Das Finale der MX1/MX2 Motocross-WM in Lierop brachte zwei völlig unerwartete Sieger. Yamaha-Privatfahrer Shaun Simpson gewinnt die Königsklasse und seinen ersten Grand Prix überhaupt. Jeffrey Herlings kommt wie Phönix aus der Asche, um nur drei Wochen nach seinem Schulterbruch dort anzuknüpfen, wo er vor seiner Verletzung stand - nämlich auf dem MX2-Siegerpodest ganz oben.
Simpson holte sich auf der nach nächtlichen Regenfällen extrem schweren Sandstrecke erst den Lauf- und anschliessend mit Rang drei komplett unerwartet den Gesamtsieg des Benelux-GP. Er ist damit der erste Brite seit Billy MacKenzie 2007, der ein MX1-Rennen gewinnt, und gleichzeitig auch der letzte, denn die Klasse wird nächstes Jahr in MXGP umbenannt. Simpson, der sich Mitte der Saison von TM trennte, erzielte seine besten Ergebnisse in den letzten vier Rennen. Mit den 45 Punkten aus Lierop schiebt er sich noch an Max Nagl vorbei auf WM-Position neun. Nagl als Zehnter hält Ex-Weltmeister David Philippaerts und Yamaha-Werksfahrer Joel Roelants hinter sich - obwohl der Bayer fünf der 17 Grand Prix verpasste.
Kevin Strijbos (2-2) und Weltmeister Tony Cairoli (4-1) verpassen den Sieg beim Finale mit einem bzw. zwei Punkten Rückstand nur denkbar knapp. Cairolis Teamkollege Ken de Dycker sichert sich den dritten WM-Rang als Lierop-Fünfter.
Jeffrey Herlings (#84) sorgte für die zweite haushohe Überraschung des Wochenendes. Herlings entschied sich kurzfristig zur Teilnahme, gewann samstags das Qualirennen und sonntags beide Läufe, wobei ihm der Zustand der Strecke sicher in die Karten spielte. Obendrein macht er das Dutzend voll. Der holländische Teenager hat bei allen Heimrennen seit seinem WM-Einstieg 2010 jeweils beide Läufe gewonnen. Sein Rekord steht jetzt bei insgesamt 12 Laufsiegen, acht in Valkenswaard, vier in Lierop. Und das Ausnahmetalent darf diese Woche doppelt feiern: Herlings wird am Donnerstag 19 Jahre alt.
Im MX2-Endklassement belegen KTM-Fahrer vier der ersten fünf Ränge. Der Franzose Jordi Tixier ist Vizeweltmeister und der Spanier José Butron WM-Dritter. KTM gewinnt souverän die Markenwertung in der MX1 und MX2.
Der neue 250ccm-Europameister heisst unterdessen Valentin Guillod und kommt aus der Schweiz. Landsmann Jeremy Seewer war chancenlos, wurde aber auch ohne Punkte beim Saisonfinale klar Vizemeister. Als 125ccm Zweitakt-Europameister stand der Lette Pauls Jonass bereits fest. Auch hier gehen beide Titel an KTM.
Höchst bemerkenswert ist das EM-Debüt des erst 14 Jahre alten Cyril Genot. Der Yamaha-Pilot gilt als eines der größten belgischen Talente und konnte das mit einem starken dritten Platz in der Zweitaktklasse auf Anhieb unterstreichen. Genot fährt 2014 die komplette Saison und erhält den australischen MX2-Meister Luke Styke als Teamkollegen. Styke wird in der MX2-WM antreten, für Kemea Reytec Yamaha an der Seite des Bulgaren Petar Petrow.
Die Deutschen Henry Jacobi und Brian Hsu landeten zum Saisonausklang in den Top ten, genau wie im Endstand der EMX125-Wertung. Jacobi verpasste den dritten Meisterschaftsrang nur um wenige Punkte.
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Fotos: Ray Archer, www.motocrossmx1.com