Rein rechnerisch ist die Enduro-Weltmeisterschaft noch in allen Klassen offen: doch bei dem Lauf in Griechenland haben am zweiten Tag einige Vorentscheidungen stattgefunden.
Mika Ahola (E2) und David Knight (E3) bauen ihre Führungen in der Meisterschaft aus, ohne dass sie dafür einen Finger krumm machen musten.

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Zwei Runden lang kämpfte David Knight (im Bild oben) mit Christophe Nambotin: Jeder einzelne Prüfung wurde bis an den Rand der Leistungsfähigkeit gegangen (und an den Rand der Strecke, wie das Absperrband in Knights Hinterrad beweist) und fast ständig wechselte die Führung in der Tageswertung. Doch dann brach an Nambotins GasGas, mitten im langen Endurotest, der Stoßdämpfer und der Franzose musste aufgeben. Deshalb hat Knight nun einen satten Vorsprung von 52 Punkten in der WM. Das bedeutet, dass er selbst zweimal ausfallen könnte und trotzdem noch zwei Punkte vor Nambotin liegen würde. Allerdings sind noch vier Wertungstage zu absolvieren - und deshalb die WM in der E3-Klasse noch nicht entschieden.
Höchst erfreulich das Abschneiden von Marcus Kehr (im Bild unten), der sich nach seinem unglücklichen Sturz vom gestrigen Tag wieder gefangen hat und ganz vorne mit spielte. Am Ende ein vierter Platz - in Schlagdistanz zum Podium, obwohl bei 44 Grad Außentemperatur im Schatten (wo war Schatten) von seinem geliebten Schlamm nicht viel zu sehen war. "Ich brauche halt immer ein bißchen, um mich an den Untergrund zu gewöhnen, so was kann man in Deutschland nicht trainieren." Dabei fehlten Kehr gerade einmal 12 Sekunden zum 2. Platz! Eine Schrecksekunde hatte er allerdings am Ende des Endurotestes, wo die Strecke rund 10 x durch den Bach geht und das Motorrad kurzzeitig stotterte - ob die KTM Wasser gezogen hatte, oder nur einen Schock durch die Kühlung des Motorgehäuses hatte, war nicht heraus zu finden - zum Glück lief das Motorrad aber nach kurzer Zeit problemlos weiter.
Vor ihm war Bartosz Oblucki: Der Pole hat im Verlauf der Saison seine 300er völlig umgebaut bis er endlich die Charakteristik hatte, die ihm als 250er-Fahrer entspricht. Dabei ist der Pole körperlich topfit und konnte sogar noch in der letzten Sonderprüfung auf dem vor ihm liegenden Sebastien Guillaume ordentlich Druck machen.
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Ähnlich fielen dem Honda-Fahrer Mika Ahola(im Bild links) unbeabsichtigt viele Punkte in den Schoß:
Sein schärfster Konkurrent, KTM-Fahrer Ivan Cervantes und dessen Teamkollege Thomas Oldrati stempelten an der ersten Zeitkontrolle drei Minuten zu früh (!) - das brachte genausoviele Strafminuten ein und warf die beiden Fahrer auf die Plätze 12 und 13 in der Klasse. Dabei lag Cervantes zu diesem Zeitpunkt schon drei Sekunden in Führung. Ein unverzeilicher Fehler, der aber leicht zu erklären ist - der Betreuer hatte offensichtlich ledigleich die Minuten vom Timetable abgelesen - und zwar die von der nächsten Kontrolle - deshalb kam es zu der Differenz! Dennoch wird Niemand in der Haut des Betreuers stecken wollen, der die beiden Fahrer zur falschen Zeit hereingeschickt hat - auch wenn Zeiten letztendlich immer in der Verantwortung des Fahrers liegen (bitte für den eigenen Gebrauch für später merken!).
Das gab auch Cervantes zerknirscht zu.
Nun schon 30 Punkte Vorsprung für Ahola und ein großer Schritt in Richtung des nächsten WM-Titels.
Erstmals in diesem Jahr auf dem Podium: Juha Salminen, der just vor einem Jahr an der gleichen Stelle den ersten Sieg für die BMW eingefahren hatte. Nun Rang zwei für die BMW-Husqvarna: "Ich bin so gut gefahren, wie ich konnte," meinte der Finne wieder zurückhaltend. "Dabei hatte ich in der ersten Sonderprüfung sogar einen Dreher und in der Cross-Prüfung einmal den Motor ausgebremst.

In der E1-Klasse holte sich Antoine Meo (im Bild unten) den Tagessieg und baute nach seinem Ausfall am ersten Tag, weiter an seinem ersten WM-Titel: "Ich kannte im ersten Durchgang heute Morgen die Spuren in den Tests noch nicht, denn ich bin die Prüfungen ja noch nicht gefahren. Doch in der zweiten Runde habe ich meinen Speed wieder gefunden und mein Tempo gefahren." Was bedeuten soll, dass er dann die Führung übernommen und auch bis zum Schluss nicht mehr abgegeben hatte.
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Damit hat sich der Punkteabstand in der Meisterschaft wieder auf 22 Punkte zum Verfolger Eero Remes vergrößert. Doch der kleine Finne sah es gelassen: "Ich war heute nicht so entspannt wie Gestern, und außerdem gab es in dem Test nur eine lange, tiefe Rille, das lag mir nicht so."
Der gestrige Fast-Sieger, Cristobal Guerrero war zwei Runden lang, jedes Mal im Endurotest gestürzt und hatte viel Zeit verloren - und damit gerade noch Vierter hinter einem sichtlich erschöpften Johnny Aubert an diesem Tag.

Insgesamt profitierten die Teilnemer von der Entscheidung der Jury, pro Minute nur einen Fahrer zu starten. Die Strecke war mehr als lang genug um das zu verkraften, aber in den feinstaubigen Sonderprüfungen kam es so nicht zu zusätzlichen Behinderungen.
Im kommenden Jahr könnte der WM-Lauf in Griechenland erstmals statt in Serres in der Nähe von Meteora stattfinden. Für die Teilnehmer, die mit der Fähre in Igomeniza nach Griechenland kommen, nur noch ein Katzensprung und eine herrliche Endurogegend mitten im gebirgigen Gelände.

Die Ergebnisse des zweiten Fahrtages:

Klasse E1: Hier klicken! (PDF)
Stand nach 12 von 16 Läufen: 1. Meo, 253 Punkte; 2. Remes 231; 3. Aubert 220; 4. Seistola 184; 5. Guerrero 183; 6. Deparrois 181; 7. Gauthier 176; 8. Curvalle 139; 9. Micheluz 137; 10. Sebastien Bozzo (I/Husqvarna), 90.

Klasse E2: Hier klicken! (PDF)
Stand nach 12 von 16 Läufen: 1. Ahola 288; 2. Cervantes 258; 3. Renet 209; 4. Oldrati 207; 5. Ljunggren 174; 6. Thain 137; 7. Balletti 135; 8. Tarkkala 130; 9. Planet 119; 10. Valtteri Salonen (FIN/Husaberg), 118.

Klasse E3: Hier klicken! (PDF)
Stand nach 12 von 16 Läufen: 1. Knight, 281 Punkte; 2. Nambotin 229; 3. Albergoni 228; 4. Guillaume 218; 5. Kehr 183; 6. Botturi 161; 7. Kadlecek 159; 8. Bernardez 156; 9. Mena 135; 10. Oblucki 134.

Klasse Junioren: Hier klicken! (PDF)
Alle Meisterschaftsstände hier auf der Webseite: Hier klicken!
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Autogrammstunde für Jedermann im Fahrerlager mit den erfolgreichen Piloten