Am dritten Offroad-Renntag der Red Bull Romaniacs 2014 verlagerte sich das Geschehen von Voineasa nach Petrosani - und war an Spannung nicht zu überbieten. Während sich Jonny Walker und Graham Jarvis ein Duell um jede Sekunde liefern, bleibt Jungstar Wade Young bei seiner zweiten Red Bull Romaniacs weiter sensationell in Podiumsnähe. Dahinter lauern Paul Bolton und Andreas Lettenbichler auf ihre Chance.
Nach leichtem Regen in der Nacht begann der vierte Renntag zwar mit feuchten und rutschigen Bedingungen für die Fahrer, die Vormittagssonne und leichter Wind trockneten die Strecke von Voineasa nach Petrosani aber bereits kurz danach wieder auf. Perfekte Bedingungen also, über die sich besonders die Starter der Silver- und Iron-Klasse freuen konnten - denn wie angekündigt erwartete diese Fahrer schon knapp nach dem Start ein herzhaftes Enduro-Workout mit schlammigen Auffahrten und jeder Menge anderer kerniger Sektionen.
In der Gold-Klasse stand bis zum Servicepunkt zunächst ein relativ entspannter Tagesbeginn am Programm - was sich allerdings bald ändern sollte. Den Topfahrern wurde schnell klar, warum Offroad-Tag 3 der absolute Favorit von Streckenchef Klaus Sorensen ist: die Strecke führte in einer weiten, über die Berge gelegten Schlaufe durch ein ungemein abwechslungsreiches Terrain - und servierte mit Sektionen wie "Trial Uphill", "Heavy Shit", "Frontflip", "Armpump River" und "Switchback Heaven" ein mehr als würdiges Schwierigkeitsniveau, dass für den durchschnittlichen Endurofahrer nahezu unfahrbar wäre. Eine perfekte Bühne für ein Duell, das seinesgleichen erst suchen muß...
Nach seinem Tagessieg am Donnerstag eröffnete Graham Jarvis den Renntag in der Gold-Klasse um 6:30 Uhr morgens. Fünf Minuten später startete ein entfesselter Jonny Walker ins Rennen - immer noch als Gesamtführender der Rallye und mehr als entschlossen, Jarvis vom Red Bull Romaniacs Thron zu stoßen. Wade Young, Paul Bolton und Andreas Lettenbichler folgten den beiden hoch motiviert mit entsprechenden Startintervallen. Nach einem Navigationsfehler von Jarvis konnte Walker auf den vierfachen Red Bull Romaniacs Gewinner aufschließen und damit seine Gesamtführung weiter festigen. Zur 20-minütigen Pflichtpause am Servicepunkt trafen die Top-5 wie folgt ein: Walker, Jarvis, Young, Bolton und Lettenbichler.
Nach dem Servicepunkt lieferten sich Jarvis und Walker ein sehenswertes Rennen bis ins Etappenziel in Petrosani: die beiden britischen Ausnahmeathleten pushten sich gegenseitig durch die schwierigen Sektionen und blieben sich förmlich gegenseitig am Heck ihrer Bikes kleben. Sobald einer der beiden auch nur den kleinsten Navigationsfehler machte oder eine weniger perfekte Linie wählte, übernahm sofort der andere die Führung - die somit alle 2-3 Kilometer zwischen Jarvis und Walker wechselte. Schlußendlich war es Graham Jarvis, der als erster durch den Red Bull Zielbogen in Petrosani fuhr.
Graham Jarvis: "Jonny fährt ein perfektes Rennen"
Jonny Walker im Ziel: "Durch sein herausragendes Können hat Jarvis unseren Sport auf ein völlig neues Level gehoben. Natürlich ist mein größtes Ziel, Graham hier zu schlagen - dafür habe ich hart trainiert. Aber bei der Red Bull Romaniacs kann viel passieren, und Jarvis ist nicht umsonst der vierfache Champion. Abgerechnet wird erst im Ziel!"
Graham Jarvis im Ziel: "Jonny fährt ein perfektes Rennen und es wird sehr schwer, ihn noch zu schlagen. Es bräuchte schon ein Wunder für mich, um das Rennen noch umzudrehen."
Wade Young setzte seine beeindruckende Performance in der rumänischen Wildnis fort und erreichte erneut als Tagesdritter das Ziel. Wie in den Tagen zuvor flog der junge Südafrikaner scheinbar mühelos über die Strecke. Während der 18-jährige vor Energie nur so zu strotzen scheint, ging seinem Bike eben diese aus: Wade verlor wertvolle Minuten, als seiner KTM kurz vor einem Tankpunkt fast der Sprit ausging und wurde vom heranstürmenden Paul Bolton überholt.
Bolton im Ziel: "Ich ging heute als Fünfter ins Rennen und hatte prinzipiell einen guten Tag. Durch ein paar kleinere Navigationsfehler verlor ich mindestens fünf Minuten, konnte aber dann auf Letti aufschließen der als Vierter gestartet war. Wir sind dann lange Zeit im Konvoi gefahren und ich habe versucht, Letti auszupowern. Heute gab's zur Abwechslung einmal keine Stürze von mir, nur mein Frontkotflügel hat sich bei einer steilen Abfahrt verabschiedet. Ich überholte Wade, dem fast der Sprit ausgegangen wäre: als er mich dann vollgetankt wieder überholte, war es als würde ich parken!" Bolton beendete den Tag an vierter Stelle.
Andreas Lettenbichler im Ziel: "Es war ein sehr harter Tag. Ich startete als Vierter und fuhr lange Zeit gemeinsam mit Paul Bolton. Ungefähr bei Halbzeit der Strecke machte ich ein paar Fehler und Paul konnte sich absetzen."
Der dritte Offroad-Renntag endete bei strahlendem Sonnenschein und innerhalb des gesetzten Zeitlimits - auf dem Dach der Kohle-Mine in Petrosani, wo die Fahrer der Red Bull Zielbogen in schwindelnder Höhe erwartete.