Es ist eine der spektakulärsten Nachrichten der jüngeren Motocross-Geschchte. Der vierfache Supercross-Champ Ryan Villopoto fährt 2015 in der MXGP-Weltmeisterschaft gegen Tony Cairoli, Max Nagl und Co.
Überraschend kommt die heute von Kawasaki Europa verbreitete Info nicht, aber eine Sensation ist sie trotzdem. Noch nie in der 40-jährigen Geschichte der U.S. Supercross-Meisterschaft hat der amtierende Champ der Serie den Rücken gekehrt, um Grand Prix zu fahren.
"Ich bin bereit für das nächste Kapitel meiner Karriere und neue Ziele zu erreichen", so Villopoto. "Ich habe Rekorden nie viel Beachtung geschenkt. Wenn eine Möglichkeit wie diese kommt, gegen die Besten der Welt zu fahren und die USA zu repräsentieren, dann her damit. Es wird eine große Veränderung und es ist das letzte Kapitel meiner Karriere, Sieg oder Niederlage. Ich bin extrem erfreut über diese Möglichkeit, auch darüber, Ex-Weltmeister Tyla Rattray als Teamkollegen zu haben. Er weiß, was es benötigt, um in der WM zu bestehen und ich kann von ihm lernen."
Der 26-jährige Villopoto und der 28-jährige ehemalige MX2-Weltmeister Rattray bilden 2015 das Kawasaki-Werksteam. Sie ersetzen das französische Duo Gautier Paulin und Steven Frossard.
Villopoto, der neben vier Supercross-Titeln in Folge in den Jahren 2011 und 2013 auch die 450ccm AMA Motocross Meisterschaft gewann (verletzt 2012 und 2014), wird nachgesagt, er sei ausgebrannt von dem umbarmherzigen Rennkalender in den Staaten. Aber er hatte einen Vertrag für 2015 mit Kawasaki USA, den er jetzt auf Umwegen erfüllt. Für die MXGP/MX2-WM und Serienpromoter Giuseppe Luongo ist das ein Geschenk des Himmels. Ebenso für Hauptsponsor Monster Energy. Seit Jahren dominiert Red Bull KTM beide Klassen. Die Aufmerksamkeit der U.S. Fans und Medien für die WM wird ungeahnte Höhen erreichen. Die Zuschauerzahlen werden steigen. Dass Villopoto zum bestbezahlten Fahrer in der Geschichte der Motocross-WM wird, davon darf man fest ausgehen.
Für Villopoto selbst ist der Schritt ein mutiger. Bei allem Respekt für Cairoli, Jeffrey Herlings, Ryan Dungey oder Ken Roczen. Villopoto muss als der schnellste Motocrosser der Gegenwart gelten. Holt er den Titel, wird man sagen "war doch klar". Kommt er unter die Räder, hat eine phänomenale Karriere mit neun AMA Motocross und Supercross-Titeln seit 2006 zumindest eine kleine Schramme. Andererseits kann sich der aus dem Staat Washington stammende Villopoto, der seine gesamte Profikarriere seit Sommer 2005 Kawasaki fuhr, einen einmaligen Eintrag in die Annalen der Motocross-Historie sichern.
Bisher waren es für ihn 17 Supercross- und 12 Motocross-Meisterschaftsrennen sowie der Monster Energy Cup. Macht 29 in den USA, eins in Kanada. Nun erwartet Villopoto ein Kalender mit 18 WM-Läufen auf mindestens drei Kontinenten. Dazu verschiedene Sprachen, Kulturen, Essgewohnheiten und lauter neue Strecken. An dieser Aufgabe sind schon zahlreiche hochgewettete U.S. Profis vor ihm gescheitert - auch zu einer Zeit, als es nur 12 WM-Läufe pro Saison und kaum Übersee-Rennen gab.
Tixier, Ferrandis und Covington in MX2
Zeitgleich bestätige Kawasaki das Trio für die MX2-WM 2015. Weltmeister Jordi Tixier kommt von KTM und bringt die Nummer eins am Motorrad mit. Seine Kollegen sind Landsmann Dylan Ferrandis und U.S. Boy Thomas Covington, die beide bereits heuer für das Team fuhren. Für Tixier ist es die letzte MX2-Saison. Der Franzose muss wegen der Altersregelung 2016 aufsteigen in die MXGP.
Außerdem offiziell wurden die Werksfahrer für die U.S. Meisterschaft. In der 450ccm Klasse im Team Monster Energy Kawasaki sind Davi Millsaps und Wil Hahn die Nachfolger von Villopoto und dessen langjährigem Kollegen Jake Weimer. In der 250ccm Kategorie setzt Monster Energy Pro Circuit Kawasaki auf Ausnahmetalent Adam Cianciarulo, auf den vierfachen Arenacross-Meister Tyler Bowers, auf Profi-Debütant Chris Alldredge und den Schweizer Neuzugang Arnaud Tonus. Bowers und Tonus sind komplette Neuzugänge, Alldredge ist Supercross-Rookie.
