"Eigentlich hatte ich ja vermeiden wollen, zu stürzen, doch gleich in der ersten Sonderprüfung ist es doch passiert," ärgerte sich Schröter anschließend. Da verlor er soviel Zeit, dass an ein Podestplatz im Championat nicht mehr zu denken war.
Tagesschnellster wurde der dreifache Motocross-Open-Meister Christian Brockel, der bei seinem Team GST-Racing, als Gaststarter bei der Deutschen Enduro-Meisterschaft seine Abschiedsvorstellung vom aktiven Motorradsport gegeben hatte.
Dazu brauchte es aber alle sechs Sonderprüfungen: Erst in dem allerletzten Test konnte Brockel vom dritten Gesamtrang ganz an die Spitze fahren - und verdrängte dort seinen GST-Teamkollegen Marco Neubert. "Das war keine Absicht, aber ich wollte zum Abschluss in der allerletzten Prüfung einfach noch mal zeigen, was ich so kann," meinte Brockel anschließend.
Doch für Marco Neubert (Bild oben) änderte sich nichts in der Meisterschaft: Weder verlor er einen Platz im Championat, wo er Vizemeister wurde, noch gefährdete es die Meisterschaft in der E2-Klasse. Seine Taktik vom ersten Tag, gleich in der ersten Sonderprüfung einen Vorsprung herauszufahren, ging diesmal nicht auf: Die eingefahrenen Spuren in dem sogenannten "Extremtest" (mit 10 Minuten Fahrdauer) gaben die Strecke vor, so dass man keine Möglichkeit für individuelle Spuren hatte, sondern möglichst sauber und heil rumkommen musste.
Die Deutsche Meisterschaft gewann er zum ersten Mal: "Darum habe ich eigentlich schon seit 2012 gekämpft, doch immer wieder kam etwas dazwischen." Was dazwischen kam, waren meistens Verletzungen und so hat er seit Saisonbeginn auch immer noch ein angeschlagenes Knie, dass wohl demnächst operativ behandelt werden muss.
Dies ist einer der Gründe, warum Neubert öffentlich vom Aufhören spricht. Der Fahrer aus Lößnitz hatte es die letzten beiden Jahre geschafft, seinen Traum, den Endurosport nicht nur zu Leben, sondern auch einmal zu zeigen, was er fahrerisch kann. Viele größere und kleinere Verletzungen haben allerdings den Weg zu diesem Meistertitel gepflastert. Der 30jährige hat in dieser Zeit viel in seinem Privatleben zurückstecken müssen und wird voraussichtlich 2018 nicht mehr antreten.
Nachdem er es am Vortag durch seinen Ausfall so richtig spannend gemacht hatte, ließ Andi Beier nichts mehr anbrennen: Vom Start weg kämpfte er an der Spitze der Gesamtwertung mit. Doch je länger der Wettbewerb dauerte, desto unruhiger wurde der KTM-Fahrer: Würde das Motorad diesmal halten? Klang es nicht schon wieder ein bißchen anders?
Doch sein Team konnte ihn beruhigen, dass das Motorrad tatsächlich optimal lief und so konnte er nicht nur den dritten Platz im Championat, sondern auch noch den Klassensieg in der E1-Klasse erzielen.
Damit holte sich der KTM-Fahrer seinen sechsten (!) DM-Titel, fünf davon in der E1-Klasse.
Durch seinen Ausfall am ersten Tag fiel er aber im Championat auf den vierten Platz zurück.
Auch Junior Robert Riedel ließ zum Abschluss keine Ruhe und beendete den letzten Tag auf dem fünften Tagesrang im Championat und gewann erneut die Junioren-Klasse, diesmal mit fast vier Minuten Vorsprung. Doch seine Konkurrenz sei beruhigt, denn der KTM-Fahrer, der tatsächlich in Rüdersdorf wohnt, ca. 500 m vom Fahrerlager entfernt, kann im nächsten Jahr aus Altersgründen nicht mehr in der Junioren-Klasse fahren. Aber vielleicht wird er im GST-Team die Nachfolge von Marco Neubert antreten.
Direkt im Anschluss an die Tages-Siegerehrung wurde auch noch die offizielle DMSB-Meisterehrung durchgeführt. Das wird nun bei allen Motorsportarten so gehandhabt, statt nur die jeweiligen Meister zu einem Galaabend einzuladen. Damit kommen auch die Teams und Fans zu dem Genuss - ihren Fahrer offiziell zu Meisterehren kommen zu sehen. Als besondere Dreingabe bezahlt der DMSB den Meistern von E1 bis E3 und dem Junior-Meister die DMSB-Lizenz für das kommende Jahr. Unser Foto zeigt die Ehrung des neuen/alten Champions Dennis Schröter vor Marco Neubert und Davide von Zitzewitz. Offizielle Vertreter des DMSB waren der neue Fachausschuss-Vorsitzende Wilfried Meine (links im Bild) und der DMSB-Pflichtkommissar für die Enduro-DM, Heiner Schmidt (rechts im Bild).
Ergebnisse
Int. Deutsches Enduro-Championat: Hier klicken! (PDF)
Endstand: 1. Schröter, 781 Punkte; 2. Neubert 760; 3. von Zitzewitz 685; 4. Beier 677; 5. Weiß 630; 6. Krause 579; 7. Apolle 567; 8. Emmrich 557; 9. Riedel 530; 10. Haustein 468.
Enduro E1: Hier klicken! (PDF)
Endstand: 1. Beier, 225 Punkte; 2. Apolle 206; 3. Allers 164; 4. Schubert 143; 5. Spachmüller 133.
Enduro E2: Hier klicken! (PDF)
Endstand: 1. Neubert, 232 Punkte; 2. Krause 184; 3. Emmrich 171; 5. Haustein 142.
Enduro E3: Hier klicken! (PDF)
Endstand: 1. Schröter, 250 Punkte; 2. Weiß 208; 3. Helbig 155; 4. Decker 139; 5. Rambow 118.
Junioren: Hier klicken! (PDF)
Endstand: 1. Riedel, 241 Punkte; 2. Wischhof 187; 3. Domres 161; 4. Anger 125; 5. Müller 96.
Komplette Ergebnisse aller Klassen bei: www.enduro-dm.de
Komplette Meisterschafststände aller Klassen bei: www.easy-race.de
Zum Saisonabschluss lassen es Dennis Schröter (links) und Marco Neubert (rechts) noch einmal richtig qualmen ...
Generalprobe geklappt! Das ist zumindest unser Eindruck vor Ort: Direkt am Rand von Berlin, wo man es nicht erwarten würde, schafft es der MSC Woltersdorf tatsächlich ein echtes Enduro auf die Beine zu stellen. Der Vorteil: Was anderswo als Wald gilt, ist hier Industriebrache und/oder Abraumhalden (auf denen eher versehentlich Bäume wachsen). Der MC Woltersdorf ist langsam gewachsen und hatte mit dem Museumsverein einen guten Gastgeber mit einer Menge Platz und Räumlichkeiten.
Und die Mitglieder des Vereins sind sehr engagiert im Streckenbau, was die Fans zumindest am "Hexenkessel" selbst sehen konnten (siehe unten) ...