Erster Saisonsieg für Tony Cairoli. Der Achtfach-Weltmeister triumphiert in Teutschenthal. Jeffrey Herlings komplettiert die KTM-Dominanz und gewinnt ebenfalls zwei Mal.
Cairoli musste fast ein Jahr auf diesen Grand Prix Sieg warten. Aber nach überstandenen Verletzungen zeigte der 30-Jährige im Talkessel alte Stärke. "TC222" holt seinen insgesamt vierten GP-Sieg in Teutschenthal und macht Boden gut auf die bisher überragenden Tim Gajser und Romain Febvre. Titelverteidiger Febvre stürzte im ersten, Gajser im zweiten Rennen. Der Slowene (2-4) sammelt als Gesamtzweiter neun Punkte mehr als der Franzose (10-3), Gajser holt sich die Tabellenführung zurück.
Max Nagl verpasste das Podest denkbar knapp. Der Husqvarna-Pilot wurde von den Nachwirkungen einer Grippe eingebremst. Zur Freude der Fans konnte der Deutsche den ersten Lauf als Dritter beenden. Im zweiten Heat pushte der 28-Jährige im Kampf um ein mögliches Top-3-Ergebnis und musste zu Boden. Nagl (3-6) war am Ende punktgleich mit Evgenji Bobryshev (8-2). Platz drei ging so an den Russen, der nach seinem Sturz in der Vorwoche eine bärenstarke Energieleistung ablieferte und Febvre im zweiten Rennen hinter sich hielt.
Die Piste im Talkessel präsentierte sich heuer extrem anspruchsvoll, voller Löcher und tiefer Rillen. Am Renntag erschwerte starker Wind die Aufgabe für die Fahrer. Jeremy van Horebeek wurde im zweiten Lauf von einer Böe erwischt, der Belgier flog am Start-Ziel-Table ab, nachdem er den ersten Lauf als Sechster beendete. Der Ex-Vizeweltmeister verletzte sich leicht am Arm. Clement Desalle verzichtete auf einen Start, weil er die Nachwirkungen eines Crashs in Lettland zu sehr spürte.
In der MX2 das gewohnte Bild, zumindest auf dem Papier. Aber tatsächlich musste Jeffrey Herlings ans Limit gehen. Der 21-Jährige Holländer war noch am Donnerstag ein nationales Rennen auf einer 450er gefahren, das er natürlich gewann, beklagte aber die Nachwirkungen einer fiebrigen Grippe. Der Zweifach-Weltmeister brauchte in Lauf eins einige Runden, um Dylan Ferrandis an der Spitze abzulösen.
Im zweiten Rennen schlug sich Herlings nach schlechtem Start den Knöchel an. In der zweiten Rennhälfte zündete "The Bullet" dann den Turbo, aber im Kampf um den Laufsieg zeigte Jeremy Seewer eine famose Gegenwehr. Der Schweizer kämpfte tapfer, Herlings konnte sich erst in der letzten Runde an dem Eidgenossen vorbeischieben. Seewer (4-2) klassiert sich als Gesamtdritter hinter Dylan Ferrandis (2-3), der verkündete, dass er die nächsten beiden Jahre in den USA eine Star Racing Yamaha fährt. Max Anstie vergab ein mögliches Podest durch einen Crash im zweiten Lauf, Henry Jacobi verpasste die Top ten.
In der Frauen-WM schnappte sich Ex-Weltmeisterin Livia Lancelot beide Laufsiege. WM-Leaderin Courtney Duncan kollidierte samstags mit einem Fotografen, verletzte sich und konnte nicht weitermachen. Das einzige deutsche Podest des Wochenendes ging an Steffi Laier, die sich mit zwei couragierten Fahrten hinter Lancelot Rang zwei sicherte.
Unterdessen gewann der australische Teenager Hunter Lawrence (#96) beide Läufe der EMX250. Der hochtalentierte Kawasaki-Pilot liegt in der EM-Tabelle zwölf Punkte hinter dem Dänen Thomas Kjer Olsen, der in Teutschenthal Zweiter wird.
Dichtes Programm, spannende Rennen
„Es waren mit die spannendsten Rennen, die es in der bisherigen WM-Saison gab. Das ist aus sportlicher Sicht ein fantastischer Erfolg“, so Rennleiter Andreas Kosbahn. „Es war durch die fünf Klassen ein sehr dichtes Programm und damit auch eine große Herausforderung für die Organisation. Aber wir haben bewiesen, dass wir uns nochmals weiterentwickelt haben und den Anforderungen an ein modernes Motocross-Event gerecht werden können.“ Laut MSC Teutschenthal wurden am Rennwochenende 28.000 Zuschauer gezählt.
Schon nächstes Wochenende geht es in Norditalien weiter. Tony Cairoli kommt als frischgekürter Grand Prix Sieger zum Heimrennen. Vor Jahresfrist gewann Max Nagl den Trentino-GP, sein bis dato letzter Grand Prix Sieg.
Ergebnis MXGP
Ergebnis MX2
Punktestand MXGP
Punktestand MX2
Ergebnis EMX250
Ergebnis Frauen-WM
Fotos: Ray Archer, Pascal Haudiquert