übernahm die Führung und hielt sie für 2 Runden bevor sein Motorrad den Dienst quittierte. Er war damit aber nicht der einzige Rennfahrer mit Weltmeisterprädikat auch Antonio Meo und Pierre Alexander Renet hatten bereits Feierabend bevor sie so richtig in Schwung kamen.

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2015 02 leTouquet stau2Der auch in Deutschland bestens bekannte Arnaud Demeester hatte nur zum Spaß genannt und wurde von Sherco mit einem 2 Takt Bike ausgestattet und wollte eigentlich ganz entspannt fahren. Was aber natürlich nicht geht, denn ein Vollblutrennfahrer der hier 7 Mal gewonnen hat und die ewigen Bestenliste hier anführt, kann sich natürlich nicht selbst kastrieren. Auf Grund der geringeren Endgeschwindigkeit auf der Geraden musste er sich natürlich beschwerlich nach vorne arbeiten, aber als die Strecke  nach 3 Runden ihr eigentliches welliges Gesicht bekam,  lief er zur Höchstform auf. In der 9. Runde war  der Demeester D-Zug dann auf dem 7. Platz angelangt, bevor auch sein Motor genug Prügel eingesteckt hatte.
Adrien van Beveren auf Yamaha gewann zum 2. Mal hintereinander vor Daymond Martens auf Yamaha  aus Belgien. Dritter wurde der Franzose Julien Torunessi auf KTM.
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Titelverteidigung von Adrien van Beverien auf der Yamaha


Die Deutschen
Bevor hier die einzelnen Platzierungen erläutert werden, muss erwähnt werden, das mittlerweile fast genauso starke Starterzahlen wie die der Deutschen aus Argentinien oder anderen weitentfernten Länder vermeldet werden. Die weiteste Anreise hatte dieses Jahr ein Teilnehmer aus Haiti.
1996 zum Beispiel starteten noch 55 Deutsche Fahrer bei diesem Klassiker 2014 nur noch 6 Teilnehmer.
Woran das liegt ob das Rennen zu teuer oder das Scheitern vor dem eigenen Unvermögen der Grund für die geringe deutsche Teilnahme ist, kann seitens der unabhängigen Berichterstattung nicht geklärt werden und muss zwangsläufig ohne Ergebnis ausfallen. Der Spruch „als Endurofahrer musst du mindestens einmal hier gefahren sein“ scheint nicht mehr in Deutschland gültig zu sein, denn es muss auch bei uns mehr als 6 Endurofahrer in Deutschland geben.

So war es Marco Patock der mit seinen 7 Runden bei seinem 1.Touquet Debüt „bester Deutscher“ wurde und sich durchaus vorstellen kann hier noch mal zu starten. Er hatte sich mit einem Vorbereitungsrennen in Vlissingen/Niederlande und jeder Menge Trainingseinsätzen in Grevenbroich, in dessen Club er Mitglied ist, bestens vorbereitet und fand das Rennen im Nachhinein als keine unlösbare Aufgabe, auch wenn es natürlich fordernd war.

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Der Duisburger Oliver Fischer (Bild oben) kam auf 6 Runden und war mit dem Erreichten zufrieden und hatte ebenfalls ein Lächeln im Gesicht. Eine Erkältung hatte ihn im Training vor dem Rennen wichtige Zeit gekostet. „Nach 1 Stunde merkte ich, das da was fehlt, trotzdem habe ich mir gesagt, es wird gehen und so passte dann doch alles“.
Andre Struwe startete hier zum dritten Mal und nach zwei verkorksten Rennen hat er jetzt hier seinen persönlichen Frieden mit dem Rennen gemacht und schlussendlich kamen 6 Runden dabei raus. „Anfangs wurde ich von einem umgewehten Redbull Bogen aufgehalten und zum Ende wurde es natürlich schwer.
Rainer Götzenig fuhr auf seiner Husqvarna 6 Runden.
Michale Weber fuhr auf Honda 5 Runden und fuhr auch bereits am Freitag das Klassikerrennen. Mittlerweile dürfte er auf annähernd 30 Starts in Le Touquet kommen und kennt dort sämtliche Höhen und Tiefen.

Lothar Kramer musste sein Bike, eine KTM EXC 300 Bj 2015, nach einer Runde mit Kühlerriss abstellen um schlimmere Schäden zu vermeiden und ist von daher ein wenig verärgert. Ob er nochmal startet muss mit Abstand betrachtet werden .

Schlussendlich ist zu vermelden das die Streckenbauer durch im Vorfeld eingebaute Wellen eine schnellere Streckenermüdung eingeplant hatte, damit eine schnellere Selektierung der Sandkandidaten möglich wurde. Hier soll auch nicht jeder ins Ziel kommen, vielmehr ist das Level „anspruchsvoll“ angelegt, das durch ein vernünftiges Training in der Heimat Ehrgeiz geweckt wird, der wiederrum einen gesunden Herz Kreislauf produziert. Kurz gesagt: „ohne Kondition geht hier Garnichts außer Krämpfe “.

Ergebnisse:
1.    Van Beverien Adrien, Frankreich, 14 Runden
2.    Martens, Daymond, Belgien, 14 Runden
3.    Tournessi, Julien, Frankreich, 14 Runden
4.    Pain, Oliver, Frankreich, 13 Runden
5.    Cailly Nicolas, Frankreich, 13 Runden
6.    Bignot, Rodolphe, Frankreich, 13 Runden
7.    Leteve, Nicolas, Frankreich, 13 Runden
8.    Mollon, Eddy, Frankreich, 12 Runden
9.    Moras, Arnaud, Frankreich, 12 Runden
10.     Tossatto, Cedric, Frankreich, 12 Runden
Ferner:
341. Patock, Marko, Deutschland, 7 Runden
443. Fischer, Oliver, Deutschland, 6 Runden
445. Struwe, Andre, Deutschland, 6 Runden
449. Götzenich, Rainer, Deutschland, 6 Runden
525. Weber, Michael, Deutschland, 5 Runden
887. Kramer, Lothar, Deutschland, 1 Runde

Alle Ergebnisse: Hier klicken! (LINK)


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