Das 67. Motocross der Nationen war ein großes Fest. Der Talkessel war bis zum letzten Platz gefüllt, die Entscheidung um den Sieg fiel in der allerletzten Runde und Ken Roczen hielt dem Druck stand. Alles in allem ein Wochenende, über das man auch in 20 Jahren noch sprechen wird.
MSC Teutschenthal-Vorsitzender Joachim Jahnke: „Das war die größte Veranstaltung, die wir in der mehr als 40-jährigen Geschichte des MSC Teutschenthal ausgerichtet haben. Es war ein sehr erfolgreiches Wochenende. Ich denke, wir waren großartige Gastgeber für die Besucher aus aller Welt.“ MSC-Rennleiter Andreas Kosbahn ergänzte: „Dieses Wochenende wird als einer der besten Nationencups in die Geschichte der Mannschaftsweltmeisterschaft eingehen. Wir haben großartige Rennen mit perfektem sportlichen Ablauf vor einer unglaublichen Kulisse erlebt. Heute war ein großer Tag für den Motocross-Sport, auch wenn die Titelverteidigung des deutschen Teams auf heimischem Boden nicht gelungen ist.“
Dennis Ullrich hatte bei seinem Debüt bekanntlich Sturzpech und musste sein zweites Rennen (MX1/MX Open) mit Schmerzen direkt nach dem Start abbrechen - aber Max Nagl und Ken Roczen zeigten mit ihren Leistungen, dass das Podium auf alle Fälle drin war. Und "K-Roc" Roczen gewann zum vierten Mal in Folge die MX2-Fahrerwertung, das wird ihm so schnell keiner nachmachen.
Max Nagl: „Ich bin mit dem Wochenende fahrerisch sehr zufrieden. Der Start zum ersten Rennen verlief aber leider nicht gut, im Rennverlauf habe ich aber voll attackiert und bin auf Rang elf vorgefahren. Das hat riesen Spaß gemacht und das Fahren ging sehr gut. Deutlich besser war dagegen der Start ins zweite Rennen. Ich bin perfekt weggekommen und habe lange geführt. Die Fans waren einfach genial und haben einen super gepusht. Tony (Cairoli) brauchte lange um aufzuschließen, als er vorbei ging habe ich mir seine Spur angesehen und versucht ihm zu folgen. Leider hat mich in der letzten Runde eine Windböe erwischt und ich bin neben der Strecke gelandet. Danach waren de Dycker und Bobby (Bobryshev) direkt hinter mir und ich musste die beiden noch vorbei lassen. Zunächst hab ich mich geärgert den zweiten Platz verloren zu haben, anderseits bin ich happy. Das Rennen hat mir einen super Motivationsschub für die kommende Saison gegeben. Wir drei haben unser bestes gegeben, beim MXoN gehört auch immer etwas Glück dazu.“
Für Nagl ist die Saison aber noch nicht beendet. Am 15. Oktober fliegt er nach Japan und wird dort bereits sein neues Motorrad für 2014 testen, zusätzlich startet er in Sugo bei einem Lauf zur Japanischen Meisterschaft.
KTM holt alle Laufsiege
KTM dominierte unterdessen erneut wie im Vorjahr, Roczen und Cairoli (2x) hiessen die Laufsieger. Letztes Jahr erteilte Cairoli den U.S. Boys eine Lektion im Sand, jetzt auf der schnellen und teils extrem ausgefahrenen Strecke in Teutschenthal. Die Italiener als Mannschaft standen bis Sonntag zuletzt 2002 auf dem Podium eines Nationencross. Damals, nach Absage und Verlegung, wurde das Event von fast allen Spitzenfahrern ignoriert.
Auch das B-Finale war in fester Hand der KTM-Piloten. Mattiss Karro und Tim Gajser duellierten sich an der Spitze für Lettland und Slowenien. Karro siegte und bescherte damit seinen Landsleuten den Finaleinzug im letzten Moment. Das kleine Finale am Sonntagmorgen war ähnlich spannend wie die Hauptrennen. Lettland, Kanada, Puerto Rico und Irland kämpften verbissen bis zur letzten Runde. Am Ende hiess es Lettland 11 Punkte, Puerto Rico 12, Irland und Kanada 13.
Was noch?
Im Rahmen der Veranstaltung stellte WM-Promoter Youthstream neue Rennen in Leon (Mexiko), Donetsk-Dimitrov (Ukraine) und Goiás (Brasilien) vor. Die MXGP/MX2-WM wird nächste Saison damit zwei Rennen in Brasilien fahren. Und der Schweizer Jeremy Seewer wurde ausgezeichnet mit dem Ricky Carmichael Award für seine starken Fahrten als jüngster Teilnehmer im Hauptprogramm. Erwähnenswert auch die Leistung von Seewers Teamkollege Valentin Guillod. Der Schweizer Europameister lieferte in der MX1-Klasse an beiden Tagen starke Fahrten. Guillod klassierte sich als Achter vor einigen etablierten WM-Cracks.
2014 treffen sich die Nationen in Kegums in Lettland auf einer Piste, die seit Jahren WM-Rennen abhält, aber nicht unbedingt in die Kategorie Traditionsstrecke fällt. Die Messlatte liegt hoch, bis auf ein chronisch überlastetes Mobilfunknetz bot das 67. Motocross der Nationen in Teutschenthal wenig Grund zur Klage, aber ganz viel Grund, noch in 20 Jahren darüber zu sprechen.