Der ehemalige US Enduromeister und GNCC-Champ Charlie Mullins muss seine Karriere vorzeitig beenden. Wenige Wochen nach seinem 30. Geburtstag teilt der Offroad-Profi in einer emotionalen Erklärung mit, dass beide Handgelenke irreparabel geschädigt sind.
Mullins kämpft seit einem schweren Sturz im Mai 2014 mit Problemen. "Ich wusste bereits damals, dass meine Verletzung schwer ist, aber rückblickend lässt sich sagen, dass ich keine Ahnung hatte, wie schlimm es ist", erklärt Mullins. "Es wird beim Fahren immer unerträglicher und ich habe kaum noch Kontrolle über das Motorrad. Mir fehlt in beiden Händen die Kraft und ich kann das Handgelenk
auch nicht genügend bewegen, um den Gasgriff sauber zu kontrollieren. Ich bin eine Gefahr für mich auf der Strecke und fühle mich unwohl bei Rennspeed."
Mullins hatte sich vor zwei Jahren das rechte Handgelenk ausgekugelt und links das Kahnbein gebrochen. Nach seiner Rückkehr verletzte er sich erneut an der linken Hand. Er fuhr trotzdem bei den Six Days und hatte Anteil am zweiten Platz der US Trophy Mannschaft. Zurück zu Hause erfuhr Mullins von den Ärzten, dass eine Schraube links gebrochen war und den Knochen beschädigte. Dem rechten Handgelenk wurde eine nachhaltige Instabilität bescheinigt.
Es folgten weitere Operationen an beiden Händen und punktuelle Versuche, ins Renngeschehen zurückzukehren. Schließlich musste sich der zweifache Familienvater eingestehen, dass es keine Lösung gibt und dass es nicht möglich ist, mit Schmerzmitteln zu fahren. Kurz gesagt: jede Stunde auf dem Motorrad verschlimmert seine Situation.
"Bricht mir das Herz"
"Ich hatte vor fünf Wochen eine Röntgenuntersuchung an beiden Händen", erklärt Mullins weiter. "Die Knochen haben sich arg verschoben und weiteren Schaden verursacht. Ich wusste in dem Moment, das war´s. Ich kann nicht riskieren, meine Handgelenke weiter zu beschädigen. So schwer die Entscheidung ist, es ist die richtige."
"Ich hoffte zwei Jahre lang. Ich betete, ich schwitzte, ich hatte zwei Jahre voller Schmerzen. Jetzt ist die Hoffnung weg. Und es war klar, ohne Hoffnung kann ich nicht sicher Motorrad fahren. Ich habe Familie, ich kann nicht mein Leben riskieren, wenn ich keine Kontrolle habe. Heute ist es nicht okay für mich. Zu wissen, dass ich nicht mehr professionell GNCC fahren kann, bricht mir das Herz. Ich trauere um meine Karriere und das abrupte Ende. Ich bin unglücklich und nur Zeit kann das heilen. Ich schließe das Kapitel und vertraue auf Gott und den Plan, den er für mich hat."
"Aber bitte kein Mitleid", fährt Mullins fort. "Ich hatte eine erfolgreiche Karriere, habe Rennen gewonnen und mit den besten der Welt gekämpft. Ich bin stolz auf zehn Jahre Profikarriere. In den letzten beiden Jahren gab es viele Momente, die mir halfen. Meine Familie stand hinter mir und richtete mich auf, wenn ich am Boden war. Sie halfen mir zu kämpfen für meine Ziele. KTM hat mich finanziell nicht im Stich gelassen, dafür werde ich immer dankbar sein. Ich habe eine exzellente Krankenversicherung, die alle sechs Operationen bezahlt hat, ich habe dadurch keine Schulden. Meine Frau Rachel schenkte mir einen zweiten Sohn. Wir hatten sehr, sehr viel gute Zeit gemeinsam und ich werde immer für diese Momente dankbar sein."
Mullins beschließt seine Rücktrittsmeldung mit einem ausführlichen Dank an seine Eltern und alle, die ihm in seiner Karriere zur Seite standen. Wer die emotionale Rücktrittserklärung komplett lesen will, diese findet sich auf der Seite der Nationals Enduro Promotion Group
Foto: S. Cudby