Der chinesische GP in Shanghai war mehr als spektakulär! Während das Rennen untypischerweise aufgrund eines Feiertages auf den Montag gelegt wurde, änderte sich die Situation durch ein heranstürmendes Unwetter. Somit legte man das Rennen als Eintagesveranstaltung auf den Sonntag, um dem Regen am Montag ein Schnippchen zu schlagen.
MX2 - Coenen vertagt die WM-Entscheidung
Im ersten Rennen der MX2-Klasse erwischte Polesetter Simon Längenfelder auf der GASGAS einen guten Start und reihte sich direkt hinter Husqvarnas Lucas Coenen ein. Das Führungsduo wurde von Liam Everts und Karlis Reisulis verfolgt, die sich in einem engen Zweikampf duellierten. Kay De Wolf, der derzeitige Spitzenreiter der MX2-Weltmeisterschaft, hielt sich zunächst zurück, zögerte jedoch, ob er seine Punkte sichern oder offensiver fahren sollte. Im weiteren Verlauf nutzte De Wolf die Erschöpfung seiner Konkurrenten und schob sich auf Platz drei vor. An der Spitze konnte Längenfelder den Abstand zu Coenen konstant innerhalb von zwei Sekunden halten und erhöhte den Druck durch schnelle Rundenzeiten. Coenen ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und verteidigte seine Führung erfolgreich bis ins Ziel. Er gewann das Rennen vor Längenfelder und De Wolf. Somit konnte er fünf Punkte auf den WM-Leader gutmachen.
Im zweiten Lauf sicherte sich Karlis Reisulis mit seiner Yamaha den Holeshot und konnte sich frühzeitig von seinen Verfolgern absetzen. Hinter ihm folgten Längenfelder, Coenen und De Wolf. Für Liam Everts nahm das Rennen jedoch eine dramatische Wendung, als er nach einer Berührung mit Coenen stürzte und unter seiner KTM begraben wurde. Die Streckenposten hatten Schwierigkeiten, die Situation zu bewältigen und es dauerte lange Sekunden, bis Everts befreit werden konnte. Die Rotkreuz-Flagge blieb an der Unfallstelle für mehrere Runden präsent, bis Everts schließlich abtransportiert wurde. An der Spitze schien Reisulis das Rennen zu kontrollieren, bis er in einer Kurve zu tief eintauchte und stürzte. Inzwischen lieferte sich Längenfelder einen intensiven Zweikampf mit De Wolf, den der Niederländer für sich entscheiden konnte. Coenen nutzte die Gelegenheit und setzte sich von hinten heran, überholte sowohl Längenfelder als auch De Wolf und sicherte sich damit den Doppelsieg. De Wolf wurde Zweiter, gefolgt von Längenfelder, der während des Rennens unter sehr starken Bauchschmerzen litt. Mit diesem Ergebnis konnte Coenen den Rückstand in der Meisterschaft um acht Punkte auf 36 Zähler verkürzen.
Lucas Coenen: "Ich muss einfach pushen! Und ich wusste, dass es mit der Temperatur sehr schwierig wird. Wenn man anhält, dann fühlt es sich schlimmer an. Ich muss gegen ihn (Kay) kämpfen und versuche ihn jedes Rennen zu schlagen, also mach ich das. Ich möchte mich noch bei Liam entschuldigen. Ich dachte, dass er weiter außen fahren würde und ich habe ihn getroffen. Ich war danach so genervt, weil ich danach auch seinen Vater gesehen habe. Ich habe mich das ganze Rennen gefragt, was ich da für einen Mist gemacht habe, auch wenn es nicht mein Wille war. Ich hoffe, dass er ok ist."
Wie nun bekannt wurde, brach sich Liam Everts den fünften Halswirbel. Glücklicherweise scheint das Gefühl in Arme und Beine zurückzukommen! Im Namen der Leser und der Redaktion wünschen wir LE72 alles Gute und eine vollständige Genesung!
MX2-Tageswertung
MXGP - Führungswechsel vor dem Finale
Das MXGP-Rennen an diesem Wochenende lieferte packende Momente und dramatische Wendungen. Im ersten Lauf stand der Zweikampf zwischen dem WM-Führenden Tim Gajser und seinem Verfolger Jorge Prado im Mittelpunkt. Gajser, der nur 14 Punkte Vorsprung hatte, durfte sich mit der Honda keine Fehler leisten. Doch schon kurz nach dem Start geriet er unter enormen Druck: Nach einem Zusammenstoß mit Glenn Coldenhoff fand sich Gajser am Ende des Feldes wieder. Seine Aufholjagd wurde zusätzlich durch einen weiteren Crash mit Yamaha-Pilot Andrea Bonacorsi erschwert. An der Spitze wehrte sich HRC-Kollege Ruben Fernandez gegen die Angriffe von Prado und Romain Febvre erfolgreich, während Gajser von einer weiteren Hiobsbotschaft getroffen wurde: Eine gebrochene Fußraste drohte seine Punktejagd zu beenden. Trotz der widrigen Umstände und des dezimierten Fahrerfelds reichte es für Gajser noch zu vier Punkten mit Platz 17.
Im zweiten Rennen musste Gajser dringend Boden gutmachen, um seine WM-Chancen zu wahren. Er erwischte einen besseren Start und reihte sich direkt hinter Prado ein. Hinter den beiden kam es jedoch zu einem heftigen Unfall, der Jeremy Seewer, Maxime Renaux und Alberto Forato mit zerstörten Trikots aus dem Rennen warf. Nur Mattia Guadagnini konnte das Rennen fortsetzen. An der Spitze verteidigte Prado seine Führung vehement gegen die Angriffe Gajsers und sicherte sich den Sieg. Völlig erschöpft verzichtete er auf das Siegerinterview. Febvre wurde Dritter und sicherte sich damit den zweiten Platz auf dem Podium, während Jeffrey Herlings, trotz gebrochener Rippen und einer Brandwunde aus der Türkei, auf Platz drei der Gesamtwertung landete.
Für das kommende WM-Finale stehen die Zeichen gut für Prado. Mit sieben Punkten Vorsprung und der roten Nummerntafel reist er zu seinem dritten Heim-GP der Saison. Doch wie das Wochenende gezeigt hat, kann im Motorsport alles passieren.
Jorge Prado: "Der MXGP von China ist vorbei und es war ein großartiges Wochenende für mich. Ich bin im Training auf Platz eins gefahren, dann Zweiter in Moto 1 und Erster in Moto 2. Es war körperlich sehr hart – sehr feucht, mit hohen Temperaturen. Nach dem ersten Rennen habe ich alles gegeben und mich darauf konzentriert, das Wochenende so stark wie möglich zu beenden. Das haben wir geschafft und jetzt haben wir die rote Nummerntafel und einen Vorsprung von sieben Punkten bei einer verbleibenden Runde. Das gibt uns am Ende der Saison eine Traumchance und ich freue mich so sehr auf die letzte Runde in Spanien. Ich glaube, niemand hat erwartet, dass wir mit der roten Nummerntafel aus diesem GP herauskommen. Wir haben dieses Wochenende wirklich hart am Motorrad gearbeitet und ich denke, ich bin großartig gefahren. Wir haben die Punkte geholt, die wir uns vorgenommen hatten, und ich bin super, super glücklich – ich kann es immer noch nicht glauben! Lasst uns den Titel in Spanien holen"
MXGP-Tageswertung