Ken Roczen hat seinen zweiten Grand Prix Sieg binnen Wochenfrist hauchdünn verpasst. Stattdessen feiert Marvin Musquin im tschechischen Loket seinen achten Saisonerfolg. Antonio Cairoli triumphiert in der Köngisklasse MX1.
Livia Lancelot gewinnt bei den Frauen und macht das KTM-Triple perfekt, eingerahmt von den Markenkolleginnen Maria Franke und Steffi Laier.
Marvin Musquin
Roczen war in Lauf eins nicht zu schlagen. Vor enorm vielen deutschen Fans schaffte das Ausnahmetalent einen nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg. Musquin steckte bis zur Rennmitte im Verkehr fest und Shaun Simpson - lange Zeit Zweiter - hatte schlichtweg nicht die Mittel, um Roczen herauszufordern.
Lauf zwei wurde anschliessend zum Kracher. Musquin hatte den besseren Start und führte von Beginn an, während Roczen diesmal schlechter weg kam. Der Mattstedter heftete sich von Platz fünf kommend an Musquins Fersen und fuhr die besseren Zeiten. Nach sieben Runden übernahm Roczen schliesslich die Führung, um sie prompt nach Sturz wieder zu verlieren. Die nächsten 13 Runden bis zur Zielflagge machte Musquin keine Fehler. Roczen kam mehrfach in Schlagdistanz, aber zum erneuten Überholen reichte es nicht. Am Ende fehlten 0,516 Sekunden zum Sieg.
Musquins WM-Führung bleibt damit bei 78 Punkten. Roczen hat sich weiter Luft auf den Drittplatzierten Steven Frossard verschafft, der nach bester Qualizeit samstags nur Rang sieben schafft.
Jeffrey Herlings kugelt sich die Schulter aus und Gautier Paulin erkämpft als Dritter sein zweites Saisonpodest. Dennis Ullrich holt seinen allerersten WM-Punkt als 24. Arnaud Tonus wird Laufachter und -siebter. Der fünfte WM-Rang scheint noch möglich für Roczens Schweizer Teamkollegen.
In der Königsklasse MX1 ging der Sieg erneut an Tony Cairoli. Der Sizilianer musste sich - erstaunlich genug - im ersten Rennen in Führung liegend von Tanel Leok überholen lassen. Der Este hatte anschliessend Probleme in Lauf zwei. Mit einem Stein in der Bremse stürzte er, während Cairoli an der Spitze schnell enteilte. Am Ende siegte Cairoli (2-1) vor Clement Desalle (3-2) und Leok (1-5).
Steve Ramon (#11), Cairoli (#222), Evgenji Bobryshev (#777)
Max Nagl wird knapp hinter Steve Ramon Fünfter. Der Bayer zeigte sich anschliessend mit seiner Leistung zufrieden - zwei Monate nach der Schulterverletzung. Julien Bill startete erstmals für Sarholz KTM. Der Schweizer holt neun Punkte und ist nach Yamaha, Kawasaki, Honda und Aprilia wieder bei der Marke, für die er 2005 Platz drei in der MX3-Klasse erreichte.
Übrigens: Roczens schnellste Runde in Lauf eins war über eine halbe Sekunde besser als Cairolis im anschliessenden MX1-Lauf. Auf der für Loket-Verhältnisse ungewohnt technischen und tief zerfurchten Strecke waren die Bedingungen in beiden Läufen vergleichbar. Im zweiten Lauf knallte Musquin kurz vor Schluss eine unfassbare 1:52.366 auf die Bahn. Nur Cairoli konnte diese Zeit anschliessend noch knapp toppen (1:52.083).
Womit sich erneut die Frage stellt: wer braucht überhaupt 450 Kubik?
Bei den Mädels schaffte Maria Franke samstags bei extrem schlammigen Verhältnissen ihren ersten WM-Laufsieg. Livia Lancelot schlug sonntags zurück. Punktgleich mit Franke siegte die Französin. Steffi Laier konnte sich über ihren dritten Rang freuen, der erneute Titelgewinn scheint nur noch Formsache.
Maria Franke
Wie erwartet sicherte sich Jordi Tixier den Titel in der Zweitakt-EM vorzeitig. Der KTM-Franzose holte bisher elf von zwölf möglichen Laufsiegen.
Und sonst?
Positiv: Nach 48 Stunden Dauerregen seit Donnerstagabend fand das Rennen überhaupt statt. Das Wetter sonntags war prächtig und speziell der erste MX1- sowie der zweite MX2-Lauf boten beste Unterhaltung. Die Kulisse war toll, zahlreiche deutsche Fahnen inklusive.
Negativ: Das Fahrerlager präsentierte sich wie Teile der Festmeile als Schlammwüste. Das Samstagsprogramm wurde deutlich zusammengestrichen, die MX1- und MX2-Qualirennen fielen aus. Die bereits angereisten Zuschauer waren nicht glücklich und hätten lieber eine Schlammschlacht gesehen.
Punktestand MX1 nach 12 Rennen
Punktestand MX2 nach 12 Rennen
Tanel Leok
