Er ist zurück: Ohne irgendwelche Zweifel zu hinterlassen, gewann Taddy Blazusiak alle drei Finalläufe beim Auftakt der SuperEnduro-WM in Polen (Danzig) vor heimischem Publikum.
Die einzige Überraschung ist, dass der KTM-Fahrer nach so vielen Jahren auf der 350er Viertakt-Maschine plötzlich einen 300er 2-Takter eingesetzt hatte.

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Dabei sah es direkt nach dem Start zum ersten Lauf gar nicht gut aus für Blazusiak: Der verhakte sich gleich in der allerersten Kurve der Saison mit Jonny Walker und ging zu Boden - Blazusiak konnte als Vorletzter das Rennen wieder aufnehmen - Walker hatte ernsthaft sein Vorderrad und Gabel verbogen und ging nach den ersten Richtarbeiten mit Abstand als Letzter auf den Kurs.
Blazusiak kämpfte sich recht schnell durch das Feld und war in der letzten Runde sogar schon auf dem zweiten Platz! Eine halbe Runde vor dem Ziel stürzte der bis dahin Führende Cody Webb: Der Amerikaner kam unter seinem Motorrad zu liegen und Blazusiak konnte kampflos vorbei gehen!
Webb wurde gerade noch Dritter hinter David Knight, der das KTM-Podium so komplett machte. Nicht nur Blazusiak ist bekannterweise auf der österreichischen Marke unterwegs sondern seit 4 (!) Tagen auch Webb der bei den amerikanischen EnduroCross Blazusiak noch auf der Beta geschlagen hatte.
Und auch Knight ist als Privatfahrer wieder zu der Marke mit den drei Buchstaben zurück gekommen!

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Der zweite Finallauf wird traditionell mit umgekehrtere Startaufstellung gefahren - Eine Sache, die Blazusiak nach eigener Aussage gar nicht liegt.
Um so mehr aber anscheinend Eddi Hübner: Der Deutsche (im Bild oben ganz links) gewann den Start und war über eine halbe Runde in Führung - bis er bei dem doppelten Reifenhindernis beim Sprung zu Fall kam - und dadurch nicht nur selbst Zeit verlor, sondern auch noch Jonny Walker einbremste. Dieser kam am Ende nur noch auf den fünften Platz, während Hübner lange brauchte um weiter zu Fahren und dann auch weiter durchgereicht wurde.
Einen schien dies aber nicht zu belasten, Blazusiak fuhr von weit hinten schnell auf Platz drei nach einer Runde und damit blitzschnell an allen Problemen vorbei. Am Ende Sieg vor Knight und GasGas-Fahrer Dani Gibert, während Webb erneut das Pech an den Hacken hatte und nach einem Ausrutscher nur den siebenten Platz belegte.

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David Knight wurde WM-Zweiter!

Im dritten Finallauf ließ Blazusiak keinen Zweifel daran, wer der Chef in der Ergo-Arena war: Ein klarer Start-Ziel-Sieg mit am Ende über 22 Sekunden Vorsprung vor Jonny Walker: Der Brite war übrigens der Einzige, der den Polen an diesem Abend geschlagen hatte. Bei der "Hot-Lap", dem Einzellauf um die Startaufstellung, legte der Extrem-Europameister die beste Zeit vor und holte sich so drei zusätzliche WM-Punkte - während Blazusiak da nur Zweiter geworden war (und zwei zusätzliche WM-Punkte bekommen hatte). Dritter war dabei David Knight gewesen.
In diesem letzten Lauf des Tages musste Walker allerdings erst an Knight vorbei gehen - Der war lange Zeit vor seinem Landsmann. Knapp dahinter dann auf dem vierten Platz Cody Webb - der am Ende einen seiner härtesten Tage gehabt hatte: "Ich fühle mich wie bei dem Hells-Gate, alles tut weh. Ich hatte so viele Stürze und unsanfte Berührungen mit anderen Fahrern, das war schlimm! Einmal hat es mit den Lenker in die Hose gebohrt - ein Stück weiter oben und das hätte extra weh getan."

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Das gesamte US-Team hatte allerdings auch verschärfte Bedingungen: Die kamen allesamt erst am Freitag Morgen um 2:00 Uhr an und konnten später auch nicht vernünftig Schlafen, weil sie noch an der Zeitverschiebung litten. Webb gab sich zumindest zuversichtlich, da er merkt, dass das europäische Indoor-Enduro nicht mit den amerikanischen Strecken vergleichbar ist. Doch auf Riesa freut sich der Amerikaner schon besonders: "Ich werde ein paar Tage vorher anreisen und mir erst einmal Berlin ansehen - Die X-Games in München habe ich ja wegen meiner Verletzung verpasst."
In der WM führt klar Blazusiak vor Knight und Webb.

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Eddi Hübner für die Finals qualifiziert und bester Deutscher

Die Deutschen:
Mit besonderem Pech hatte Marcus Kehr die Qualifikation verpasst: "Da ist an den Bäumen in der Kurve ein anderer Fahrer auf mich draufgefallen und ich lag untendrunter. Deshalb musste ich noch in den Hoffnungslauf. Da habe ich den Start gewonnen, aber beim Rausfahren aus dem Wasserhindernis habe ich mich mit dem Fuß auf dem nassen Balken abstützen wollen. Das ging natürlich nicht und ich bin in die Werbetafeln gekippt. Anschließend konnte ich noch aufholen, aber bei der Zieldurchfahrt ging es Rad an Rad - und ich wurde nur Dritter." Allerdings konnte er nicht zusammenpacken, denn er war damit zumindest Ersatzfahrer, auch wenn er nicht zum einsatz kam.
Den Hoffnungslauf gewann hingegen Edward "Eddi" Hübner: Der amtierende Deutsche Meister kämpfte anschließend auf verlorenem Posten (bis auf Lauf zwei, wo er sogar in Führung lag (siehe oben), belegte in den Läufen Rang 16, 15 und 15. "Es ist aber auch ein wenig unfair, es gibt nur wenige Plätze für die man sich qualifizieren kann - und wenn man es dann geschafft hat, hat man viel mehr gefahren und hat schon viel mehr Kraft auf der Strecke gelassen als die gesetzten Fahrer," monierte er zu Recht. Denn nach der Grading-Liste sind ja schon 10 Fahrer fest gesetzt und brauchen nicht durch die Qualifizierungsläufe.   

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Wie schwer so ein WM-Lauf ist zeigt vielleicht recht drastisch das Abschneiden von Giacomo Redondi (Bild oben): Der Italiener war im letzten Jahr Junioren-Weltmeister geworden - belegte im WM-Feld jetzt als Champion aber nur die Plätze 13, 13 und 11.

Ergebnisse:

WM- 1. Lauf: Hier klicken! (PDF)

WM- 2. Lauf: Hier klicken! (PDF)

WM- 3. Lauf: Hier klicken! (PDF)

WM- Meisterschaftsstand: Hier klicken! (PDF)


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Bei den Junioren hatten sich die beiden Deutschen Manuel Lettenbichler (Bild oben) und Tim Apolle gleich auf Rang drei und vier qualifiziert! Das gab natürlich Anlass zu Hoffnungen, die sich nur teilweise erfüllten:
Gleich im ersten Lauf wurde Lettenbichler das unschuldige Opfer eines Kabelproblems: Das war von dem Fahrer vor ihm neben der Strecke aufgesammelt worden und im Hinterrad mitgezogen worden - quer über die Strecke, so dass es sich auch bei Lettenbichler im Hinterrad verwickelte, so dass der zwei Runden (!) brauchte, bis er seine Fahrt fortsetzen konnte und nur Vorletzter wurde. Apolle fuhr in Zwischenzeit auf einen guten vierten Platz.
Im zweiten Lauf quasi ein umgekehrtes Bild - während Lettenbichler vor auf den zweiten Platz fuhr, war Apolle zwischenzeitlich weit hinten: am Wasserhindernis wollte er an einem gestürzten Teilnehmer vorbei - doch der hob gerade das Motorrad auf, so dass auch Apolle weggeschubst wurde und stürzte. Trotzdem am Ende noch der zehnte Platz.
Im dritten Umlauf fuhren Lettenbichler und Apolle erst im Parallelflug auf Platz vier und fünf, während sich allerdings Lettenbichler immer weiter absetzen konnte. Dann kam es zum Showdown am Wasserhindernis, wo zahlreiche Fahrer festhingen - Lettenbichler fand eine Spur durch das Knäul aus Menschen und Maschinen - und verbesserte sich noch auf den dritten Rang!
Apolle (Bild unten) hingegen blieb dort stecken und fiel auf den siebten Platz zurück.
In der WM-Wertung liegt Lettenbichler nun auf dem vierten Platz und Apolle auf Rang sechs! Das lässt auf noch mehr für den Lauf in Riesa am 3. Januar hoffen!

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Alle drei Junioren-Läufe wurden von dem Amerikaner Ty Tremaine gewonnen: Der KTM-Fahrer hat aber in seiner Heimat auch schon verschiedenlich im Finale der EnduroCross-Serie gestanden, ist also nicht unbeleckt in Sachen Indoor-Enduro.
Zweiter in der Meisterschaft ist nach diesem ersten Durchgang der Schwede Andreas Linusson vor Jack Rowland: Rowland war Zweiter in der Enduro-EM (nicht bei den Junioren, sondern in der E1-Klasse!). Dies war sein erstes Rennen auf der Sherco, denn das Team von "Mick", das jahrelang auf Husqvarna unterwegs war, hat jetzt auf Sherco umgesattelt! So wird man die Fahrer auch 2015 in der EM auf Sherco sehen.

Ergebnisse:

Junioren - 1. Lauf: Hier klicken! (PDF)

Junioren - 2. Lauf: Hier klicken! (PDF)

Junioren - 3. Lauf: Hier klicken! (PDF)

Junioren - Meisterschaft: Hier klicken! (PDF)

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Das Wasserhindernis war nicht für Jeden leicht zu schaffen!

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Die große Ergo-Arena in Danzig im Zeichen des Endurosportes ....

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Podium für Knight, Blazusiak und Webb (v.l.n.r.)

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Der ganz normale Wahnsinn!

2014-12-supermoto-Danzig-laufradRahmenprogramm mit den Kleinsten