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Im dritten und letzten Teil unserer Interview-Reihe geht es Querbeet um alles, was mit Motocross zu tun hat. Was hat Simon Längenfelder für Wünsche? Welchen Job würde er als Nicht-Profi gerne machen und was rät er ambitionierten Familien? Hier erfahrt ihr im letzten Teil mehr über den stets freundlichen 19- Jährigen Franken.

Simon, kannst du von deinem Sport gut leben?

Ja, wenn man vorne mit dabei ist, dann kann man gut davon leben. Motocrosser ist keine normale Arbeit, in der man jede Woche seine 40 Stunden arbeitet und dann am Ende des Monats sein Geld bekommt. Beim Sport hängt es immer von den Ergebnissen ab, auch wie lange man gute Ergebnisse einfährt. Wenn alles sehr, sehr gut läuft, dann kann man MX fahren bis man 35 ist. Ich habe sehr gute Sponsoren, die mich super unterstützen und mir viel ermöglichen.

Wir haben jetzt bei den amerikanischen Play-Offs absolute Top-Prämien von teilweise über eine Million US Dollar bei den 450ern und 500.00 Dollar bei den 250ern gesehen. Spielt man da nicht mit dem Gedanken dort auch mal zu fahren?

Auf jeden Fall! Wenn man sieht, dass man da für drei Rennen eine halbe Million Dollar bekommt, sofern man vorn dabei ist. In der MXGP bekommst du null Euro, eine Medaille und man wird hauptsächlich vom Hersteller bezahlt. In der SuperMotocross World Championship drüben kriegst du dein normales Gehalt und die Prämien noch dazu. Es ist schon wirklich ein Reiz. Es ist einfach etwas ganz anderes als in Europa.

Würdest du nicht mal bei den Amerikanern eine Saison fahren?

Ich bin aktuell so happy mit meinem Team und den Leuten hier. Ich wäre noch nicht bereit für so einen Schritt. Ich will meine ganzen Leute hier nicht hinter mir lassen, um ein ganz anderes und neues Leben in den USA aufzubauen.

Welche Strecke fandest du dieses Jahr am besten und auf welche könntest du wohl eher verzichten?

Ich fand Lommel am besten. Die Strecke war richtig ausgefahren und es haben sich ständig neue Linien gebildet, in denen man überholen konnte. Sowohl das Können als auch die Ausdauer war gefragt. Eine der am schlimmsten aussehendsten Strecken war Vantaa in Finnland. Ich dachte zuerst, ob das eine 85er Strecke ist? Zum Fahren war es dann aber wirklich in Ordnung. Klar, wir hätten manchmal bessere Strecken, als ausgewählt sind, aber die Infrastruktur spielt ja auch eine Rolle. Ich denke in der 250er- Klasse hatten wir immer spannendes Racing, also scheint die Auswahl nicht schlecht zu sein. Ich bin ein Fan von Veränderungen auf der Strecke, deshalb will ich nicht immer nur schnelle und weite Strecken. So müssen die Fahrer auch einfach alles können.

Ein ewiges Thema ist die Streckensicherheit. Hast du eine Idee, wie Strecken sicherer gemacht werden könnten?

Ich glaube nicht, dass die Strecken unbedingt gefährlicher werden. Klar, dass wir immer schneller werden, aber Motocross ist nunmal gefährlich. Ich denke eher, dass es die vielen Rennen und wenigen Pausen so gefährlich macht. Vor ein paar Saisons gab es immer mal eine Sommerpause oder mal zwei Wochenenden frei. Besonders nach Überseerennen ist es schwierig. Du kommst von Reisen, die über 24 Stunden gehen. Danach bist du erstmal im Eimer. Du bist fertig vom Rennen, du kannst dich nicht regenerieren, du musst dich an die Zeitumstellung anpassen.

Ein großes Problem ist wohl eher die Streckenvorbereitung. Manche Vereine machen das erst am Freitag, aber das ist zu spät. Solange die Leute meinen, dass sie die Strecke so vorbereiten müssen, dann sollen sie es so machen. Es bleibt ja für alle Fahrer gleich. Die MXGP ist für uns die höchste Liga, da müsste man auch erwarten, dass sie die besten Strecken hat. So ist es aber eben manchmal nicht.

Ok, lass uns etwas allgemeiner werden. Wenn du einen Wunsch frei hättest, was wäre er? Unendliche viel wünschen ist aber verboten.

Das ist einfach. Ich wäre gerne Weltmeister.

MX2 oder MXGP?

Das wäre mir egal.

Was würde mehr Kids zum Motocross bewegen?

Wenn man als Kind Motocross fährt, dann hat das nur mit den Eltern zu tun. Als Kind kann man sich kein Motorrad kaufen oder zu einer Strecke fahren. Aufgrund der aktuellen Inflation und so weiter wird es auch weniger geben, die in so ein teures Hobby investieren können. Klar kostet Motocross als Motorsport nicht so viel wie Autosport, aber für viele andere Sportarten braucht man nur einen Ball und ein paar Schuhe. Wenn ich das aus meiner Sicht sehe, wie viel meine Eltern gegeben haben, damit ich Motocross fahren kann. Die haben da alles reingesteckt. Dann geht es weiter mit dem Training. Meine Eltern haben im Schichtdienst und am Wochenende gearbeitet, da konnte man in der Woche auch mal fahren und es war bei mir immer jemand zu Hause.

Was wäre denn dein Tipp Nr.1 an die Eltern und Kinder, die erst kurz fahren?

Dass man unbedingt mal an einem Training teilnimmt. Es braucht da ein paar erfahrene Leute, die erklären, wie man sich so an und auf der Strecke für die Sicherheit verhält. Sowas wie den Arm heben oder nicht kreuzen. Auch, dass man sich im Fahrerlager gegenseitig hilft. Meine Eltern hatten nichts mit Motocross zu tun, die wussten anfangs auch nichts. Erst später und durch die Hilfe vieler anderer Leute, mit denen man unterwegs war, haben wir alles gelernt.

Siehst du die Zukunft des Motocross elektrisch?

Das ist sehr schwierig. Es kommen ja immer mehr E-bikes raus. Bei einem Motocross Motorrad machst du Sprit rein und fährst. Das dauert eine Minute. Bei einem Elektrobike musst du erst laden und da gibt es ja auf den Strecke noch nichts. Am besten ist, dass sie leise sind und man fast überall fahren darf. Wenn die Strecke dann nicht staubt, dann kann sich keiner über den Sport beschweren.

Ich denke, das würde dem Sport helfen, aber es nimmt den Sound, der die Stimmung macht. Es werden immer mehr Strecken geschlossen, weil es eben immer so laut ist. Wir wollen ja nur das machen, was wir gerne machen. Wir tun niemanden was und wir wollen auch niemanden was schlechtes. Man darf nicht kategorisch dagegen sein, weil das Leben sonst keinen Spaß macht.

Wenn es nicht MX geben würde, wo wärst du dann Spitzensportler?

Ich wäre MTB Enduro-Profi. Downhiller sind mir zu hart am Limit.

Und wenn du einen völlig normalen Job hättest?

Als kleines Kind wollte ich immer Feuerwehrmann sein, aber das werde ich wohl nicht mehr. Es ist schon eine schwere Frage. Vielleicht wäre ich auch einfach Motocross Mechaniker.

Wirklich, du bist ein Schrauber?

Ja, ich bin zwar kein Top-Mechaniker, aber die normalen Sachen kann ich alle machen.

Du hast ja auch ein 125er GasGas Projekt, das fertig geworden ist.

Ich bin sehr sehr happy! Sie sieht sehr gut aus und es war ein schönes Projekt. Ich habe eigentlich alles selbst gemacht und nur ein bisschen Hilfe gebraucht. Die Ideen und so weiter habe ich aber alles selbst umgesetzt. Bei Fragen habe ich auch immer meinen Mechaniker Giovanni angerufen. Es hat mega Spaß gemacht.

Danke Simon, für deine Zeit und die Einblicke. Im Namen von baboons.de und der Leser bedanken wir uns für die spannende Saison und wünschen eine gute Zeit sowie eine gelungene Vorbereitung auf 2024.

Simon Längefelder Interview Teil 1

Simon Längenfelder Interview Teil 2


Foto: Juan Pablo Acevedo