Die tiefsandige Strecke „Rund um den Mühlberg“ im brandenburgischen Fürstlich Drehna ist am Wochenende Schauplatz für das erste Rennen der ADAC MX Masters-Saison 2012. Im Gespräch zum Saisonstart: Masters-Titelverteidiger Günter Schmidinger, Daniel Siegl und Jens Engelking von Golden Tyre.
Überschattet wird das Wochenende vom Tod des ADAC MX Youngster Cup-Piloten Mike Kallauch. Zum Gedenken an den 18-jährigen aus Bremerhaven wird vor dem ersten ADAC MX Youngster Cup-Lauf am Sonntag, 1. April, um 13 Uhr, eine Schweigeminute abgehalten. Fahrer, Teams und Freunde versammeln sich dazu an der Startmaschine. Der ADAC möchte Mike Kallauchs Eltern, Angehörigen und Freunden seine tiefe Anteilnahme übermitteln.
„Das ist der größte Erfolg in meiner Karriere bislang, es dauert bestimmt eine Weile, bis ich das realisiere.“ Das sagte der amtierende ADAC MX Masters-Champion Günter Schmidinger nach dem Finale in Holzgerlingen 2011. Der Österreicher sicherte im Herbst vergangenen Jahres in einem Herzschlag-Finale den Meistertitel in der Königsklasse der Internationalen Deutschen Meisterschaft vor dem Franzosen Cedric Soubeyras und dem Deutschen Marcus Schiffer. Bis zum Ende der Veranstaltung war die Entscheidung um den Meistertitel offen.
Die drei Piloten ließen ihre Fans zittern und erst im zweiten und letzten Durchgang fiel die Entscheidung. Es war bereits der zweite Meistertitel für den bescheidenen Österreicher in der Serie. 2006 wurde er Youngster Cup Champion.
Jetzt werden die Karten neu gemischt und Schmidinger hat sich in der Winterpause auf neues Terrain gewagt. „Der ADAC SX Cup war eine neue Erfahrung und Herausforderung für mich. Ich habe viel dabei gelernt“, sagt er. Seit Mitte Februar trainiert der 24-jährige nun für die neue Saison. „Wir waren zweieinhalb Wochen in Spanien und ich fühle mich gut vorbereitet für die neue Saison.“
Nach dem ersten Wettbewerb dieses Jahres beim Wintercross in Frankenbach Anfang März, den Schmidinger mit Gesamtrang vier beendete, standen weitere Trainingseinheiten in Belgien auf dem Programm. „Ich wollte vor dem ADAC MX Masters Auftakt in Fürstlich Drehna noch ein paar Mal im Sand trainieren.“
Zum Bedauern des Österreichers hat allerdings die Verteidigung seines Titel dieses Jahr nicht die höchste Priorität. „Auf Wunsch unserer Hauptsponsoren steht in diesem Jahr die MX3-WM im Vordergrund. Eine neue Herausforderung für mich. Ich werde dennoch die ADAC MX Masters-Serie fahren. Allerdings kann ich aufgrund von ein bis zwei Terminkollisionen meinen Titel wohl nicht verteidigen.“
Er werde aber bei jedem Rennen sein Bestes geben und versuchen, aufs Podium zu fahren oder zumindest „mit den Werksfahrern mitzuhalten oder diese ein wenig zu ärgern.“ Die MX3-WM und auch das ADAC MX Masters bestreitet Schmidinger gemeinsam mit seinem Bruder Andreas und dem altbewährten Team. „Unsere Partner bleiben uns treu und wir haben auch ein paar neue Partner mit denen wir zusammenarbeiten.“
Siegl greift mit neuem Team nach den nationalen Titeln
2011 war ein erfolgreiches Jahr für den Thüringer Daniel Siegl. Der 28-jährige ist einer der besten deutschen Motocrosser und seit Jahren der beste deutsche Starter im ADAC SX Cup. 2011 holte er sich den Titel in der nationalen MX2-Meisterschaft und wurde Vizemeister in der DM Open. In dieser Saison fährt Siegl, der in seiner Karriere schon drei nationale Meistertitel eingefahren hat, erstmals für das Kawasaki Elf Team Pfeil. Der Flurstedter, nach einem Sturz beim Supercross noch nicht wieder einsatzbereit, hat sich für die kommende Saison dennoch hohe Ziele gesteckt. Er will seinen Titel in der MX2 verteidigen und beim ADAC MX Masters ganz vorne mitmischen.
Kawasaki Elf Team Pfeil Teamchef Harald Pfeil freut sich über den Neuzugang: „Wir hatten in der Vergangenheit bereits mehrfach Gespräche geführt. Super, dass es jetzt für beide Seiten passt und damit einer der besten deutschen Fahrer ins Team kommt. Ein Thüringer in einem Thüringer Team, das ist eine feine Sache. Wir erwarten uns durchaus zusätzliche Aufmerksamkeit in der Region und darüber hinaus.” Siegl wird mit der neuen KX450F starten.
Für das ADAC MX Masters Magazin berichtet der 28-jährige dieses Jahr regelmäßig über seine Eindrücke und Erfahrungen, die er während der Rennsaison sammelt.
Hallo liebe Leser!
Nun ist wieder soweit und das ADAC MX-Masters startet auf ein Neues hier in Fürstlich Drehna in die Saison 2012. Ich werde Euch über das Jahr hinweg ein kleinen Einblick in meine Vorbereitung, meine Rennerfahrung und meine Eindrücke geben. Wie einige von Euch vielleicht schon mitbekommen haben, habe ich nach 2011 das Kalli Racing Team verlassen und werde nun auf Kawasaki unter Leitung von Harald Pfeil an den Start gehen. Nach einem recht erfolgreichen Start in die Supercross Saison hatte ich im Dezember in München beim Supercross einen Unfall. Nach OP meiner Mittelgesichtsfraktur war ich guter Dinge, mich noch rechtzeitig auf und gut auf die anstehende Saison vorzubereiten.
Leider machte mir der Heilungsprozess einen Strich durch die Rechnung und ich musste Anfang März erneut am Kopf operiert werden was dafür sorgt das ich nun hier in Fürstlich Drehna leider nur als Zuschauer sein kann. Trotzdem werde ich alles versuchen, um dann beim nächsten Rennen wieder 100% fit an den Start zu gehen. Dann würde ich mal sagen viel Spaß hier und wir sehen uns dann in Freising zur zweiten Runde.
Eurer Daniel Siegl #7
Fünf Fragen an Jens Engelking/GoldenTyre
Was fasziniert Sie als einen der großen Förderer des Motocross-Sport am meisten an dieser Sportart?
Motocross ist purer und ehrlicher Motorsport mit jeder Menge Emotionen, Action und Spektakel. Ich selbst komme vom Rundkurs, bin viele Jahre im Straßensport aktiv gewesen und seit frühester Kindheit fasziniert vom Motorradrennsport. Seit nunmehr drei Jahren, mit Übernahme des GoldenTyre-Vertriebs, bin ich vom Offroad-Racing-Virus infiziert. Das erste Rennen, das ich live gesehen habe, der MX GP Lauf in Teutschenthal, hat viel in meinem Leben, sowohl beruflich als auch privat, verändert. In meiner Garage steht mittlerweile eine Enduro und für meine kleine Tochter steht demnächst ein 50er Minicrosser bereit: Der Enthusiasmus für diesen Sport scheint auf die nächste Generation übergegangen zu sein.
Was sind die Ziele von GoldenTyre für die weitere Entwicklung des Sportes in Deutschland bzw. was tun Sie, um den Sport zu fördern?
Der Fokus der Marke GoldenTyre, nicht zuletzt durch den stark ausgeprägten Motorsport-Enthusiasmus der handelnden Personen, liegt auf dem Motorrad-Offroad-Rennsport. Von Anfang an entwickelte GoldenTyre alle Produkte mit der Zielsetzung, dessen Fahrern siegfähiges Material bereitzustellen. Der Zuspruch renommierter internationaler Topfahrer zeigt, dass die Marke den Zeitgeist erkannt hat und auf dem richtigen Weg ist. Die Spezialisierung auf den Offroad-Motorradsport, die in dieser Deutlichkeit keine andere Reifenmarke der Welt verfolgt, hat schnell zu einem hohen Erfahrungsschatz bei den Technikern geführt. Mit der Maxime, unseren Fahrern zuzuhören und das umzusetzen, was sie benötigen um zu gewinnen, haben wir ihr Vertrauen gewonnen. Wir wollen dieses Vertrauen erhalten – und bekommen es durch Top-Leistungen von den Fahrern zurück.
Als kleiner Hersteller, GoldenTyre ist im Verhältnis zu den milliardenschweren Konzernen der Branche ein echter Winzling, gelingt es Innovationen viel schneller zu entwickeln, umzusetzen und diese in die Produktion einfließen zu lassen. Unsere Ingenieure hören sehr genau auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Piloten. Das was an Erkenntnissen aus den härtesten Offroad-Motorradrennen der Welt in Bientina zusammenfließt, finden alle ambitionierten Hobbypiloten in unseren Produkten wieder. Der Erfolg auf der Rennstrecke ist also existentiell wichtig für GoldenTyre. Die Siegerkappe am Sonntag oben auf dem Podium zu sehen, das sorgt für das wichtige Markenimage und ist damit für den Verkaufserfolg wichtig.
Das wichtigste Ziel für mich ist aber die Zufriedenheit der Fahrer unserer Produkte. Denn so werden sie sich mit voller Überzeugung immer wieder für unsere Reifen, Mousse und Schläuche entscheiden.
Was kann ein Unternehmen wie GoldenTyre in Zusammenarbeit mit Veranstaltern und Motorsportverbänden für diesen Sport erreichen? Welche Schwierigkeiten gibt es?
Ziel muss es sein, den Charakter dieser faszinierenden Sportart hervorzuheben und den positiven Fokus des medialen Interesses auf Motocross zu lenken. Hier müssen Veranstalter, Verbände und die Industrie eng zusammenarbeiten. Der Imagefaktor ist in unserer schnellen und modernen Welt von immer größerer Bedeutung. Motocross ist Action, Adrenalin, Motorsport pur – der Kampf der Gladiatoren mit Strecke und Maschine und natürlich gegeneinander. Die Medienpräsenz einer Breitensportart wie Fußball, Tennis oder Handball ist sicher utopisch zu erreichen, dennoch muss es meiner Meinung nach möglich sein, die MX-Weltmeisterschaft im frei empfänglichen TV zu präsentieren. Auch eine nationale Top-Serie wie die ADAC MX Masters benötigen eine breite Mediencoverage, auch über die klassische Zielgruppe hinaus. Wir versuchen, im Rahmen unserer Möglichkeiten als kleiner Reifenhersteller mit dem absoluten Fokus auf Motocross, Enduro, Supermoto und Trialsport unseren Beitrag hierzu zu leisten und verfolgen eine aufwendige Multi-Channel Marketing-Strategie.
Welche Chancen haben Nachwuchs-Motocrosser in Deutschland, jetzt und in der Zukunft?
Jede Sportart profitiert im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen von einem polarisierenden Zugpferd. In Deutschland haben wir mit Ken Roczen wieder einen Motocross-Weltmeister und einen jungen sympathischen Botschafter der Sportart. Die Effekte werden sicher in den nächsten Jahren spürbar sein, es werden sich mehr Nachwuchs-Talente an den Startgittern tummeln.In Deutschland ist der Motocross-Sport dennoch derzeit nur eine Randsportart. Es bedarf noch viel Arbeit und Kraft vieler Verantwortlicher, um den Sport mehr ins Zentrum auch medialen Interesses zu rücken. Viele junge Crosser schauen deshalb interessiert über den großen Teich und verfolgen die Szene in den USA. Hier genießen der Motocross- und Supercross-Sport eine vollkommen andere Wahrnehmung und die Bedeutung ist mit der in Deutschland (noch) überhaupt nicht zu vergleichen.
Wie wichtig ist es für Sie, eine Serie wie die ADAC MX Masters zu unterstützen?
Wir sind mit Überzeugung Serienpartner der ADAC MX Masters Serie geworden und wollen uns stark im nationalen MX-Sport engagieren. Diese professionell organisierte Serie gehört zu den besten nationalen Rennserien in Europa. Wir sehen unser Engagement aber nicht nur auf die Topfahrer und Teams oder die finanzielle Unterstützung des Promoters beschränkt. Ganz im Gegenteil. Für uns gehört ganz klar die Förderung der ganz kleinen Juniorcrosser der Klassen 50, 65 und 85 ccm als wichtiger Baustein unseres Engagements dazu. GoldenTyre ist in Italien exklusiver Lieferant der F.M.I. Minicross Meisterschaft und die Bandbreite unserer Produkte für die Kleinen ist beispiellos. Nachwuchsförderung genießt bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Viele Fahrer begleiten uns treu von den kleinen Hubraumklassen bis zu den MX1/MX2 Klassen. Bereits letztes Jahr sind wir mit Stefan Kjer Olsen ADAC Juniorcup-Meister geworden. An solche Erfolge wollen wir 2012 anknüpfen.
Foto: Steve Bauerschmidt