Zum Abschluss ein Schlammrennen. Was nichts am Ergebnis änderte. Pauls Jonass ist der erste lettische Weltmeister der Motocross-Geschichte. Der 20-Jährige meistert die schwierigen Bedingungen im französischen Villars-sous-Ecot und sichert sich bereits im ersten Lauf die Krone in der MX2. Für KTM ist es der neunte Titel in zehn Jahren.
Die am Hang gelegene Naturstrecke im Dreiländereck Frankreich/Deutschland/Schweiz wurde immer wieder von Schauern getroffen. Entsprechend waren die Verhältnisse über das gesamte Wochenende. Aber der zweifache Junioren-Weltmeister Jonass ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, auch wenn der entscheidende Rennnachmittag mit einem Crash begann. "Ich hatte es schwer nach einem Sturz in der zweiten Kurve", berichtete der neue Champ. "Ich machte alles sauber, fuhr weiter und stürzte gleich nochmal in der nächsten Kurve. Ich war ganz am Ende, aber ich konnte noch Fünfter werden, das reichte für den Titel. Meine Motivation war nicht so toll für den zweiten Lauf, aber am Ende war es gut. 15 Podestplätze in 19 Grands Prix ist bemerkenswert. Jetzt freue ich mich auf Urlaub und bin froh, dass ich ohne Verletzung geblieben bin, wir können uns nach einer Pause direkt an die Vorbereitung für 2018 machen."
Jonass hatte seit Mai einen Vorsprung von rund 40 Punkten auf Jeremy Seewer, den er gekonnt verwaltete. Der Schweizer musste die letzten Wochen auf einen Patzer seines Rivalen hoffen, der aber ausblieb. Jetzt ist es für den 22-Jährigen Bülacher die zweite Vizemeisterschaft nach 2016. Seewer und Jonass landen in Villars auf den Rängen vier und fünf. Kurioserweise schaffen es trotz der schlammigen Bedingungen ein Amerikaner und zwei Australier auf das Podest. Thomas Covington siegt vor Hunter Lawrence und Jed Beaton.
In der Königsklasse MXGP schnappt sich Jeffrey Herlings seinen dritten Sieg in Folge. Tony Cairoli spürt die Folgen seiner Titelfeierlichkeiten. Der Italiener gibt im zweiten Lauf auf. Mit 722 WM-Punkten kann der Neunfach-Weltmeister dennoch zum dritten Mal nach 2013 und 2014 die Schallmauer von 700 WM-Zählern durchbrechen. Das gelang außer ihm noch niemand.
Max Nagl beendet seinen letzten WM-Auftritt für Husqvarna auf Tagesrang 11 und die WM auf acht. Der Deutsche bleibt erstmals seit 2013 ohne Grand Prix Sieg. „Durch den starken Regen war es für mich schwer auf der Strecke“, gestand der Oberbayer. Als Vierzehnter und Zwölfter verpasste er den Sprung in die Top ten. „Im ersten Lauf musste ich vor einer Kollision stoppen und bin nicht weiter nach vorne kommen. Der Start zum zweiten Rennen verlief ebenfalls nicht ideal. Durch den vielen Matsch drehten meine Reifen durch und ich habe an Schwung verloren“, erklärte er im Ziel.
In einem hochdramatischen Finale, dem engsten in der Geschichte der FIM Motocross Weltmeisterschaft, heißt die neue Frauen-Weltmeisterin Kiara Fontanesi. Die Italienierin holt ihren fünften Titel und beerbt damit Livia Lancelot. Die populäre 29-Jährige Französin hätte ihre Karriere vor heimischem Publikum nur zu gerne mit ihrem dritten WM-Sieg beendet, muss sich aber mit dem Vizetitel arrangieren. Nicht ausgeschlossen, dass Lancelot dem Fahrerlager als Teamchefin erhalten bleibt.
Die neuseeländische Teenagerin Courtney Duncan schafft die meisten Laufsiege der Saison (4), wird am Ende aber mit zwei Punkten Rückstand nur WM-Vierte! Die Schlusstabelle zum Einrahmen lautet: 1.Fontanesi 233, 2. Lancelot 232, 3. Nancy van de Ven 231, 4. Duncan 231.
Livia Lancelot
Der neue EMX250-Europameister kommt aus Italien und heißt Morgan Lesiardo. Weil Landsmanns Simone Furlotti beim Finale fehlte, stand Lesiardo schon vor dem letzten Rennen als neuer Champ fest. ADAC Youngster Cup-Meister Tom Koch wird in Villars guter Siebter.