Nach dem Motocross der Nationen in Lommel und dem Finale der DM Open in Jauer wird es für Marcus Schiffer Zeit, durchzuatmen. Eine lange Saison ist vorbei, mit der der 25-jährige vom Team Silent Sport Suzuki zufrieden sein kein: Zu seiner Chronik kann der Frechener etliche Siege und drei neue Titel hinzufügen.
Höhepunkt war zweifellos der Sieg in Lommel an der Seite von Max Nagl und Ken Roczen mit der deutschen Mannschaft. An diesem historischen Sieg war Schiffer maßgeblich beteiligt und kann sich seines Eintrags in die Geschichtsbücher sicher sein. Nicht zu vergessen auch sein zweiter Titel bei den ADAC MX Masters, den er nach einer denkbar knappen Niederlage im Vorjahr überlegen gewinnen konnte. Und zu guter Letzt stellte Schiffer im ostdeutschen Jauer noch den Sieg in der DM Open sicher.
Marcus, wie fühlst du dich?
Marcus Schiffer: Nach Lommel, der Intermot Messe und dem Rennen in Jauer bin ich jetzt etwas müde und freue mich auf etwas Pause.
Wie hast du Lommel erlebt?
Lommel ist natürlich eines der größten Erlebnisse für mich bisher. Der siebte Platz im ersten Lauf war eines meiner besten Rennen überhaupt. Damit hätte ich selber nie gerechnet. Ich habe geschätzt, dass ich den zehnten oder elften Platz hätte erreichen können, aber ein siebter Platz und sogar am Ende noch auf Blake Baggett vomTeam USA aufgeholt, im Ziel war ich nur eine halbe Sekunde hinter ihm, das war einfach nur geil für mich. Das hat wirklich Spaß gemacht. Als Team haben wir alle zusammen gestanden und uns gegenseitig geholfen.
Wie war die Atmosphäre bei den Rennen, hast du davon etwas mitbekommen oder warst du sehr auf deine Rennen konzentriert?
Ich war Sonntagmorgen beim B-Finale an der Strecke und bin einmal ganz herum, um mir nochmal alles anzuschauen. Da habe ich schon mitbekommen, was da überhaupt los war. Es waren auch sehr viele deutsche Fans da, beim Fahren konnte ich auch hören, wo die standen. Das hat wirklich geholfen und war ein tolles Erlebnis.
Manche Fahrer sagten, die Strecke war etwas anders als im Training?
Der neue Streckenverlauf hat mir eigentlich zugesagt und kam mir entgegen. Gerade im zweiten Lauf war es wirklich sehr ausgefahren, so habe ich Lommel selten erlebt.
Wie hast du Dich vor deinem ersten Lauf gefühlt, hast du Druck gespürt?
Ich war schon sehr nervös. Ich wusste ja, dass Max und Ken gute Ergebnisse einfahren werden und dass es am Ende an mir als schwächsten Fahrer liegen wird, wie das Team abschneidet. Mit dem dritten und fünften Platz von Max und Ken aus dem ersten Lauf lagen wir ja bereits in Führung und so war schon etwas Druck da. Aber am Ende hat es ja geklappt.
Wie war es beim Rennen, hast du sofort Deinen Rhythmus gefunden?
Am Sonntag war es deutlich besser als am Samstag. Bei der Qualifikation brauchte ich drei oder vier Runden um mein Tempo zu finden. Am Sonntag ging es deutlich besser und gegen Ende konnte ich sogar noch Tempo aufnehmen. Für mich hätte der Lauf noch fünf Minuten länger sein können.
Der zweite Lauf war für Dich nicht mehr so entscheidend?
Ja, der Druck war etwas weg und ich habe mich ein Stück weit auf Max verlassen und gehofft, dass alles bei ihm gut geht. Mein vierzehnter Platz war ok, hätte aber auch besser sein können. Die Pause zwischen den Rennen war sehr kurz und im Rennen sind mir dann durch Konzentrationsmängel ein paar Fehler passiert. Dadurch habe ich etwas den Anschluss verloren.
Wusstest du während des Rennens, dass das deutsche Team auf dem ersten Platz lag?
Nein, ich wusste gar nichts und habe auch von der Box nichts angezeigt bekommen. Ich wusste nur, der Max ist vor mir und hoffte, dass mein Platz das Streichergebnis wird. Ich muss aber sagen, in den Jahren davor war ich froh über einen 14. Platz und jetzt war es ein Streichergebnis, das ist doch auch nicht schlecht. Insofern hat alles gepasst.
Du wusstest also erst im Ziel vom Sieg?
Ja, als alle nach dem Ziel auf die Strecke rannten und mir auf die Schulter klopfen, dachte ich mir schon, dass es gereicht hat. Allerdings habe ich erst nur geschaut wann Max kommt, er kam ja nach mir ins Ziel, weil er nicht überrundet war. Als er dann kam habe ich wirklich geglaubt, dass wir gewonnen haben.
Hast du schon wirklich realisiert was der Sieg bedeutet?
Irgendwie immer noch nicht. Alle sagen Weltmeister, Weltmeister… Es ist schön die ganzen Bilder und Videos vom Wochenende zu sehen, aber bis ich es wirklich realisiere dauert es, glaube ich, noch etwas.
Und einen zweiten deutschen Meistertitel hast du dir auch noch geholt…
Samstagnachmittag sind wir von meiner Freundin Heidi aus zum DM Open Finale nach Jauer gefahren, das waren noch mal 300km. Die Strecke hat mir sehr gut gefallen, dort war ja im Vorjahr die MX3-WM. Ich habe in der Woche davor gar nicht mehr trainiert, wir hatten ja doch noch etwas gefeiert und Intermot Messe war ja auch noch. Dort war ich fast die ganze Woche. Ich hätte gar nicht gedacht, dass es trotzdem so gut klappt. Den ersten Lauf konnte ich gewinne und damit Meister werden. Im zweiten Lauf habe ich dann etwas den Fokus verloren auf Sieg zu fahren. Ich habe das Rennen einfach als
Ausklang für die Saison gesehen und hatte Spaß. Ich habe in der Open DM von 18 Läufen 15 gewonnen, das schlechteste Ergebnis war ein dritter Platz. Damit kann ich leben.
Wie ist Dein Saisonfazit?
Ich habe alles erreicht was ich mir vorgenommen habe: Deutscher Meister bei den ADAC Masters und DM Open und dann noch der Motocross der Nationen Titel zusammen mit Max und Ken. Besser hätte es nicht laufen können. Ich möchte mich noch bei meinen Sponsoren bedanken: Suzuki, Silent Sport, Shoei, FOX, Ortema, Power Bar, Amian Cars, Smith und q-brands. Ohne meine Partner wäre dieses tolle Jahr nicht möglich gewesen.
Foto+Text: J. Domanowski