Der GP von Rumänien wurde in der vollgepackten BTArena von Cluj vor 10.000 Zuschauern ausgetragen und wird sicherlich auch noch in den kommenden Jahren unvergesslich bleiben. Denn die extrem enge Strecke sorgte in fast jeder Kurve für ein echtes Drama bei den Fahrern. Es ist schon ein paar Saisons her, dass ein Fahrer in der Lage war, das mächtige Duo Billy Bolt und Jonny Walker zu besiegen. Kein Geringerer als der Schwede Eddie Karlsson im Holzfäller-Hemd brannte bei der Superpole eine Fabelzeit in den Kurs und konnte sich dann auch den besten Startplatz für die Rennen sichern. Dieses großartige Ergebnis zahlte sich aus, denn Karlsson gewann auch den Airoh Holeshot-Preis und belegte beim GP den fünften Gesamtrang: Sein bisher bestes Ergebnis des Jahres - Glückwunsch.
Billy BOLT – Geht über den Schmerz hinaus
In der vierten Runde des Rennens machte Billy Bolt einen kleinen Fehler, der sein bereits verletztes linkes Bein nochmal in Mitleidenschaft zog. Der Husky-Fahrer verspürte bei jedem Hindernis, eine extreme Steifheit sowie unglaubliche Schmerzen, wogegen er nichts tun konnte. Das war natürlich ein Vorteil für Jonny Walker, der schnell die Kontrolle übernahm und auf dem kompakten Streckenabschnitt eine super gute Performance ablieferte. Trotz seiner großen Schmerzen gelang es Billy Bolt irgendwie, auch wenn er zahlreicher Stürze in der berüchtigten Kurve namens „Devil’s Hand“ hinnehmen musste, den zweiten Platz zu verteidigen. Dabei konnte er auch unser deutsches Aushängeschild Manuel Lettenbichler zurückhalten. Manni hatte ohnehin mit ordentlich Wut im Bauch wegen eines Sturzes eine geniale Aufholjagd bis vor auf Platz drei abgeliefert. Jonny Walker konnte während dessen das Rennen gewinnen.
Im zweiten Rennen mit der traditionell umgekehrten Startaufstellung befand sich Walker auf Grund seines unglücklichen Sturzes beim Superpole Race idealerweise in der ersten Reihe. Der Beta-Fahrer hatte gute Chancen auf einen weiteren Rennsieg. Als er von außen startete, geriet er in den chaotischen Anfangskurven in Schwierigkeiten. Mitch Brightmore holte sich den Holeshot gefolgt von Billy Bolt, während Walker auf dem dritten Platz hing. Alles änderte sich, als Bolt erneut stürzte und bis auf den fünften Platz zurückfiel, während Walker Brightmore überholte und sich damit den ersten Platz sicherte. Alle gingen davon aus, dass Bolt mit seinem schmerzenden Bein und der untypischen Platzierung nicht mehr in der Lage sein würde, dieses Ergebnis noch umzudrehen. Doch Billy lässt sich einfach nicht unterkriegen und so überholt der dreifache Weltmeister geduldig Gegner um Gegner. Als Billy Walker auf die Pelle rückte stürzte Walker kurz vor dem Ziel, Bolt schob sich an ihm vorbei und fuhr als Sieger über die Ziellinie. Er gewann vor Walker, während Dominik Olszowy den dritten Platz belegte.
Vor dem letzten Rennen lagen die beiden Engländer punktgleich (jeweils 37 Punkte), so dass es beim Finale um alles ging. Eddie Karlsson stürmte erneut nach vorn und sicherte sich den Holeshot, während sich Bolt, Walker und Letti dahinter einreihten und einen großartigen Kampf lieferten. Während jeder über die körperliche Verfassung des Husqvarna-Fahrers nach einer so intensiven Nacht nur so staunte, jubelte die Menge wie von Sinnen, als er erneut als Erster die Ziellinie überquerte. Tatsächlich dominierte Billy damit das letzte Rennen des Abends und holte sich seinen vierten Gesamtsieg in vier Runden der WM. Letti sicherte sich seinen zweiten Podiumsplatz in zwei Rennen. Hinter diesem unglaublichen Trio standen Olszowy, Karlsson, Brightmore und Hoare.
Damit festigt Billy Bolt in der Meisterschaftswertung seinen Vorsprung vor Walker. Er liegt nun 19 Punkte vor dem Beta-Fahrer. Will Hoare ist auf den 4. Gesamtrang zurückgefallen, während Letti sieben Punkte vor ihm liegt. Tim Apolle sichere sich 27 Punkte mit Gesamtrang acht. Was dahinter steck - siehe Statement am Ende des Berichts.
Ashton Brightmore fehlerfrei in der Juniorenwertung
Ashton, der 17-jährige Brite, zeigte beim vierten GP der Saison in der Junior-Kategorie erneut eine spektakuläre Leistung. Der GASGAS-Fahrer verfügt in seinen noch jungen Jahren bereits über Fähigkeiten, die man eigentlich erst mit entsprechendem Alter und Erfahrung inne hat. Ergebnis: Er dominiert seine Klasse auf dieser schwierigen Strecke und gewann das erste Rennen, während Marc Fernandez Serra vor seinem israelischen Teamkollegen Suff Sella den zweiten Platz belegte. Das zweite Rennen war eine weitere Meisterleistung von Brightmore, während Sella den zweiten Platz belegte und Raul Guimera den dritten. Im letzten Rennen wollte der israelische Fahrer beweisen, dass er noch siegen kann, was ihm auch gelang. Trotz der Stärke und Entschlossenheit von Suff Sella an diesem Abend reichte es einfach nicht aus den Gesamtsieg seines Freundes und Rivalen Brightmore zu verhindern und die Tabellenführung zurückzuerobern.
In der Juniorenwertung liegt Brightmore (215 Punkte) mit drei Punkten Vorsprung vor Sella (212 Punkte). Der Kampf um die Spitze verspricht extrem intensiv zu werden, der in Ungarn in die nächste Phase gehen wird. Roland Liszka bleibt trotz einer leider glanzlosen Vorstellung mit 158 Punkten Dritter in der Gesamtwertung. Milan Schmüser konnte sich in den Top-5 festbeißen und nimmt 37 Punkte mit nach Hause - mehr dazu siehe Statement am Ende des Berichts!
Europapokal: Leon nah an der Krone
Der Spanier Xavi Leon Sole gewann sein drittes Event im European SuperEnduro Cup. Durch den Sieg in Rumänien verschaffte sich der GasGas-Fahrer einen echten psychologischen und mathematischen Vorteil gegenüber seinen Gegnern. Der aufstrebende Amerikaner Dustin McCarthyund der Pole Maciej Wieckowski komplettierten das letzte Podium des Abends. Währenddessen war es ein Grand Prix zum Vergessen für Alessandro Azzalini, der nur den 6. Platz belegte. In der Europacup-Wertung liegt Leon Sole mit 112 Punkten an der Spitze, also 31 vor Wieckowski, gefolgt von Azzalini mit drei Punkten hinter dem Polen.
Am 3. Februar geht's nach Ungarn zum fünften Lauf der WM. Budapest wird definitiv eine heiße Nummer werden.
VIDEO-Highlights
Billy Bolt: „Was soll ich sagen. Ich hatte im ersten Rennen große Probleme. In einer Runde habe ich über der Ziellinie einen Gang höher geschaltet und irgendetwas fühlte sich etwas in meinem Bein wirklich nicht gut an. Es war irgendwie blockiert. Im letzten Rennen fühlte sich die Verletzung dagegen nicht mehr so schlimm an und ich konnte mich hinter Jonny halten. Ich versuchte immer hinter ihm zu bleiben und ihn unter Druck zu setzen. Mit den Schmerzen war das natürlich nicht einfach. Aber ich bekam eine Nachricht von einer meiner besten Freundinnen, die besagte: „Du hörst nicht auf, wenn es wehtut, sondern wenn es vorbei ist“ – das hat mir wirklich an diesem Abend geholfen doch noch durchzukommen. Ich freue mich wirklich darüber meinen Vorsprung vor Ungarn derart ausbauen zu können Aber beim nächsten Mal muss ich in der Superpole unbedingt besser abschneiden, da ich dadurch Extrapunkte verschenkt habe.“
Jonny Walker: „Die Strecke war heute Abend eng und sehr technisch. Nachdem ich die Superpole vermasselt hatte, war ich fest entschlossen gute Starts zu abzuliefern und Billy einen echten Kampf zu liefern. Im ersten Rennen lag ich in einer guten Position und konnte gewinnen. Damit war ich zufrieden, aber ich wusste, dass ich für das Rennen mit der umgekehrten Startaufstellung auf der „falschen“ Seite der Startaufstellung stehen würde, und das war nicht einfach. Billy ist einfach eine brutale Maschine und am Ende hat er mich trotz Verletzung auch noch besiegt. Bei diesem Layout war es für uns alle körperlich ein extrem anstrengender Abend, aber ich habe das Gefühl, dass ich mich mit jedem Event verbessere.“
Manuel Lettenbichler: „Ich mache definitiv Fortschritte und finde in jeder Runde mehr Tempo. Die beiden Spitzenreiter liegen in Sachen Geschwindigkeit immer noch ein wenig vorn, aber ich bin zufrieden mit meinem heutigen Fahrverhalten auf der 300er, die mir mehr Möglichkeiten als die 350er 4T liefert. Ich versuche jedoch diesen Abstand zur Spitze zu verringern, was mir tatsächlich im ersten Rennen gelang. Die Rennen sind einfach so intensiv und körperlich anspruchsvoll, aber ich lerne und hoffe, dass ich die Geschwindigkeit und das, was ich hier in Rumänien gelernt habe, nach Budapest mitnehmen kann. Die 300er wird mir dabei sicherlich helfen.“
TIM APOLLE #96 (BETA) - Platz 8 PRESTIGE: "Ich hatte leider schlecht Starts und musste mich im Rennen stets nach vorne kämpfen, was immer ganz gut gelang auf dieser technisch anspruchsvollen Strecke. Resultat: 3x P7. Das ist okay für mich, da ich mittlerweile wieder gesund bin und mich im Rennen verbessern konnte. Für Ungarn werde ich weiterhin hart trainieren und versuche das Ergebnis zu toppen."
MILAN SCHMÜSER #5 (Sherco) - Platz 5 JUNIOREN: "Das Rennen samt Strecke war jetzt nicht ein wirkliches Highlight, aber immer noch besser, wie die übertriebene Kritik der anderen Fahrer. Mit meinem Rennverlauf war ich weniger zufrieden, da ich viel mit mir selbst zu tun hatte. Ansonsten lief alles ganz gut, Ich bin ohne große Blessuren aus dem Event rausgekommen und freue mich schon auf Ungarn."
TABELLENSTAND nach 4 von 7 Rennen
- Billy Bolt 239 Punkte
- Jonny Walker 220 Punkte
- Manuel Lettenbichler 153 Punkte
- Will Hoare 146 Punkte
- Dominik Olszowy 132 Punkte
- Mitchell Brightmore 115 Punkte
- Eddie Karlsson 100 Punkte
- Tim Apolle 100 Punkte
Bilder: Superenduro, Apolle, KTM