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Der Einsatz eines auf sportliche Einsatzzwecke ausgelegten ABS muss nicht zwangsläufig Straßenmotorrädern vorbehalten bleiben. Deshalb stellt Husqvarna Motorcycles im derzeitigen Flaggschiff TE 449 als weltweit erster Hersteller einen Prototyp mit ABS in einer waschechten Enduro vor.

Bei dem im Entwicklungsträger Husqvarna TE 449 verwendeten System handelt es sich um ein sogenanntes 2-Kanal-ABS mit Komponenten der angestammten, namhaften Entwicklungspartner von BMW Motorrad und Husqvarna Motorcycles. Der Aufbau besteht aus zwei Radsensoren und zugehörigen Impulsrädern zur Erfassung der Drehzahlen an Vorder- und Hinterrad, einem ABS-Druckmodulator sowie Hydraulik und elektronischer Regeleinheit. Aufgrund der besonderen fahrdynamischen Anforderungen im sportlichen Geländeeinsatz erfolgt die ABS-Regelung ausschließlich am Vorderrad.

Die Hinterradbremse wird nicht geregelt, und das Hinterrad kann damit vom Fahrer bewusst blockiert werden. Zum derzeitigen Stand sind die bei Motorrädern in Serie befindlichen ABS nur bedingt für den Offroad-Einsatz geeignet und bieten aufgrund ihrer Regelungs-Definition auf Untergründen wie etwa Schotter nicht die maximal mögliche Brems-Performance.

Aus diesem Grund wurden für das Husqvarna Offroad ABS die relevanten Parameter und insbesondere die Schlupfschwellen im Sinne höherer Brems-Performance im Gelände angepasst. Da am Hinterrad keine ABS-Regelung erfolgt, wurde auch die Stützung der Referenzdaten für Fahrgeschwindigkeiten und Radbeschleunigungen entsprechend optimiert. Die zusätzliche Verwendung der Hinterraddrehzahl stützt hierbei die Referenzgeschwindigkeit für das Vorderrad und macht das Offroad ABS besonders robust.

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Gesteigerte Brems-Performance im Gelände – reduzierter Stress für den Fahrer

In der Praxis profitieren insbesondere sportlich ambitionierte Hobby-Enduristen von den Vorteilen, die das weniger als 1,5 Kilogramm schwere ABS bietet. Neben einer deutlich spürbaren Steigerung der Brems-Performance des Husqvarna Offroad ABS gegenüber existierenden ABS in Serie sorgt es auch für eine deutlich erhöhte Bremssicherheit sowie mehr Spurtreue und Fahrstabilität bei vergleichbarer Fahrgeschwindigkeit.

BABOONS-Mitarbeiter Jens Zimmermann hatte am Donnerstag (3.11.) die Gelegenheit, die TE 449 als Technologieträger im Rahmen einer Presse-Vorführung in Hechlingen zu testen. Er bestätigt den Eindruck, dass speziell Hobbyfahrer einen Vorteil ziehen. „Man kann aggressiver und später bremsen. Das Vorderrad rutscht bei scharfen Bremsmanövern nicht weg,“ so Zimmermann. Auch Extrem Enduro-Spezialist Andi Lettenbichler war vor Ort, um sich einen Eindruck zu verschaffen.

Das Husqvarna-System unterstützt den Fahrer bei Bremsvorgängen, ermöglicht ihm die volle Konzentration auf die Strecke und bietet ihm gerade im Grenzbereich eine erhöhte Brems-Sicherheit. Weniger Stress und mehr Komfort sind weitere positive Effekte.

Systemimmanent verfügt das Husqvarna Motorcycles Offroad ABS über ein angepasstes Druckpunktgefühl und verhindert so eine unerwünschte Entkoppelung des Fahrers vom Regelzustand. Beim Bremsvorgang im Regelbereich spürt der Fahrer ein Pulsieren im Handbremshebel und erhält somit eine klare, transparente Rückmeldung über den Bremsvorgang. Für die Zukunft bietet das derzeitige 2-Kanal-System des Husqvarna Motorcycles Offroad ABS zudem beträchtliches Entwicklungspotenzial. Beispielsweise sind zwei separat vom Fahrer zu aktivierende ABS-Modi für Gelände- und Straßenbetrieb ebenso denkbar, wie eine ABS-Regelung der Hinterradbremse für den Straßenbetrieb.

BMW und Husqvarna

Seit dem 1. Oktober 2007 ist Husqvarna Motorcycles, eine Marke mit 108-jähriger Tradition, Teil der BMW Group. Am Firmensitz in Cassinetta di Biandronno arbeiten heute etwa 260 Beschäftigte, und die Modellpalette umfasst aktuell 26 Motorräder der Segmente Enduro, Motocross, Supermoto, Minibike und Straße. Husqvarna hat bisher 82 WM-Titel gewonnen, darunter heuer die E1- und E2-WM sowie beide Markentitel.

Schon 2007 erfolgte bei BMW Motorrad die erste Darstellung eines Offroad-ABS mit blockierbarem Hinterrad. Ein vergleichbares System befindet sich heute in Form des „Slick“-Modus beim Race ABS der BMW S 1000 RR bereits in Serie. Hierbei erlaubt das System dem Fahrer durch die deaktivierte ABS-Funktion am Hinterrad, für so genannte Anbremsdrifts vor Kurven das Hinterrad blockieren zu lassen. Eine elementare fahrdynamische Funktion, wie sie auch ein Offroad-taugliches ABS für sportliche Einsatzzwecke aufweisen muss.