Das Baboons-Team wurde diesemal nach Kanada gerufen, um in den Rocky Mountains im Bundesstatt Alberta die neuen Zweitakt-Modelle TE 250i & 300i Modelljahr 2018 zu testen. Im kleinen beschaulichen Skiort Panorama zeigte sich eine einzigartige Natur mit überwältigender Kulisse, die für alle Sportarten sowohl im Sommer als auch Winter genutzt werden darf. Die Messlatte von Husqvarna wurde auch für ihr eigenes Produkt damit ziemlich hoch gelegt. Denn es galt die Zweitakter auf etwas über 2500 Meter über den Meeresspiegel hochzujagen. Natürlich waren im Auge des Betrachters die vor ihm liegenden zahlreichen Skipisten das ersehnte Wunsch-Format für einen derartigen Aufstieg, um mit Vollgas mit einem dieser neuen Zweitakter geschätzte 1500 Höhenmeter auf dem direkten Weg überwinden zu dürfen.
Auch auf 2500m schiebt die 250er noch ordentlich an...
Die Gebete wurden teilweise erhört, denn die erste halbe Stunde wurden Singeltrails aller Art in Angriff genommen, die die kleine 250er herausforderten. Vom ersten bis in den dritten Gang wurde nahezu jede Fahrsituation abgerufen, ob leichtes Geröll, Wurzeln, Singletrails, steil bergauf und wieder bergab. Anschließend erfolgt dann der Sturm auf den Gipfel. Mit Vollgas über die Skipisten, die aber nicht wie im Alpenland vornehmlich aus Wiesen bestanden, sondern mit steinigem Geröll übersät waren. Also, hieß es hier höchste Vorsicht bei einem Top-Speed von bis zu 80 km/h. Anfangs schoss auf Grund der Steilheit die 250er im vierten Gang hinauf, um dann mit zunehmender Höhe in den dritten Gang wechseln zu müssen. Was war der Grund? Ganz einfach, die Physik schlägt zu! Denn mit zunehmender Höhe reduziert sich der Sauerstoffgehalt in der Umgebungsluft, was auch eine elektronische Einspritzung beeinträchtigt. Erstaunlich war, was man mit der um gefühlt zehn Prozent geringeren Leistungsausbeute dennoch anstellen konnte. Auf 2500 Meter war jedes bekanntes Fahrmanöver problemlos möglich. Auf Grund der etwas geringeren Motorleistung musste man etwas energischer am Gasgriff drehen als üblich, was aber dem Fahrspaß in einem derartigen Gelände mit einer leichten Zweitakter keinen Abbruch tat.
Fahrspaß pur ohne Einschränkung...
Leichter sind die Zweitakter nicht geworden, denn die neue elektronische Einspritzung bringt so einiges mit. Erstaunlich ist dennoch die Deckelung der Gewichtszunahme auf gerade einmal zusätzliche drei Kilogramm (!). Das Tankvolumen wuchs dabei auf 9,25 Liter an und der zusätzliche Öltank darf auch nicht vergessen werden.
Technik und Öltank sorgen für 3kg Zusatzgewicht...
Identisch zu KTM:
"Das Prinzip ist von außen betrachtet relativ simpel und basiert auf einer Getrennt-Schmierung mittels elektronisch gesteuerter Ölpumpe. Dafür hat man den i-Modellen einen 700ml fassenden Öltank montiert, der über dem Drosselklappenkörper positioniert ist. Befüllt wird selbiger über einen direkt hinter dem Steuerkopf montierten Einfüllstützen, der wiederum über einen Schlauch verlaufend im Rahmen-Zentrahlrohr mit dem Tank verbunden ist. Die Kraftstoffversorgung wird über identische Benzinpumpe der Viertakter und einem 39er Dell'Orto-Drosselklappenkörper realisiert, der das passende Kraftstoff-Öl-Luftverhältnis einspritzt. Das Gehirn des System ist die EMS-Box, die oberhalb des Luftfilters unter der Sitzbank sitzt und im Prinzip 70 Prozent der gesamten Zweitakt-Einspritz-Technologie ausmacht. Hinsichtlich der Sensorik greift man quasi auf Gleiches wie beim Viertakter zurück: Ansaugluft- und Umgebungsluftsensor, Drosselklappenstellung- und Kühlflüssigkeits-Sensor. Das Steuergerät bringt alle Daten zusammen und optimiert Zündzeitpunkt und Kraftstoffmenge, so dass der Zweitakter immer und überall die gleiche Motorleistung bereit stellen kann. Somit entfällt das lästige Bedüsen auf Meereshöhe oder im Gebirge abhängig von Luftdruck und Temperatur."
Auch in Richtung Massenznetralisierung wurde entwickelt!
VORTEILE
- Um 50% reduzierte Blaurauchentwicklung
- Bis zu 30% reduzierte Kraftstoffverbrauch (Nicht im tiefen Sand)
- Sanfte Leistungscharakteristik über den gesamten Drehzahlbereich
- Euro-4
- Reduzierte Emission von unverbrannten Kohlenwasserstoffen
- Reduzierter Kraftstoffverbrauch
- Automatische Kompensation des Luftdrucks ohne Neuabstimmung
- Optimale Fahrbarkeit und kraftvolle Fahrleistungen
- Kultivierter Motorlauf
- Verringerte Kraftstoffverdunstung, die zugleich den Kraftstoffgeruch in Transportfahrzeugen verringert
- Mehr Komfort und verringerter Aufwand: einfaches Anlassen, kein 2-Takt-Gemisch, kein Überfluten, wenn das Motorrad sich überschlägt
- Kein Nachlaufen oder plötzlicher Stillstand des Motors bergab
300er: Leistung und Drehmoment satt - ideal!
Mit der 300er am Berg ist es bedeutend leichter, denn das kleine Hubraumplus sowie das höhere Drehmoment erleichtern einem die Kletterarbeit auf Singletrails ungemein und bietet für die Vollgasetappe am Skihang genau die notwendige Leistung. Oben auf dem Gipfel angekommen leuchtet erstmals die Öl-Kontrolllampe. Aber keine Sorge, denn dies zeigt noch eine Restmenge von geschätzten 200 bis 300ml an, was noch für den restlichen Tag ausreichet. Im Verhältnis spricht man dank dem Öltank von einer Nutzungsdauer von 5 bis 6 Tankfüllungen oder mehr ohne Öl nachfüllen zu müssen.
Stripped Body...
Preislich sprengt die High-End-Sportenduro von Husqvarna mittlerweile die 9.500-Euro-Grenze, was schon eine mächtige Ansage darstellt und den Endkunden noch tiefer in die Geldbeutel schauen lässt. Doch in unseren Augen sind die aufgezeigten Vorteile aus wirtschaftlicher Sicht und natürlich im Einsatz nicht von der Hand zu weisen. Auch die zukünftige Möglichkeit verschiedene Mappings zu nutzen – die sich aktuell noch in der Entwicklungsphase befinden – ist eine weitere nahezu unerschöpfliche Möglichkeit, um sich die Leistungscharakteristik auf seine persönlichen Vorlieben anzupassen. Aktuell besteht jetzt schon die Möglichkeit über den bei Husqvarna serienmäßig montierten Map-Select-Switch zwei sehr unterschiedliche und im Gelände wirksame Mappings abzurufen.
Die höhere Progressivität im Fahrwerks-Setup ist spürbar...
Unterschiede zu KTM? Ganz klar hat man bei Husqvarna auf die Kritik bei den KTM-Präsentation am Erzberg hinsichtlich ihrer etwas mageren Motorabstimmung bei der Vorstellung reagiert und sofort angepasst, so dass die Husky einen noch homogeneren Eindruck bei der Leistungsdosierung hinterlässt. Gerade die tiefen Drehzahlen aus der der 250er und im Speziellen der 300er Motor ruckfrei beschleunigt sind beeindruckend. Der absolute Aha-Effekt folgt durch den damit verbundenen Traktionsgewinn beim Anfahren im steilen Gelände. Eine weitere Auffälligkeit des bekannten Husqvarna-Chassis und deren Peripherie ist der Einsatz der neuen Magura-Bremsanlage, die in allen Lagen die Leistungswerte des vorjährigen Brembo-Pendanten spürbar übertrumpft. Die Dosierbarkeit der Bremsen ist exakter und die Bedienkraft geringer. Am Hinterrad möchte man schon fast das Attribut „PERFEKT“ in die Runde werfen, da auch hier das sensible Ansprechverhalten als hervorragend einzustufen ist – well done, Husqvarna & Magura!
Zugewinn: Die Magura-Bremsen begeistern durchweg...
Was ist mit den Viertakter für 2018 passiert? Annähernd unverändert werden diese im neuen Jahr angeboten. Ein paar Kleinigkeiten sind dennoch neu, die auch auf die Zweitakter zutreffen:
- Neue Gabelinnenrohre
- Progressiver Dämpfungsverlauf zur Erhöhung der Durchschlagssicherheit
- GSK-Bremsscheiben
- Pro-Taper-Oversize-Lenker
- Magura-Bremsanlage
- Neu gestalteter Ansaugtrakt für das Dell’Orto-Drosselklappengehäuse (Nur 2T)
Zusammengefasst kann man sagen, dass nicht nur die KTMs, sondern noch einen Hauch mehr die Huskys beeindruckt haben. Dass die elektronische Zweitakt-Einspritzung derart zuverlässig und problemlos in diesen Höhen funktioniert ist erstaunlich und darf nicht nur als Pionierleistung, sondern als echter Meilenstein in der Geschichte der Zweitakt-Motorentechnik bezeichnet werden. Sicherlich hat man dafür jahrelang, wenn nicht sogar ein Jahrzehnt entwickelt, um eine derartige Leistungsfähigkeit zu erreichen, die zudem für Jedermann und –Frau problemlos zu beherrschen ist. Schon jetzt lässt sich uneingeschränkt sagen, dass die Behauptung eine elektronische Einspritzung im Zweitakter sei von Nachteil oder gar unzuverlässig als haltlos bezeichnet werden kann. Denn nur selten hat ein neues Produkt zur Einführung am Markt derart schnell überzeugt, so wie es die Husqvarna TE 250i und 300i tun. Also, ab zum Händler vor Ort und unbedingt Probefahren, um nicht nur vom Gesagten, sondern auch aus der Selbsterfahrung heraus seine persönliche Kaufentscheidung fällen zu können.
Das ist mal ne Aussicht - ein Traum!
PREISE 2018
Zweitakter
- TX 125 7.845 Euro
- TE 250i 9.395 Euro
- TE 300i 9.545 Euro
Viertakter
- FE 250 9.845 Euro
- FE 350 9.995 Euro
- FE 450 10.095 Euro
- FE 501 10.345 Euro
2T mit allen Zubehör-Teilen...
Verfügbarkeit: Juli/August 2017
Weitere Infos: www.husqvarna-motorcycles.com
Impressionen...
Die bekannte Wendigkeit liegt uneingeschränkt vor...
Einspritzdüsen links und rechts vom Zylinder...
Fahrspaß auf 2500m ohne Ende...
Hier kommt die Benzinpumpe aus den Viertaktern zum Einsatz!
Speed und nochmals Speed - der Dreh am Gasgriff erfolgt etwas vehementer...
Perfekt dosierbare Motorleistung...