Es war kalt - eiskalt beim Start der Deutschen Enduro-Meisterschaft in Uelsen.
So kalt, dass einige Motorräder zunächst einmal nicht ihren Dienst aufnehmen wollten.
Einer aber war davon nicht zu beeindrucken: Marcus Kehr (Bild unten) holt sich einmal mehr den Klassen- und Gesamtsieg!
Schnee und gefrorener Boden waren die größten Schwierigkeiten für die Teilnehmer auf der Etappe. Wenn sie es denn endlich geschafft hatten, überhaupt los zu Fahren: Die nächtlichen Temperaturen von weniger als -10 Grad hatten einigen Motorrädern (und Quads) offensichtlich zu schaffen gemacht. So viele Probleme beim Starten hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Allererstes Opfer der Situation und damit auch Empfänger der allerersten Strafsekunden war der in der ersten Startreihe stehende Andreas Beier: Der amtierende Meister der E1-Klasse hatte für diese Saison auf die 250er Viertakt-Honda gewechselt. Dass sowohl sein Motorrad, als auch etwas später das seines Teamkollegen Bert Meyer nicht ansprang, sollte nicht unbedingt ein schlechtes Ohmen gewertet werden - der dritte Teamkollege Jens Pester brachte seine große Honda rechtzeitig zum Laufen.
Aber für Beier am Ende des Tages letztlich doch nur der zweite Platz in der E1-Klasse: Vor ihm sein ehemaliger Teamkollege Edward "Eddy" Hübner: Der hatte von der 250er Zweitakt auf die kleinere 250er Viertakt-KTM (siehe Bild oben) gewechselt und kam damit offensichtlich besser zurecht. Tagessieg wie schon vor drei Jahren in Uelsen, doch das hate er nicht den Strafpunkten von Beier zu verdanken - er wäre auch ohne desen Strafpunkte (wenn auch knapp) Schnellster gewesen: "Ich habe in den letzten Wochen mit dem Jens Scheffler vor allen Dingen Sicherheit trainiert - und weniger auf Top-Speed."
Und das war vielleicht auch ein Geheimrezept auf dem rutschigen Boden. In der ersten Runde noch komplett gefroren, wussten die Teilnehmer, was sie auf der Sonderprüfung erwartete - zwei Stunden später und dann jede weitere Runde, waren andere Teile der Strecke angetaut und mehr oder weniger griffig. Entsprechend waren mehr oder weniger heftige Ausrutscher an der Tagesordnung.
Eiskalte Bedingungen auf der Strecke, teilweise noch mit Schnee
In der E2-Klasse profitierte Stefan Geyer von seiner intensiven Vorbereitung: Nämlich nicht nach Spanien oder sonstwo zu Trainieren, sondern eben Zuhause. Nach vielen Runden im Schnee kam er mit den Bedingungen gut zurecht und holte sich den Klassensieg. Der zweiten Platz ging in der allerletzten Sonderprüfung an Marco Straubel: "im zweiten Durchgang hatte ich einen Sturz und danach war ich eigentlich zu sehr auf Sicherheit bedacht. So lag in vor der letzten Sonderprüfung knapp hinter Mike (Hartmann). Ich wusste aber, dass ich noch zulegen kann und habe dann dem Mike noch einmal vier Sekunden und den zweiten Platz abgenommen."
Für Mike Hartmann (im Bild rechts) ging es in erster Linie darum, ob sein Knie auch halten würde: Nach Operation und langwieriger Rekonvaleszenz ging es aber gut: "Ich spüre das Knie zwar noch, aber es tut nicht weh," war er glücklich. Und mit einem dritten Platz hatte er auch das letzte Jahr angefangen und trotzdem den Titel geholt.
In der E3-Klasse hatte Arne Weidemann das Pech beim Überholen in der Sonderprüfung selbst zu stürzen - und deshalb am Ende nur für den vierten Tagesrang in Frage zu kommen. Doch die 300er Zweitakt-Husqvarna scheint das richtige Arbeitsgerät für den Junior zu sein.
Dafür reichte es aber erstmals bei Mark Risse für den Schritt auf's Treppchen! Der GasGas-Fahrer erreichte hinter Derrick Görner zum ersten Mal einen dritten Tagesrang.
Völlig neu war die Startreihenfolge nicht nur der ersten Startreihe, wo die drei amtierenden Meister der Klassen 1-3 nebeneinander standen (siehe Bild)
Statt nach Klassen sortiert gehen die Fahrer in der Reihenfolge des int. deutschen Enduro-Championates an den Start.
In Uelsen galt noch der Stand des letzten Jahres - ab dem nächsten Lauf in Dahlen (28. März) gilt der neue Stand - und deshalb bekommen alle Fahrer, die im Ziel waren Punkte - der Erste soviel Punkte, wie Fahrer im Ziel waren - der Letzte genau noch Einen. So kann man eine absolute Reihenfolge auch auf den hinteren Plätzen gewährleisten.
Unter Wert geschlagen wurde der Finne Tomi Peltola (siehe Bild), der komplett in der kommenden Saison für das Husqvarna-Team starten wird. Doch gleich zwei Stürze in der zweiten Sonderprüfung warfen ihn weit zurück, so dass er am Ende mit dem vierten Tagesrang zufrieden sein musste. Doch Peltola litt genauso wie die anderen Fahrer an der Tatsache, dass er nicht trainieren konnte - er war bis zuletzt in Finnland auf den in Deutschland nicht zugelassenen Spikes unterwegs.
Ergebnisse im Einzelnen:
Int. Deutsches Enduro-Championat: Hier Klicken (PDF)
Klasse E1: Hier Klicken (PDF)
Klasse E2: Hier Klicken (PDF)
Klasse E3: Hier Klicken (PDF)
Damenklasse: Hier Klicken (PDF)
Die aktuellen Meisterschaftsstände entsprechen dem Tagesergebnis
Das Podium der E3-Klasse - und Mark Risse (ganz links im Bild) zum ersten Mal auf dem Treppchen der Deutschen Enduro Meisterschaft (in der Mitte Sieger Marcus Kehr und rechts der Zweite Derrick Görner)