Noch nie haben die Piloten der Motocross-WM so wenig Rennkilometer vor dem Saisonstart gesammelt wie heuer. Siebenfach-Weltmeister Tony Cairoli zählt zu den wenigen Fahrern, die zumindest drei Rennen gefahren sind.
Am Wochenende beginnt die WM in Qatar. Thailand folgt eine Woche später, genau wie im Vorjahr. Und wie im Vorjahr sind die Titelverteidiger erneut die großen Favoriten, also Tony Cairoli und Jeffrey Herlings. Cairoli ist seit fünf Jahren in der Königsklasse ungeschlagen. Ein Titel mit Yamaha und vier in Folge mit KTM. Wer soll seinen erneuten Durchmarsch verhindern? Am ehesten wohl Clement Desalle oder Gautier Paulin, die zuletzt härtesten Rivalen. Beide sind nur jeweils ein Rennen gefahren im Februar, beide haben gewonnen. Paulin hat dabei sogar gegen Cairoli gesiegt, aber der hatte auch mit einem dicken Knöchel zu kämpfen.
Max Nagl ist wie im Vorjahr der einzige deutsche Fixstarter. Der Bayer hat zwei Rennen in Italien bestritten - mit wenig Aussagekraft. Der Honda-Werkspilot ist zuversichtlich: "Die Tests verliefen sehr gut, wie haben uns jede Woche verbessert. Ich freue mich auf Qatar. Letztes Jahr war es eine neue Erfahrung unter Flutlicht zu fahren, etwas schwierig, aber das grösste Problem war meine
Lebensmittelvergiftung. Die hat mich ausser Gefecht gesetzt. Ich habe Vorbereitungen getroffen, dass es diesmal anders läuft. Ich fühle mich gut und stark, mein Training war gut und das Team arbeitet gut. Ich bin positiv gestimmt und freue mich, dass es losgeht."
Ob Nagl die großen Drei gefährden kann, wird man sehen. Zu gönnen wäre es dem 26-jährigen allemal. In seinem Umfeld lauern Teamkollege Evgenji Bobryshev, Tommy Searle, Kevin Strijbos, Ken de Dycker, Steven Frossard, Tyla Rattray und Jeremy van Horebeek. Vielleicht auch Ex-Weltmeister David Philippaerts, der sein eigenes Team gründete, und Yamaha-Neuzugang Rui Goncalves. Der Südafrikaner Rattray ist der letzte Fahrer, der Cairoli einen Titel abluchsen konnte. Das war 2008 in der MX2, als sich Cairoli just bei Rattrays Heim-GP schwer am Knie verletzte.
In der aktuellen MX2-Kampagne käme es einer Sensation gleich, sollte Jeffrey Herlings nicht seinen dritten Titel nacheinander gewinnen. Der 19-jährige Holländer war letztes Jahr bis zu seiner Verletzung unantastbar. Jordi Tixier, Christophe Charlier, Arnaud Tonus, Romain Febvre, Dylan Ferrandis oder Max Anstie, das sind potentielle Kandidaten im Kampf ums Podest. Mit Tonus, Jeremy Seewer und Valentin Guillod haben die Schweizer gleich drei schnelle Piloten im Feld.
Kürzere RennenNeuerungen und Albewährtes kennzeichnen die bevorstehende Saison. Neu ist, dass die Rennen nur noch 30 Minuten plus zwei Runden dauern - also um fünf Minuten verkürzt wurden. Neu ist auch, dass die Königsklasse jetzt MXGP statt MX1 heisst, und dass die Frauen nach Abschaffung der MX3 wieder etwas mehr ins Rampenlicht rücken. Zum zweiten Mal findet der Saisonauftakt unter Flutlicht statt und zum ersten Mal werden zu Beginn drei Rennen in Übersee gefahren. Mitte April findet der erste Grand Prix auf europäischem Boden statt. Mit 18 Rennen wird es eine lange Reise. Viel Stress wartet auch gegen Ende. Die Ukraine, Mexiko und Brasilien beschließen die Saison in der Ferne.
Mit je einem Husqvarna-Werksteam in der MXGP (Rattray, Todd Waters) und MX2 (Febvre, Alexander Tonkov) kehrt die Traditionsmarke zurück auf die große Motocross-Bühne. Waters und sein australischer Landsmann Luke Styke bestreiten beide ihre erste WM-Saison. Styke war 2013 in seiner Heimat der dominante MX2-Pilot. Man darf sehr gespannt sein, was die beiden zu leisten vermögen.
In der Frauen-WM richten sich die deutschen Blicke unterdessen auf Steffi Laier und Larissa Picoto. Auch Anne Borchers und Victoria Müller sind für Qatar genannt. Die Italienerin Chiara Fontanesi strebt nach dem Titel-Hattrick. Für alle Damen ist das Flutlicht-Rennen eine Premiere.
Starterliste MXGP/MX2Starterliste FrauenLive kann man gesamte Saison gebührenpflichtig auf der umbenannten Plattform
www.mxgp-tv.com verfolgen. Das erste Startgatter fällt am Samstag 1.3. um 16.00 MEZ.
Foto: S. Taglioni