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Das war ja die ganz große Diskussion im Vorfeld, ob der Schritt zu Suzuki den vorzeitigen Niedergang von Ken Roczen in der amerikanischen Supercross-Welt einläuten wird. Es gab Gerüchte und es rumorte an allen Ecken und Enden. Spezialisten meldeten sich zu Wort und hielten diesen Schritt für absolut falsch, aber auch realistische Skeptiker traten auf den Plan, die der ganzen Sache, trotz angeblich veralteter Technik, einen gewissen Hoffnungsschimmer gaben. Man erinnert sich an die Entwicklung von Eli Tomac auf Kawasaki 2022 und mit der fast schon geschichtsträchtigen Auferstehung auf Yamaha 2023 bis hin zum aktuellen Serien-Dominator höchster Güte. 

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Egal, wie man es dreht und wendet. Primärer Fokus ist stets den Untersatz auf die Vorlieben des Fahrers mit den vorhandenen Mitteln in bestmöglicher Art und Weise anzupassen. Während im MXGP-Zirkus bei den Factory-Teams Prototypen am Start stehen, ist in der amerikanischen Supercross-Welt laut Reglement eine gewisse technische Nähe zur Serie notwendig. Ist diese nicht gegeben oder will man sich aus bestimmten Gründen diese für den Erfolg nicht zunutze machen, dann produziert man wie im Fall von KTM eine bestimmte Anzahl an Replikas, die frei verkäuflich sind und kann so auf direktem Weg die optimalen Maßnahmen für den bestmöglichen Erfolg in der Meisterschaft ermöglichen. Dass das auch mal in die andere Richtung gehen kann, zeigt die 2022er Saison, in der KTM-Werksfahrer Cooper Webb mit dem neuen Untersatz schier am verzweifeln war. Neues Jahr, neues Bike und schon funktioniert es wie in alten Zeiten und Webb spielt wieder ganz vorn mit. 

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So ähnlich schien es auch Ken Roczen bei seiner Testfahrt auf der HEP Motorsports Suzuki zu gehen. Haderte er noch in 2022 mit dem Honda-Chassis speziell in seiner Paradedisziplin "Whoops", so scheint er aktuell mit dem Suzuki-Konzept deutlich entspannter und mit mehr Flow und Speed über diese zu donnern. Auch beschrieb er den Schritt als "Back to the roots" und fühlt sich nach seinen Aussagen auf der Suzuki extrem wohl. 

Ken Action



Dass die Weiterentwicklung der RMZ-450 seit Jahren stagniert ist bekannt. In der Serie gehörte sie im direkten Vergleich zur Konkurrenz stets zu den handlichsten Cross-Geräten, aber nicht zu den stärksten. Auch investierte man nie in einen Elektro-Starter, was als größtes Manko allerorts moniert wurde. Wenn man jedoch damit umzugehen weiß, sind anscheinend Top-3 Platzierungen kein Problem, wie Ken Roczen beweist. Dass motorseitig massiv Hand angelegt wird steht außer Frage. Egal ob Yamaha, Kawasaki, Suzuki oder KTM. Es wird höher verdichtet, der Füllungsgrad des Zylinders gesteigert die Ventil-Steuerzeit optimiert oder beispielsweise die Schwungmasse für den notwendigen Punch aus den engen Kehren erhöht, ohne gleichzeitig die geforderte Drehfreudigkeit des Aggregats zu stark einzuschränken - technische Möglichkeiten gibt es unzählige.

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Das im Vergleich zum klassischen Motocross knüppelharte Supercross-Fahrwerk ist wieder eine ganz andere Sache. Hier hat Ken bereits während der laufenden Saison einen Wechsel vom Hersteller-Showa zum Tuner Factory-Connection vollzogen und scheint um einiges glücklicher zu sein. Es geht dabei stets um die fahrerische Sicherheit in Verbindung mit dem im Rennen notwendigen Speed, um die Konkurrenz auf Distanz halten zu können. Muss man dagegen über die Grenzen des Fahrzeugs und des eigenen Sicherheitsgefühls gehen, um an der Konkurrenz dranbleiben zu können, so wächst die Gefahr für Stürze und Verletzungen exponentiell, was es mit Blick auf die Meisterschaft absolut zu vermeiden gilt.

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Technische Updates RM-Z 450

  • GUTS Grip-Sitzbank
  • Pro Circuit Ti-6 Pro Auspuffanlage aus Titan
  • Titan Fußrasten
  • Dunlop-Bereifung mit Spezialmischung 
  • Showa-Federelement mit Factory-Connection Setup
  • Spezielle Gabelbrücke mit entsprechendem Versatz
  • Renthal Twinwall Lenker
  • ARC-Kupplungsarmatur
  • D.I.D Kette
  • Carbon-Bremsscheiben-Abdeckung vorn
  • Galfer-Oversize-Bremsscheibe vorn und hinten
  • Hinson-Kupplung 
  • Nissin-Bremsen
  • Motortuning by HEP Motorsports

Startvorgang: Natürlich musste das Zusammenspiel aus Leerlaufdrehzahl und Kupplung von Ken Roczen perfektioniert werden. Denn sollte er die Suzuki mal abwürgen, dann dauert die Wiederbelebung der RMZ per Kick etwas länger als mit einem Elektro-Starter, was dann logischerweise Zeit und Plätze kosten kann. Der Kickstart auf den ersten Tritt ist natürlich ideal, wovon man aber in der Hektik des Rennens bei ordentlich Adrenalin nicht immer ein hundertprozentiges Gelingen voraussetzen kann. Bis jetzt scheint das allerdings nahezu perfekt zu funktionieren. Hierfür werden zahlreiche Maßnahmen wie beispielsweise erhöhte Leerlaufdrehzahl, Kupplungsdruckpunkt, Hebelweg, Veränderungen bei hohen Motortemperaturen, Motorbremswirkung über das Motormapping und so weiter gegenüber gestellt und für ein perfektes Ergebnis angepasst. Ein Nachteil hat auch einen kleinen Vorteil. Denn der Elektrostarter hat bei den Serienmotorrädern bezüglich des Gewichts ein paar Pfunde mehr zu bieten, als der klassische Kickstarter. Ob das eine gewisse Relevanz für den jeweiligen Spitzenfahrer in diesem Sport hat oder zu vernachlässigen ist, bleibt natürlich offen.

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Ken Roczen zeigt ganz klar auf, dass die Weiterentwicklung der Motorräder in diesem Segment für den Spitzensport deutlich weniger Auswirkungen hat, als für den Normal-Fahrer. Denn die individuellen Anpassungen sind derart intensiv, so dass sich ein Vergleich mit den Serien-Fahrzeugen eigentlich verbietet. Natürlich nützen die Marketing-Abteilungen der Hersteller die sportlichen Erfolge als wichtigstes Tool, um ihren Absatz zu stärken, so wie es schon immer war und auch in der Zukunft sein wird. Für den Kunden ist es jedoch entscheidend einen Unterschied zum Vorjahresmodell zu spüren, aus dem eine fahrerische Erleichterung resultiert. 

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Es bleibt also spannend, in wie weit Ken mit seiner HEP Motorsports Suzuki die Werksteams ärgern oder sogar niederringen kann. Bis jetzt hat er bewiesen, dass alles möglich scheint. Die Saison ist lang, das Verletzungsrisiko hoch und eine Portion Glück gehört auch dazu, denn die äußest starke Konkurrenz schläft nicht. Die Fans von Ken Roczen haben die Entscheidung zu einem noch jungen Team mit einem vermeintlich veralteten Fahrzeugkonzept zu wechseln durchweg begeistert, betrachtet man die Aufmerksamkeit und Unterstützung, die er weiterhin weltweit erhält. Damit wurde er zum absoluten Underdog und eigntlichen Held der Massen, der das Potenzial hat, die ganz Großen vom Thron zu stürzen und die Zweifler eines besseren zu belehren. Es bleibt also spannend...

Bisherige Platzierungen 2023

  1. Anaheim 1: 5. Platz 
  2. San Diego: 4. Platz
  3. Anaheim 2: 3. Platz
  4. Houston: 8. Platz
  5. Tampa: 4. Platz

KEN ROCZEN WIDE OPEN



Bilder: HEP Motosports


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