Jonny Walker, Graham Jarvis, Andreas Lettenbichler und Alfredo Gomez heißen die vier Sieger des Red Bull Hare Scramble 2015 am Erzberg. Was sich wie der Tagtraum eines leidenschaftlichen Offroad-Motorradfans anhört, wurde am Sonntag Realität am "Berg aus Eisen".
Das härteste Extrem Enduro der Welt. Diesem Ruf wurde das Rennen mehr als gerecht, von den gestarteten 500 Fahrern erreichten nur fünf Teilnehmer das Ziel innerhalb der vierstündigen Renndistanz. Die hochsommerlichen Temperaturen und die verlängerte, im Vergleich zum Vorjahr deutlich verschärfte Rennstrecke verlangten hohen Tribut von allen Teilnehmern - nur 1% der Starter erreichte das Ziel.
Gleich zu Beginn traf es einen der Hauptfavoriten: Taddy Blazusiak, mit fünf Siegen der erfolgreichste Erzbergrodeo-Teilnehmer aller Zeiten, wurde bei der ersten Auffahrt nach dem Start bei einer Kollision mit Teamkollegen Jonny Walker von seinem eigenen Motorrad ausgeknockt. Daraufhin entbrannte zwischen den weiteren Hauptprotagonisten ein fesselnder Kampf um die Führung des Rennens.
Obwohl KTM-Werksprofi Walker zunächst ungebremst davon stürmte, setze sich ein Verfolgerfeld aus mehreren Fahrern an die Fersen des jungen Briten. Husqvarna-Werkspilot Graham Jarvis und sein Teamkollege Alfredo Gomez konnten Walker schließlich einholen, überholen und somit als erste in den rennentscheidenden, neuen Streckenabschnitt "Downtown" einfahren. In dem selektiven Waldstück konnten Walker, Lettenbichler und der Südafrikaner Wade Young (KTM) schließlich aufschließen - bis es nicht mehr ohne fremde Hilfe voran ging.
Jonny Jonny Walker
Die Fahrer beschlossen daraufhin, ihre Motorräder in einer beispiellosen Gemeinschaftsaktion durch die gnadenlos schwierige Sektion zu ziehen - und ernteten für ihre Fairness den Respekt und die Sympathien der Zuseher vor Ort und vor den Bildschirmen. Walker, Lettenbichler, Jarvis und Gomez entschieden sich nach der erfolgreichen Bewältigung des Checkpoint 19, auch den weiteren Weg ins Ziel als "Kampfgruppe" zu bestreiten - und fuhren schließlich allesamt als Sieger gemeinsam durch den Red Bull Zielbogen in der Erzbergrodeo-Arena. Tausende Zuseher vor Ort hatten den packenden Rennverlauf über vier Stunden Live auf der Videowall in der Arena mitverfolgt und bereiteten den Ausnahmeathleten einen frenetischen Empfang am Fuße des Eisernen Giganten.
Erzbergrodeo-Veranstalter Karl Katoch nahm im Anschluß an die Siegerehrung Stellung zum Härtegrad der 2015er Rennstrecke: "Eine Rennstrecke wie diese ist ungemein schwierig zu gestalten, noch dazu in einem derart einzigartigen Gelände wie dem Erzberg. Du kannst mit wenigen Handgriffen ein ganzes Rennen stoppen oder aber auch das (sehr hohe) Fahrtechnik-Niveau der Teilnehmer unterschätzen."
"Ich möchte allen Teilnehmern meinen ungebremsten Respekt aussprechen und kann versichern, daß wir für die kommenden Erzbergrodeo-Ausgaben die Dynamik in der Entwicklung unserer Red Bull Hare Scramble Rennstrecke wieder aufnehmen werden um viel mehr Fahrern die Chance auf die Zielankunft zu gewährleisten.", so Katoch.
Überschattet wurde das Rennen von einem tödlichen Unfall. Ein 29-jähriger Ungar wurde von einem 1,4 mal 0,5 Meter großen Steinbrocken überrollt. Das Opfer befand sich mit weiteren Personen in einem steilen Waldstück. Der Stein löste sich etwa 300 Meter höher aus bisher ungeklärter Ursache und rollte direkt auf die Personen zu. Der Mann, der gerade einem Rennteilnehmer half, hörte weder die Warnrufe, noch sah er den Stein kommen und wurde überrollt. Dabei erlitt er so schwere Verletzungen, dass er noch an der Unfallstelle verstarb.
Endergebnis
1. Jonny Walker (UK/KTM) 3:58:25 Std
1. Graham Jarvis (UK/Husqvarna)
1. Andreas Lettenbichler (GER/KTM)
1. Alfredo Gomez (SPA/Husqvarna)
5. Mario Roman Serrano (SPA/KTM) 3:58:58