Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Alle Prognosen und Spekulationen der letzten Tage und Wochen erwiesen sich schnell als Makulatur. Die Franzosen verteidigen ihren Titel beim Motocross der Nationen zum vierten Mal erfolgreich und bleiben seit 2014 ungeschlagen. Holland gewinnt alle drei Läufe, verpasst aber trotzdem den Sieg. Und beim Team Germany läuft es nur für Max Nagl im Rahmen der Erwartungen.
Es wurde und wird noch viel diskutiert werden, über das Wetter und sowieso. Jedenfalls gewinnen Gautier Paulin, Dylan Ferrandis und Jordi Tixier in Red Bud einen Punktekrimi mit zwei Zählern Vorsprung auf Italien. Bis zur letzten Runde im dritten und entscheidenden Rennen war es ein Fight buchstäblich mit offenem Visier. Tony Cairoli (4.) und Alessandro Lupino (5.) zeigen eine ganz starke Vorstellung, und hätten sie den vor ihnen fahrenden Paulin überholt, Italien hätte gejubelt. Paulin war aber zu gut und zu abgezockt. Der Husky-Pilot legt mit zwei Top-3-Laufergebnissen den Grundstein für die Titelverteidigung und seinen fünften Erfolg in Serie. Kein Fahrer hat das Nationencross die letzten zehn Jahre so bestimmt wie der großgewachsene Franzose, der nächste Saison zu Yamaha zurückkehrt.
"Haben Bedingungen zu unserem Vorteil gemacht"
Gautier Paulin: "Es ist ein unglaubliches Gefühl das MXON zum fünften Mal mit Frankreich zu gewinnen. Es fehlen mir die Worte zu beschreiben, wie glücklich ich bin. Die Bedingungen waren nicht ideal am gesamten Wochenende, aber wir haben es zu unserem Vorteil gemacht. Ich habe in beiden Läufen mein Bestes gegeben und bis zum Schluss gepusht. Danke an alle in meinem Team Rockstar Energy Husqvarna. Dieser Sieg mit Frankreich, besser kann man eine lange Saison nicht beenden."
Nach zwei zweiten Rängen schien die Zeit reif für die Holländer. Auf der nach viel Regen samstags und zunächst auch sonntags schlammigen Piste, erwiesen sich Glenn Coldenhoff und Jeffrey Herlings als unantastbar. Coldenhoff wird zum Held und gewinnt sensationell im Doppelpack (MX2/Open, MXGP/Open),
Glenn Coldenhoff
Teamkollege und Vierfach-Weltmeister Herlings dominierte den Auftakt (MXGP/MX2). Im dritten Rennen enteilt das KTM-Werksduo der Konkurrenz auf fast trockener Strecke um über eine Minute! Aber MX2-Pilot Calvin Vlaanderen verletzte sich früh. Der gebürtige Südafrikaner muss schon nach Lauf eins die Segel streichen, dennoch reicht es für unsere Nachbarn mit dem Ergebnis von 1-1-1-2-36 noch fürs Podest.
Beim Team Germany war man nach dem guten Ergebnis vom Samstag optimistisch. Doch technische Probleme und die Tücken einer Schlammschlacht machten früh alle Hoffnungen zunichte. Nach den ersten beiden Läufen waren die Deutschen mit 98 Punkten weit abgeschlagen Elfter. Australien führte zu dem Zeitpunkt vor Belgien und Italien. Max Nagl schaffte es mit seiner Werks-TM im letzten Lauf noch auf Rang acht, Ken Roczen auf neun. So wurde es mit der Bilanz von 8-9-11-25-25 und einem Streichresultat für Henry Jacobi schließlich Rang zehn.
Deutsche Fans zeigten Flagge
Die Australier und die Belgier erlebten einen desaströsen dritten Lauf, Der Australier Kirk Gibbs wird drei Mal überrundet, Clement Desalle fährt als 27. hinterher, die "Red Knghts" fallen bis auf Platz sieben zurück.
Team USA auf Platz sechs
Ähnlich wie beim deutschen Trio lief es für die favorisierten US Boys. Eli Tomac, Aaron Plessinger, Justin Barcia, keinem gelang ein Top-3-Resultat. Das Duell Tomac vs. Herlings fand am gesamten Wochenende erst gar nicht statt. Tomac (4/7) war trotzdem der Lichtblick im Team. AMA Supercross und Motocross-Champ Plessinger auf seiner 250ccm Yamaha konnte nie überzeugen. Der MXON-Rookie beendet die MX2-Wertung nur auf Platz acht. Dass es viel besser geht mit dem kleinen Motorrad, unterstrich Weltmeister Jorge Prado mit zwei dritten Rängen und sagenhaften Starts. Der Spanier gewinnt die MX2-Klasse vor Hunter Lawrence. Herlings siegt in der MXGP und Coldenhoff in der Open. Wie in der WM ein totaler Triumph für KTM.
Auch wenn die Bedingungen ganz anders waren, als es die US Stars von den Rennen der heimischen Motocross Meisterschaft in Red Bud gewohnt sind. Es festigt sich der Eindruck, dass die WM-Piloten einfach besser sind. Seit 2011 warten die Amis auf einen Sieg beim Saisonhöhepunkt. Und die Durststrecke könnte sich noch eine ganze Weile fortsetzen.
Puerto Rico übrigens konnte nichts ausrichten: Die Altmeister Ryan Sipes und Kevin Windham zusammen mit Superstar Travis Pastrana qualifizierten sich erst über das B-Finale. Am Ende wurde es der vorletzte Platz im Feld der 20 Teams.
2019 Assen, 2020 Ernée
Nächstes Jahr steigt das Motocross-Spektakel Nationencross in Assen. Die Holländer hätten es verdient gehabt, mit den Startnummern 1, 2 und 3 aufzulaufen. Vielleicht 2020, dann fährt man im französischen Ernée. Aber gut möglich, dass der Titelverteidiger dann erneut Frankreich heißt.
