Zuviel passiert bei einer solchen 2-Tage-Fahrt was über die reine Sportberichterstattung hinaus geht. Der Verein, in diesem Falle der MSC Niedergrafschaft, ist der portliche Veranstalter, aber gleichzeitig auch die Kulisse für die Höhen und Tiefen des Sportes und so gibt es hier mal ein Update...
Kurz vorab zu dem Verein, wo in diesem Jahr außerdem das 70jährige Jubiläum gefeiert wurde (zum Beispiel mit leckeren Schokoladentäfelchen- siehe oben) - in unserem speziellen und sportlichem Fall zünftig begangen mit eben dem Enduro-Wettbewerb in allen Klassen und Prädikaten! Wobei es eigentlich zwei Ein-Tages-Fahrten waren, die glücklicherweise direkt hintereinander abgehalten wurden.
Dass trotzdem nur knapp unter 200 Teilnehmer angetreten waren, hat verblüfft: Als erster Wettbewerb nach der Sommerpause, dann gleich zwei Tage lang und trotzdem verhältnismäßig wenig Fahrer? Im Moment läßt sich über mögliche Gründe nur spekulieren, verdient hätte der Verein deutlich mehr.
Alleine schon, wenn man am Freitag die Sonderprüfungen abgelaufen war, konnte man sich nur wundern, in welch guten Zustand die Strecke dort war. Die schlimmsten Spuren von vor zwei Jahren schon lange ausgemerzt, war der Weg von Gebüsch und Ästen freigeschnitten und scheinbar auch sämtliche Äste vom Boden aufgehoben worden. Funfact am Rande: Die Frau von Fahrtleiter Frank Frielmann weigerte sich am Ende bei den gemütlichen Sonntagsspaziergängen mitzugehen, weil der Frank doch immer auch eine Astschere im Gepäck hatte und für freie Spuren sorgte.
Wie gut aufgestellt der Verein mit seinem Wettbewerb ist, zeigte sich schon daran, dass er die eigene Motocross-Strecke lediglich zum Aufwärmen als Etappe fuhr, statt als Sonderprüfung. Doch dort war auch Parc ferme und Start, der letztere allerdings ohne Sprecher oder Ansager. Tatsächlich darf die Strecke nur ohne Beschallung betrieben werden, deshalb hatte man vorsichtshalber darauf verzichtet. Am Abend stand aber Helmut Alexander bei der Siegerehrung wieder am Mikrofon.
Alle drei Prüfungen waren Endurotests ohne künstliche Hindernisse usw., dafür aber einer Menge Bäume und vielen engen Kurven drumherum. Auch auf der Etappe gab es reichlich "Gelände", zumindest Forst- und Feldwege, vereinzelte Single-Trails und sogar auch ein Matschloch, dass in der falschen Spur für mächtig Anstrengung bei den Fahrern sorgte. Nach einem vorangegangenen Erdrutsch musste ein Fahrer sogar von fünf Helfern gemeinsam geborgen werden
Das eigentliche Fahrerlager war wieder im Industriegebiet, weil es keine Möglichkeiten mehr gegeben hatte, Gast im geplanten Freizeitpark der alten Kaserne zu werden. Für Duschen hatte man trotzdem gesorgt, so stand die Einrichtung am Sportplatz den Teilnehmern zur Verfügung, denn die zwei Duschen auf dem Gelände hätten das alleine nicht schaffen können.
Wie in Neiden hatte man an der Fahrerlager-Zeitkontrolle eine eigene Servicezone eingerichtet, wo keine Wohnmobile vorgesehen waren, sondern tatsächlich nur der Servicebereicht für die Fahrer. Die machten dann dort ihren "Boxenstopp".
Leider war das Vereinsmitglied, der technische Kommissar und Zeitnehmer Johann Hinderink (Bild oben), nach seinem kürzlichen Schlaganfall immer noch an den Rollstuhl gefesselt. Trotzdem nahm er vor Ort am Endurogeschehen teil!
Die Papierabnahme hatte den Namen eigentlich nicht verdient: Denn im Zuge der Digitalisierung wurde der gesamte Vorgang auf mehreren Tabletts abgewickelt (inclusive Unterschrift), so dass am Ende gar kein Papier angefallen war. Ein Vorbild, dass mit Hilfe des Promotors zukünftig vielleicht für alle Läufe umgesetzt werden soll.
Die Zielankunft lohnte sich für die Teilnehmer gleich doppelt: Für jeden "Finisher" gab es beim Eingang zum Parc ferme einen Gutschein für ein Weißbier (auch alkoholfrei) und die ausgeschwitzte Flüssigkeit wieder aufzufüllen.
Für Kohlenhydrate sorgten außerdem Nudeln Bolognese, was von den Sportlern gerne angenommen wurde. Eine sinnvolle Alternative zu den sonst üblichen "Pommes" (auch wenn der Autor persönlich Pommes-Liebhaber ist).
Bei der Siegerehrung gab es nicht die üblichen Blech-Pokale, sondern dreidimensionale Schilder als Auszeichnung für die Fahrer. Die Teamchefs erhielten für die jeweiligen Klassensieger ein Brett als "Landkarte" in der Itterbeck als Stätte des Erfolges eingezeichnet war!
Für Aufsehen sorgte auch Tom Köhlbach, der das Elektromotorrad Stark VARG mitgebracht hatte. Der Beta-Teamchef und -Händler aus Heiligenhaus vertreibt auch diese Marke an E-Motorrädern und hatte vor Ort einige Probefahrten ermöglicht.
An dieser Stelle ein dickes persönliches DANKESCHÖN an die Firmenleitung und die Mitarbeiter des Kiesbetriebes Sietzen, wo die dritte Sonderprüfung ausgetragen wurde.
Zwischen den Runden hatte der Autor dieser Zeilen fast eine Stunde Leerlauf und war (wie immer hungrig) auf der Suche nach einer Würstchenbude. Kam er um die Ecke und stand tatsächlich ein Grill und ein Zelt mit Sitzgelegenheiten.
Voller Begeisterung wollte er auch ein Würstchen haben und frage, wem und wieviel er denn bezahlen müsse. Doch kurzerhand wurde er eingeladen sich mit an den Tisch zu setzen, weil man sich dort einfach nur getroffen hatte um auch dem Rennen zuzusehen.
Leider konnte der Robert nicht so richtig an den Gesprächen teilnehmen, weil er weder niederländisch, noch platt spricht, statt dessen aber an dieser Stelle ein herliches DANKESCHÖN.
Pech hatte ausgerechnet das eigene Vereinsmitglied Lennart Nykamp, der an beiden Tagen "nur" Vierter in der Klasse E2B wurde und das Podium verfehlte. Fahrtsekretärin Christa, seine Mutter wusste anschließend was falsch gelaufen war: "Ich hätte einige von den Nennungen der Fahrer in dieser Klasse besser nicht angenommen", meinte sie scherzhaft.
Start frei in die zweite Hälfte der Deutschen Enduro-Meisterschaft 2023