Maximilian Werner aus Jena hat 2023 noch mal einen richtigen Sprung in seiner Karriere gemacht. Der junge Thüringer fuhr bereits bei vier von sechs Läufen der EMX125 aufs Podium. Damit liegt der vom ADAC unterstützte Teenager nicht zu Unrecht in der EM-Tabelle auf Rang 3. Nachdem er nun bei seinem Heimspiel in Teutschenthal krankheitsbedingt nur mit stumpfen Waffen den zweiten Rennlauf am Sonntag bestritt, baten wir den MX-Piloten vom Fantic Factory Team Maddii mal zum Gespräch.
Hi Max, wir wollen vorne anfangen, warum bist du Motocrosser geworden?
Maximilian Werner: Ich hab schon früh angefangen, weil man Vater früher selbst Motocross gefahren ist. Zwar nicht professionell, sondern nur die Landesmeisterschaft, aber das hat mir gefallen und ich wollte auch. Er hat mir dann eine PW50 mit Stützrädern gekauft und dann ging das bei mir los. Dann habe ich immer auf der Wiese bei meinem Opa trainiert und das hat einfach Spaß gemacht. Mit vier Jahren bin ich dann mein erstes Rennen gefahren.
Wie hast du alles mit der Schule unter einen Hut bekommen, du bist ja erst 17 Jahre alt?
In den jüngeren Jahren war das alles nicht leicht. Meine Schule hat mir eine Menge frei gegeben, damit ich zu den ganzen Rennläufen fahren kann. Unterwegs hatte ich dann immer Homeschooling. Als ich dann meine neunte Klasse letztes Jahr beendet hatte, konnte ich mich voll und ganz auf Motocross konzentrieren.
Du bist Werksfahrer in der EMX125. Wie gefällt es dir bei Marco Maddii und dem Team?
Es ist super! Ich bin sehr zufrieden und es gibt nichts zu meckern. Die Motorräder funktionieren super und alles Drumherum auch. Ich habe vom Team alle Möglichkeiten bekommen, um mich immer weiter zu verbessern.
Wo lebst du gerade und wie sieht eine übliche Woche bei dir aus?
Aktuell lebe ich bei meinem Trainer Christoph Selent in Dinslaken und ab und zu mal bei meinem Team in Italien. Ich trainiere eigentlich täglich, aber wenn Rennen sind, dann nehme ich mir immer einen Ruhetag. So komme ich meistens immer etwas runter. Besonders nach den Rennen mach´ ich eine Genesung, damit sich die Muskeln wieder entspannen. Auf dem Motorrad sitze ich meistens ein oder zwei mal in der Woche. Nebenbei kommt noch eine Menge Ausdauersport dazu.
Bietet sich Italien besser an als MX-Profi? Viele Fahrer haben sich ja eher für Belgien, Frankreich oder die Niederlande entschieden.
Im Winter, wenn hier bei uns alles gefroren ist, ist Italien natürlich die bessere Lösung. Sobald es aber nicht mehr gefroren ist, dann sind die Strecken in Belgien und Niederlande die bessere Option, um fit zu werden. Ausserdem kann man sich da auch besser auf die WM-Strecken vorbereiten. Italien bietet sich für mich nur an, wenn man hier die paar Monate gar nicht fahren kann.
Wir haben hier in Deutschland mit den MX Masters ein gutes System, um deutsche Piloten aufzubauen. In der EMX sehen wir aber irgendwie nicht so viele deutsche Fahrer. Hast du dafür eine Erklärung?
Die Erklärung ist recht simpel. Ich denke, dass sich die meisten Leute das einfach nicht mehr leisten können, auch Teams kommen oft nicht mit hin. Allein die EMX mit ihren verschiedenen Ländern zu stemmen, ist fast nicht möglich. Donnerstagabend oder manchmal auch schon am Mittwoch los zu fahren, lässt sich sowohl finanziell oder auch zeitlich nur schwer stemmen. Zumindest ist das meine Erklärung, warum es leider nicht viele deutsche Fahrer bei der EMX gibt. Viele lassen es auch gleich bleiben, weil sie denken, dass sie sich vielleicht nicht qualifizieren. Das ist natürlich sehr schade, aber ich denke daran liegt es.
Was hältst du von dem Stufensystem bei Infront? Von der EMX in die WM. So wird es ja sicherlich auch dein Plan sein.
Ich finde das System gut. Es ist gut, dass vorher alles noch in Klassen unterteilt ist und man nicht gleich ins Haifischbecken der MX2-WM geworfen wird, denn das ist nochmal ein großer Unterschied. Mein Plan wird auch so sein, dass ich irgendwann in die EMX250 gehe, eventuell ein weiteres Jahr EMX250 mache oder direkt die MX2 fahre.
Wie lang geht dein Vertrag bei Maddii noch und gibt es schon Verhandlungen über die Zukunft?
Mein Vertrag geht noch bis Ende des Jahres und dann hätte ich aber noch ein Optionsjahr. Das entscheidet das Team aber nach meiner Leistung, ob sich das für die lohnt, mich nächstes Jahr nochmal als Fahrer zu nehmen. Da krieg ich aber auch bald Bescheid.
Du hast mittlerweile vier Podien eingefahren. Natürlich dazu Glückwunsch dazu. Welches hat sich am besten angefühlt?
Das erste Podium in Arco in Italien hat sich am besten angefühlt! Im ersten Lauf bin ich Zweiter geworden und beim zweiten Rennen bin ich zwar nur Vierter geworden, aber ich war trotzdem Gesamtzweiter. Das war ein richtig geiler Tag. Aber jedes Podium fühlt sich total geil an, aber beim ersten waren die meisten Emotionen dabei.
So, nun mal kurz zum Thema Teutschenthal: Ich bin mir sicher, du hättest lieber auf jeden anderen GP verzichtet, oder
Natürlich fand ich es schade, dass ich in Teutschenthal nicht angreifen konnte, aber da steckt man leider nie drin. Dass ich eine Angina bekomme, hätte ich nicht gedacht, aber wie gesagt, da steckt man einfach nicht drin. Aber ich hätte auch nicht unbedingt lieber auf ein anderes Rennen verzichtet, denn die anderen Rennen waren auch super. Klar ist der Heim-GP immer was besonderes und cooles, aber jedes Rennen ist für mich gleich, weil ich bei allen 100% gebe, um das bestmögliche Ergebnis rauszuholen.
Wenn es eine Sache gibt, die du beim Motocross ändern könntest, was wäre das?
Ich wünschte, dass der Sport mehr angesehen wird und mehr Leute den Sport unterstützen. Tennis oder Fußball wird immer über Motocross stehen, aber ein bisschen höheres Ansehen wäre schon gut. Ich möchte, dass mehr Leute den Sport einfach cool finden und dass Team Deutschland nicht einfach nur untergeht, weil keine Fahrer mehr nachkommen.
Vielen Dank, Max. Weiterhin beste Gesundheit und alles Gute!