baylor snowshoe 2025

Es ist ein Rennen wie kein anderes in der amerikanischen GNCC Cross Country Meisterschaft. Das Snowshoe GNCC in West Virginia fordert die Fahrer traditionell bis aufs Äußerste. Dieses Jahr war´s noch härter.

Die Strecke führt durch ein riesiges Skigebiet. Gestartet wird im Dorf auf Asphalt. Oben ist es wunderschön, aber am Berg richtig brutal: Schlammlöcher, Felsbrocken und Baumwurzeln sind Herausforderung genug, aber dann noch drei Stunden Racing am Nachmittag in der brütenden Sonne?

Das Rennen wurde als möglicher Showdown zwischen den FMF KTM-Teamkollegen Ben Kelley und Grant Davis gehypt, die in zwei verschiedenen Klassen – einer 250er und einer 350er – um die Führung in der Gesamtwertung kämpfen. Stattdessen duellierten sich jedoch zwei weitere Teamkollegen auf einer 250er und einer 450er um den Sieg. Josh Toth vom Rocky Mountain Red Bear Kawasaki Team Green siegt vor seinem Teamkollegen und Teambesitzer Steward Baylor. Total crazy: der Vorsprung nach drei Rennstunden betrug im Ziel lediglich drei Sekunden.

Der Sieg forderte US Endurochampion Toth so sehr, dass er zu heiß und erschöpft war, um überhaupt ein Interview zu geben. Er war nicht allein, denn die Bedingungen brachten fast alle an ihre Grenzen. 

Hier ist, was der stets ungefilterte Steward Baylor zu sagen hatte: "Mann, das war alles, was ich hatte. Gleich zu Beginn fuhren die XC2-Jungs wie wild, und dann platzte mir der Schnellverschluss von meinem Trinksystem, sodass ich den ganzen Tag kein Wasser hatte. Das war heftig. In Runde zwei hatte ich Krämpfe, als ich durch die Boxengasse kam, wo niemand Wasser und meine Flaschen hatte. Ich habe viel Zeit verloren. Ihr habt es sicher auf RacerTV gesehen. Ich sollte drei Leute hier haben. Wenn man der Boss ist und ihnen sagt, dass sie da sein sollen, rechnet man damit. Aber sie waren in Howard's Hole."

"Jedes Mal verlor ich dort 20 bis 30 Sekunden, dann holte ich es hier wieder auf. Ja, zu wenig und zu spät. Gegen Ende holte ich Josh endlich ein, machte aber hier einen kleinen Fehler und verlor die Zeit, die ich brauchte. Es war alles, was ich hatte. Ich habe oben auf dem Hügel einen Fehler gemacht. Dieser Sturz genau dort, eine Meile vor dem Ziel, wir haben vor dem Rennen darüber gesprochen."

"Ich habe Snowshoe jetzt wahrscheinlich sechs Mal eine Meile vor dem Ziel angeführt. Ich hätte fast den sechsten Sieg geschafft, aber es hat immer nur knapp gefehlt. Ich meine, es ist hart, der schönste und härteste Kerl hier draußen zu sein, aber Josh hat mich heute knapp überholt. Wir werden langsam aber sicher immer besser. Ich bin heute mit einem gebrochenen Knöchel angetreten und muss operiert werden, aber das wird mich nicht bremsen. Ich zähle die Tage bis zum Ruhestand, ich habe noch ein paar Jahre davon, also kämpfe ich mich durch. Respekt an Dr. Tanner, er hat mich das ganze Wochenende diesen bescheuerten Stiefel tragen lassen, aber er hat mich durchgebracht."



Von den Titelkandidaten ging Ben Kelley als Dritter in der Gesamtwertung durchs Ziel, aber auch er hatte am Ende des Tages "nothing left". Er erkämpfte sich Punkte gegenüber Grant Davis, der ebenfalls Probleme hatte und mit einem verbogenen Schalthebel Zeit verlor. Der 250ccm Youngster wird nur Elfter in der Tageswertung. Kelley holt sich die Führung in der Tabelle zruück.

Die Serie macht jetzt zweieinhalb Monate Sommerpause und geht nach den Six Days weiter. Ex-Champ Kelley (194 Punkte) führt knapp vor Davis (187), dem Australier Angus Riordan (148) und Steward Baylor (139). Der Neuseeländer Liam Draper als frischgekrönter AMA Sprint Enduro Meister liegt auf Position sechs.

Titelverteidiger Johnny Girroir, von dem man länger nichts hörte, wird nach dem Sommer zurückkehren, und wie Toth und Davis in Bergamo für das Team USA antreten. Girroir hatte die Folgen einer Gehirneerschütterung unterschätzt. Er kehrte zu früh zurück und es wurden weitere gesundheitliche Probleme gefunden. Der 29-Jährige ist seit Monaten keine Rennen gefahren.

Snowshoe GNCC
Snowshoe, West Virginia
22.06.2025

1. Josh Toth, Kawasaki
2. Steward Baylor, Kawasaki
3. Ben Kelley, KTM
4. Jordan Ashburn, GasGas
5. Grant Baylor, Kawasaki
6. Cody Barnes, Honda
7. Josh Strang, Beta
8. Brody Johnson, Honda
9. Nick DeFeo, Kawasaki
10. Craig Delong, Husqvarna