Der Franzose Pierre-Alexandre Renet gewinnt zum zweiten Mal das wichtigste Endurorennen Schwedens, und Team Tyskland erobert die Ostseeinsel Gotland.

Da im Vorjahr der berüchtigte Regen ausblieb und die Fahrer in allen Klassen verhältnismäßig gut mit den Streckenverhältnissen klar kamen, war dieses Jahr das Rennen schon drei Monate vor Start ausgebucht. 2300 Fahrer aus 11 Nationen starteten in mehreren Altersklassen ab neun Uhr. Für die Profiklasse hieß die Startzeit 12 Uhr und der Schwede Mats Nilsson gewann den Holeshot dicht gefolgt vom Spanier Ivan Cervantes und dem Finnen Ero Remes, der aber nach 1 Runde die Segel streichen musste. Die Führung des achtfachen Siegers währte aber nicht lange und nach einem Drittel des drei Stunden dauernden Klassikers, übernahm der Franzose Pierre-Alexandre Renet diese und baute sie bis ins Ziel auf knapp zwei Minuten Vorsprung aus. Dritter auf dem Podest wurde der schwedische Nachwuchsfahrer Even Heiby, der eine Zeitlang sogar auf dem zweiten Platz lag, jedoch sich dann kurz vor dem Ziel Nilsson wieder geschlagen geben musste. Renet gewinnt nun zum zweiten Mal und äußerte nach Rennende: „für mich war es ein perfektes Rennen und es gibt Schlechteres wie der Endurokönig von Gotland zu sein“. Cervantes kämpfte inzwischen mit den überall anzutreffenden Widrigkeiten der Endurostrecke. Im Ziel verlor er trotz des unglücklichen vierten Platz nicht seinen Humor, denn auf die Frage des Streckensprechers ob er in 4 Wochen zum Novemberkasan käme, antwortete er: „in 4 Wochen ist Weihnachten, da bin ich bei meiner Familie“.

2012-11-ggn-renetEndurokönig von Gotland: Pierre-Alexandre Renet!
                                                                                (Text und Fotos Niels Juhlke)


Schon vor einiger Zeit hatten wir einen Aufruf zur Bildung einer Fahrgemeinschaft veröffentlicht, hier nun eine kurze Zusammenfassung des Reiseleiters:

Das Team Tyskland bestand schlussendlich aus 2 weiblichen und 11 männlichen Endurofahrern und einem Teammechaniker/Motivator. Aus deutscher Sicht wurde in 6 verschiedenen Klassen gestartet. Die weiteteste Anreise hatten mit ca. 40 Stunden zwei Teilnehmer aus Bayern und Franken. Den nicht offiziell vergebenen Titel „bester Deutscher“   errang Olaf Rische aus Sachsen Anhalt. Für ihn wurden nach Rennende 5 Runden notiert, obwohl er vor Rennbeginn schon in eine Kollision verwickelt wurde und dabei seine vordere Bremsscheibe nachhaltig beschädigt wurde. Olaf war von Anfang an auf Grund seines vor kurzem erworbenen Regionalen Endurotitel der Favorit für die meiste Rundenanzahl und verwirklichte diese locker lächelnd mit Ansage. Dahinter platzierte sich der ehemalige Europameister und Supercartchampion Michael Sadurski, der gerne 1 Runde mehr gefahren wäre. Aber eine Runde mehr wie sein Clubkamerad Peter Schram vom MSC Lippe-West gefahren ist und dies ihn wiederum glücklich stimmte. Der Teamleiter der Lipper Abordnung Peter Schram startete bereits zum zweiten Mal im Team Tyskland und war gleichzeitig der Helmkameramann. Ein Sturz in der 3. Runde verhindert größere Heldentaten. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, das er durch seinen heldenhaften Einsatz beim Rennen der Nachwelt ein Vermächtnis von quasi einmaligen Filmaufnahmen hinterlässt, die ein schwedischer Kamerakollege so gar nicht liefern hätte können. Dritter Starter aus dem Lipperland war Kai-Ulrich Bösch der sein 1. Gotland bestritt und ebenfalls mit 3 Runden belohnt wurde. Sein persönliches Highlite war eine auf der Strecke liegende Sitzbank die nachhaltig sein Kopfkino anregte.

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Die oben erwähnte Bayern und Franken Abordnung war zugleich die Motivationscrew des Teams. Uwe Picasso der in der Szene schon auf Grund seiner Kunstwerke und reichhaltige Klassiker Husqvarna Sammlung bestens bekannt ist, wechselte vor Ort die Maschine und prügelte die 450 Husqvarna des Bayern Klaus Artmeyer 3 Runden um den Kurs. Sicherlich wäre hier auch mehr drin gewesen, nur ist der Picassouwe auch Einer der weiß, wann besser Schluss ist. Für Klaus Artmeyer war das GGN aber auch nicht ganz umsonst. Er hatte sich 3 Wochen vor Start das Handgelenk gebrochen, durfte aber während des 2. Rennens einige vorsichtige Endurorunden neben der offiziellen Strecke der Tofta Shoting Range drehen und sein Einsatz an der Box bleibt allen nachhaltig in Erinnerung. Beste deutsche Fahrerin wurde Sabine Kreiter aus Niedersachsen, deren Rennen ab der 1. Runde dramatisch verlief. Sie wurde in eine Karambolage verwickelt, in dessen Folge der hintere Reifen beschädigt wurde. Im Fahrerlager musste sie sich dann erst einen neuen Schlauch kaufen und mit Unterstützung schwedischer Mechaniker konnte sie nach kürzester Zeit wieder ins Rennen zurückfinden und 3 Runden fahren. Zweitbeste deutsche Fahrerin wurde Ilona Gertzen aus Niedersachsen und sie kämpfte mit der Angst vor den Widrigkeiten der Strecke und gegen das dumme Geschwätz manch neidischen männlichen Kollegen. Schlussendlich beendete sie 2 Runden wurde 2 Mal abgeräumt und fuhr vor Freude schreiend durch die Schlammlöcher, womit sie natürlich wieder zur Verärgerung der am Rand stehenden ausgefallenen männlichen Endurokollegen beitrug.

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Rene Hapke ebenfalls aus Niedersachsen nannte erst am Renntag und ist erst in letzter Minute zum Team gekommen, sein Rennen begann gleich mit einer Einlage die Keiner so gerne hat. Er musste bei einer schwedischen Kollegin Erste Hilfe leisten, beruhigte sie und wartet bei ihr bis die Helferlein eintrafen. Umso mehr sind seine 4 Runden wert. Michael Schecker ebenfalls aus Niedersachsen fuhr auch 4 Runden und da er aus der Region Hannover stammt, hatte er anfangs Probleme mit den glatten Steinen. Ein Highsider ließ ihn kurz tief durchatmen und die nötige Konzentration wieder finden. Achim Mühlenkamp war der Adrenalinjunki unter den Niedersachsen, mit Erfahrung vom Fallschirmspringen und einem dramatischen Rennen in Südafrika gesegnet, fuhr er 3 Runden und genoss sichtlich den Spaß der dort oben abzugreifen war. Letzter Starter aus Niedersachen war der bereits zum zweiten Mal beim GGN startender Ralf Schaard. Er erwischte schon in der ersten Runde eine dieser berüchtigten Sumpfspuren, wo man zusehen kann, wie das Bike immer weiter, von alleine bei abgestellten Motor versinkt. Da aber der in Deutschland lebende Jäger seine KTM durchaus noch in seinem Forst benötigt, grub er sie rechtzeitig aus und legte mal eben 2 Runden nach.

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Bester Junior Starter war der 16. Jährige und 1.94 Meter große Nordrheinwestfale Marcel Juhlke, der insgesamt ebenfalls 3 Runden gefahren ist, aber auf Grund von Verdauungsproblemen einen zusätzlichen Boxenstopp machen musste und dies die verlorene Zeit ausmachte, welches ihn hinderte die 4. Runde zu fahren.

Letzter wurde der Reiseleiter, er trat mit einer 30jährigen Yamaha an und wollte eigentlich nur eine Runde seinen vorher genannten Sohn begleiten und hoffte das dies gelingt. 2 Runden wurden es schließlich und als nach einem Sturz das Gehirn sich wieder einschaltete, erinnerte er sich rechtzeitig an seine Fotoaufträge und beendete das Rennen.

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Alle Deutschen Fahrer (Bild oben) zeigten sich nach Rennende beeindruckt von den Dimensionen dieser Veranstaltung und dem Geschick ihrer Macher. So wurde von Zeit zu Zeit auch durch die schwedischen Gastgeber nachgefragt ob alles zu ihrer Zufriedenheit verliefe und ein Welcome war ständig überall präsent. Rückblickend gesehen, wäre es sicherlich nicht die schlechteste Idee, wenn deutsche MX oder Enduro Veranstalter mal ein Weiterbildungspraktikum am 1. Novemberwochende auf der Insel Gotland verbringen würden.  

Es darf nicht unerwähnt bleiben, das jeder der 2300 Fahrer nach Rennende zu einem reichhaltigen Essen geladen wurde und die Zahl der unzähligen Helferlein gar nicht bekannt ist, aber überliefert ist, das sie auch noch verpflegt wurden.

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Legendäre Siegesfeier und After Race Party ...


 Ergebnisse:
1. Pierre-Alexandre Renet, (F), Husaberg, 03:21:17, 7 Runden
2. Mats Nilsson, (S), Yamaha, +00:02:21, 7 Runden
3. Even Heiby, (S), KTM, +00:03:09, 7 Runden
4. Ivan Cervantes, (Es), GasGas, 7 Runden,
5. Carl-Johan Bjerkert, (S), Honda, 7 Runden
6. Matti Seistola, (Fin), Husqvarna, 7 Runden 7 Runden
7. Mats Äkerblom, (S), Yamaha, 6 Runden,
8. Jakob Mörehed, (S), Honda, 6 Runden,
9. Tommy Sjöström, (S), KTM, 6 Runden,
10. Magnus Lindfors, (S), KTM, 6 Runden,
11. Albin Elowson (S), Husaberg, 6 Runden,
12. Emil Andersson, (S), KTM, 6 Runden,
13. Martin Sundin, (Fin), Husaberg, 6. Runden,
14. Robin Ember, (S) Yamaha, 6 Runden,
15. Magnus Edberg, (S), Honda, 6 Runden,

ferner:
483. Olaf Rische, (D), Beta, 5 Runden, (Best Tyskland GGN Man)
738. Michael Sadurski, (D), KTM, 4 Runden
766. Michael Schecker, (D), KTM, 4 Runden
768. Rene Hapke, (D), KTM, 4 Runden
1189. Peter Schramm, (D), KTM, 3 Runden
1191. Achim Mühlenbruch, (D), KTM, 3 Runden
1197. Kai-Ulrich Boesch, (D), KTM 3 Runden
1217. Marcel Juhlke, (D), Honda, 3 Runden
1245. Uwe Picasso, (D), Husqvarna, 3 Runden
1306. Sabine Kreiter, (D), KTM, 3 Runden
1313. Ralf Schaardt, (D), KTM, 3 Runden
1675. Ilona Gertzen, (D), KTM, 2 Runden
1710. Niels Juhlke, (D), Yamaha, 2 Runden

 2012-11-ggn-serviceTeam Tyskland bedankt sich bei den Mechanikern für die Hilfe bei der Reifenreparatur (siehe oben).