Die 2014er Ausgabe der berüchtigten Hard Enduro Rallye Red Bull Romaniacs hat ihren ersten Sieger. Beim spektakulären Auftakt-Prolog im Herzen von Sibiu holt sich Paul Bolton vor knapp 15.000 begeisterten Zusehern die hart verdienten Lorbeeren. Graham Jarvis und Jonny Walkerkomplettieren das britische Podium der Gold-Klasse.
Veranstalter Martin Freinademetz und sein Prolog-Streckenchef Andy Fazekas haben einmal mehr ganze Arbeit geleistet - und aus 120 Tonnen Felsbrocken, 130 Tonnen Holz und 3km Sperrgittern und Abgrenzungen eine knapp 3km lange Prologstrecke auf den "Coposu"-Boulevard inmitten von Sibiu realisiert, die wohl weltweit einzigartig ist. Den 350 Starter aus 35 Nationen servierten Fazekas und seiner Crew heute bei strahlendem Wetter ein herzhaftes Menü aus spektakulären Hindernissen wie mächtigen Baumstämmen, einem Beet aus Felsbrocken, riesigen Kabeltrommeln, Eisenbahnschienen, Betonelementen, LKW-Felgen, einem Sprung über einen LKW-Anhänger, einer hölzernen Steilwandfahrt und einigen neuen "Gemeinheiten". So mussten die Fahrer z.B. durch den "Innenstadt-Wald", über die "Guillotine" - einem rollend gelagerten Baumstamm - und durch das neue Highlight des Prologs: einer spiralförmigen Steilwandfahrt.
Vor dem Start des Prologs meinte Jonny Walker noch: "Ich werde beim Prolog nicht unbedingt auf Sieg fahren, um kein Risiko einzugehen - und meine Energie für die kommenden vier Offroadtage aufzusparen." Sprach's - und brannte bei der gezeiteten Qualifikation für das Prolog-Finale am frühen Abend gleich die schnellste Zeit in die Strecke, gefolgt von Red Bull Romaniacs-Legende Chris Birch aus Neuseeland und dem jungen Kanadier Cory Graffunder, der in letzter Minute für den verletzten Husqvarna-Werksfahrer Alfredo Gomez einsprang.
Vorjahressieger Graham Jarvis belegte noch etwas abwartend den vierten Platz im Zeitfahren, knapp gefolgt von KTM-Werksfahrer Andreas Lettenbichler. Publikumsliebling Paul Bolton zeigte mit Platz sechs und einer starken Performance ebenso auf, wie Österreichs Extrem-Enduro Top-Fahrer Lars Enöckl, der auf den 13. Platz fuhr.
Lokalmatador Emanuel Gyenes (ROM) dominierte das Zeitfahren der Silver-Klasse vor Kevin Archer (NZL) und Ethan Deplazzi (AUS). In der Silver Team-Klasse fuhr David Cyprian (CZE) Bestzeit, gefolgt von Sean Clarke (NZL) und Zdenek Cyprian (CZE).
Für das Prolog-Finale qualifizierten sich jeweils nur die schnellsten 35 Starter jeder Rennklasse aus der Qualifikation - die dann jeweils im Massenstart (5 Startreihen zu je 7 Fahrern) ins Rennen um die Top-Startplätze für den ersten Offroad-Renntag gingen. Nachdem die Top-Rundenzeiten der Gold-Klasse nur knapp über einer Minute lagen, erwarteten die Spitzenfahrer mehr als 10 Finalrunden auf der kernigen Endurocross-Strecke.
Jonny Walker
Die tausenden Zuseher wurden schließlich mit hitziger Action vom Allerfeinsten belohnt, wobei sich die Spannung von Klasse zu Klasse weiter aufbaute. Während der beinharte Streckenverlauf den Fahrern in den Finalläufen der Iron-, Bronze- und sogar der Silver-Klasse alles abverlangte und viele Teilnehmer zu Boden schickte, lieferten die Teilnehmer der Gold-Klasse Endurocross-Action der Superlative.
Red Bull Romaniacs Rookie Cory Graffunder – der seit Jahren sehr erfolgreich in der U.S. Endurocross unterwegs ist – fand sich mit der Strecke ausgezeichnet zurecht und kämpfte bei seinem ersten Red Bull Romaniacs-Prolog eindrucksvoll um einen Podiumsplatz... bis ihn kurz vor dem Ziel eine defekte Zündkerze aus dem Rennen warf. Lokalmatador Dani Outil (ROM) teilte Graffunders Schicksal und musste ebenfalls wegen eines technischen Defekts aufgeben.
Jonny Walker dominierte das Finale über ein Drittel der Renndistanz – schien sich aber dann an seine Gesamtstrategie zu erinnern und ließ es auf den letzten Runden etwas ruhiger angehen. Damit war der Weg frei für Graham Jarvis, der gewohnt unspektakulär, aber extrem schnell unterwegs war. Der vierfache Red Bull Romaniacs Sieger zeigte erneut, dass die Karpaten „sein Königreich“ sind und fuhr schließlich trotz eines kleineren Umfallers ungefährdet auf Platz zwei im Finale. Die größte Show des Tages lieferte aber der Vorjahres-Prologsieger Paul Bolton. Auf seiner Eurotek-KTM fuhr der britische Privatfahrer wie der Haifisch im Goldfischglas und überzeugte die Konkurrenz mit einer perfekten Performance. Bolton mit einem fetten Grinsen im Ziel: „Ich musste einfach gewinnen, ich kann das Preisgeld gut gebrauchen!“
Noch mehr Pech als Cory Graffunder hatte der norwegische Privatier Wiik Joar Resaland (NOR), der im Qualifying ein tolles Rennen fuhr. Nach seiner guten Performance griff der Norweger völlig erschöpft und durstig zur falschen Flasche – und nahm statt Wasser einen großen Schluck Kühlflüssigkeit zu sich. Resaland wurde sofort im Krankenhaus behandelt und kann seine Red Bull Romaniacs 2014 hoffentlich fortsetzen.
Alles in allem ging der Red Bull Romaniacs Prolog 2014 wie geschmiert und ohne gröbere Unfälle über die beeindruckende Bühne von Sibiu’s historischem Stadtkern. Heinz Kinigadner, Offroadsport-Legende, KTM-Motorsport-Berater und Gründer der „Wings for Life“ Stiftung, gratulierte Veranstalter Martin Freinademetz zum erfolgreichen Auftakt der Hard Enduro Rallye: „Ihr habt hier ein einzigartiges und wirklich beeindruckendes Event auf die Beine gestellt – ich bin froh, dass ich endlich einmal selbst Live dabei sein kann.“
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