Cairoli_gp1-2010

Die Jagd auf die Motocross-WM Titel 2011 ist eröffnet. Am Wochenende steigt der erste GP des Jahres in Sevlievo (Bulgarien). Ken Roczen startet als Favorit in der MX2-Klasse, Tony Cairoli und Steffi Laier sind die Titelverteidiger in der MX1 und bei den Frauen.

KTM konnte letztes Jahr bekanntlich alles gewinnen, erstmals und endlich auch die MX1-Krone. Lässt sich der Durchmarsch wiederholen? Ausnahmetalent Roczen kommt von Suzuki und soll in die Fußstapfen von Doppel-Weltmeister Marvin Musquin treten. Der Thüringer ist seit seinem Wechsel nur Supercross-Rennen gefahren, in Sevlievo muss er sich erstmals der Europa-Konkurrenz stellen.

Realistischererweise sind nur Teamkollege Jeffrey Herlings, der zu Kawasaki
zurückgekehrte Brite Tommy Searle, der französische Yamaha-Werksfahrer Gautier Paulin und U.S. Boy Zach Osborne eine Gefahr. Einer dieser fünf wird den Titel holen. Joel Roelants, Max Anstie, Arnaud Tonus oder Christophe Charlier sind schnell, aber keiner hat bis heute auch nur einen Grand Prix gewonnen. Wobei gerade Tonus einige ganz starke Fahrten für sein neues englisches Yamaha-Team zeigte.

Von Lars Oldekamp und Valentin Guillod sollte man nicht zuviel erwarten. Beide starten für das frischgegründete KTM Scott Racing Team von Hubert Nagl. Die Vorbereitung lief nicht so richtig rund, jetzt gilt es für den Emlichheimer und den Schweizer in der Debütsaison Flagge zu zeigen. Für das deutsche Team Suzuki MX2 Europe wurde Valentin Teillet verpflichtet, Nach zwei verletzungsgeplagten Jahren weiss man nicht so recht, wo der Ex-Europameister steht.

Die Köngisklasse

In der Königsklasse MX1 führen alle Wege über Tony Cairoli. Der Sizilianer ließ die letzten beiden Jahre keinen Zweifel an seiner Klasse aufkommen, ob mit Yamaha und 450ccm oder KTM mit 350 Kubik. Cairoli blieb in der Vorsaison bei vier Rennen viermal sieglos. David Philippaerts und Clement Desalle wollen ihm in die Suppe spucken, das Zeug dazu haben der Ex-Weltmeister und der Belgier.

Ein Fragezeichen steht unterdessen hinter Max Nagl und MX1-Rookie Steven Frossard. Max hat sich zur 350er bekannt und in Italien eine mäßige Vorsaison abgeliefert. Der Vizeweltmeister von 2009 konnte letztes Jahr den Auftakt in Bulgarien gewinnen. Der Franzose Frossard war die Überraschung des Frühjahrs. Der Yamaha-Neuzugang wurde Italienischer Meister und zeigte keine Scheu vor großen Namen. Frossard blieb in der MX2-Klasse öfters hinter seinen Möglichkeiten, der aufgrund des Alterslimits erzwungene Aufstieg könnte sich als Volltreffer erweisen.

Bei Kawasaki hat man die meisten Spitzenpiloten versammelt, aufgeteilt auf drei Teams. Xavier Boog, Jonathan Barragan, Ben Townley, Davide Guarnieri und Gregory Aranda. Ob der zuletzt häufig verletzte Barragan und Dauerpatient Ben Townley eine Rolle im Titelkampf spielen, wird sich zeigen. Mit Blick auf seine Leistungen als ehemaliger KTM-Werksfahrer ist Barragan der am höchsten gewettete Fahrer des Quintetts. Sebastien Pourcel hat sich erneut schwer verletzt und fehlt.

Honda hofft in erster Linie auf Ken de Dijcker und Evgenij Bobryshev. Der Russe war letztes Jahr eine der Entdeckungen, der schlaksige Belgier gilt traditionell als unbeständig. Rui Goncalves und Shaun Simpson komplettieren die Honda-Offensive. Erwähnt werden muss an dieser Stelle Suzuki-Ass Steve Ramon, der zwar in sieben Jahren MX1 nur einen einzigen Grand Prix gewann, aber der routinierteste aller Spitzenfahrer ist.

Der vierte Deutsche WM-Starter neben Roczen, Oldekamp und Nagl ist Marcus Schiffer. Der Rheinländer nimmt seine zweite MX1-Saison in Angriff nach 2008, damals auf einer Sarholz KTM.

Laier mit Hattrick?

Bei den Mädels darf gerätselt werden, was von der Degradierung der Serie zu halten ist. Serienpromoter Youthstream hat die Frauen-WM mit viel Engagement nach vorne gebracht, aber heuer finden alle Rennen mit Ausnahme des Auftakts im Rahmen der bedeutungslosen MX3-WM statt. Steffi Laier holte den Titel zweimal in Folge nach Deutschland, aber sie kann wie alle Spitzenfahrerinnen nicht mehr von der Infrastruktur der MX1/MX2-Teams profitieren, wo viele der Pilotinnen bisher angedockt waren. Larissa Papenmeier ist von Suzuki zu KTM gewechselt, Maria Franke gibt nach ihrer schweren Rückenverletzung ein Comeback. Welche der Girls ausser Laier das Budget für die Teilnahme an allen neun Runden hat, ist eine der vielen offenen Fragen.

Web-TV

Youthstream forciert für die neue Saison die Internet TV-Aktiviäten und etabliert die neue Marke MX-LIFE.TV. Nach Kooperationen mit Mediazone, Freecaster und Eurosport setzt man jetzt dezidiert auf das Thema Web-TV. Die Serienmacher versprechen, dass es damit für die Fans günstiger wird als z.B. mit dem Abo eines Kabelnetz-Kanals. Das ist sicher richtig, wenn man rein das Thema Motocross-WM sieht, aber alle, die in der Vergangenheit mit MotorsTV happy waren und sowieso dafür zahlen, stehen im Regen. Der Zugriff auf alle Rennen und das Rahmenprogramm kostet bei MX-Life EUR 39,99, was durchaus günstig ist.

Und sonst?

Ebenfalls in Sevlievo antreten werden die Nachwuchstalente der Zweitakt-EM. Mit dabei sind sechs Deutsche, darunter Junioren-Weltmeister Henry Jacobi.

Eine Neuerung betrifft die MX2-Europameisterschaft, die jetzt an ausgewählten Wochenende zusammen mit der MX1/MX2-WM ausgefahren wird. Hier startet die Saison mit dem zweiten WM-Lauf am Osterwochenende in Holland.