Der erst 23-Jährige Manuel Lettenbichler gewann zum dritten Mal das spektakulärste HardEnduro in Deutschland, das Getzenrodeo im Erzgebirge. Doch nicht nur da, sondern weltweit ist der Bayer aus Kiefersfelden auf den Siegerpodest der Extrem-Enduros zuhause, er wurde SuperEnduro-Junioren-Weltmeister, beendete den Erzberg schon auf dem Podium und er gewann 2019 die World Super Enduro-Series und wurde zwei Jahre später beim Getzenrodeo der Vizeweltmeister im Hardenduro.
Zuletzt hatte er den zweiten Platz beim Auftakt der Superenduro-WM in Polen belegt. Jetzt aber liegt er mit frisch operiertem Meniskus auf dem Sofa und hofft spätestens zum Auftakt der HardEnduro-WM wieder fit zu sein. Wir nutzten die Gelegenheit und sprachen mit ihm, während er zur Untätigkeit verdammt auf dem Sofa lag: „Ich darf das Bein sechs Wochen nicht belasten“
Hast Du ganz normal als Junge mit dem Trialfahren angefangen oder war da schon immer das Extremenduro im Hinterkopf?
Bis ich 15 Jahre alt war habe ich mich nur auf das Trialfahren konzentriert. Als der Papa dann 2006 in den Endurosport gewechselt ist, war das dann seine Sache. Bei mir war immer nur das Trialfahren im Vordergrund.
Dein Vater hatte es im Extremenduro ja vorgemacht, gab es da jemals eine Rivalität zwischen euch, so wie eventuell bei Geschwistern?
Nein, da hat es nie eine Rivalität gegeben. Als ich ihn das erste Mal bei einem Qualifying geschlagen hatte, beim Seat o Sky, da hat er sich einfach für mich gefreut und gemeint, es wäre jetzt an der Zeit einen Schritt zurückzutreten und mich in den Vordergrund zu lassen. Das war ein natürlicher Übergang in der Lettenbichler-Dynastie, ohne Reibereinen.
Bist Du quasi in seine Fußstapfen getreten? Oder wolltest Du alles Anders machen, aber andererseits stand und steht Dir Dein Vater, der Andreas mehr als nur zur Seite, sondern begleitet und unterstützt Dich auf allen Rennen.
Für mich war wichtig, ich möchte nicht der zweite „Letti“ werden, sondern meinen eigenen Namen in dem Sport machen. Ja, ich bin schon in seine Fußstapfen getreten aber doch immer eine eigene Person geblieben bin. Es wurde auch nie Vergleiche zu meinem Vater gezogen. Als Sportler ist man sicher auch Vorbeil für viele Leute und da ist es schon gut, wenn man seinen eigenen Namen repräsentiert.
Das letzte Rennen der Hardenduro-WM, das Getzen-Rodeo hast Du gewonnen aber nicht die Meisterschaft, was ging Dir während des Wettbewerbes durch den Kopf?
Gar nicht so viel: für mich war es einfach nur wichtig, dass ich das Rennen gut fahre und dass ich da vorne dabei bin. Weil das eben auch mein Heimrennen ist, da möchte man schon immer gerne vorne mit dabei sein. Das habe ich dann auch zum dritten Mal in Folge gewonnen und da bin ich mega stolz drauf. Ich hab die Meisterschaft ein wenig an die Seite gedrängt, denn ich wusste, ich kann nicht mehr machen als mein Bestes geben und die Entscheidung in der Meisterschaft hängt davon ab was der Andere (Billy Bolt, Anm. d. Redaktion) macht . Es war halt am Ende kein Anderer da, der da noch hätte reinfahren können. Da war ich zwar ein wenig entäuscht, aber es war ein megacooles Jahr und ein cooler Abschluß für das Ende der Saison.
SuperEnduro und HardEnduro haben durchaus Ähnlichkeiten. Trotzdem startest Du auch bei anderen Läufen. So warst Du auch bei dem Enduro-GP in Italien am Start und bist auch schon Downhillrennen mit dem Fahrrad mitgefahren. Was reizt Dich an anderen Wettbewerben?
Es ist doch immer cool, wenn man als Athlet in mehreren Kategorien unterwegs ist und ein paar coole Sachen machen kann. Ich bin im Hardenduro gut, aber es gibt auf der Welt noch so viele Sachen die man ausprobieren und machen kann, wo man interessante Leute trifft und neue Erfahrungen macht. Ich mache den Sport, weil es mir Spaß macht und wenn ich mal was anderes ausprobieren möchte, dann mache ich das einfach.
Ständig auf Rennen unterwegs – Welches Gefühl hast Du, wo Du eigentlich lebst.?
In Bergamo, da wo das Farioli-Team stationiert ist, bin ich fast nie. Aber natürlich bin ich viel Unterwegs, nicht nur auf den Rennen, sondern auch zum Trainieren. Aber mein Lebensmittelpunkt ist immer noch da wo ich herkomme: Kiefersfelden, wo auch viele meiner alten Freunde sind. Da fahre ich zwar gerne weg zum Trainieren, aber komme auch richtig gerne wieder nach Hause.
Zurück zum Sport: Außerdem scheint es Dir egal zu sein, was für ein Motorrad Du fährst, denn bei dem Enduro-GP war es der Viertakter, in der HardEnduro-WM der Zweitakter Hast Du keine Umstellungsprobleme?
Mein Lieblingsmotorrad ist die 300er Zweitakt von KTM. Natürlich verbringe ich damit auch die meiste Zeit, wie in den letzten Wochen beim SuperEnduro. Mir macht es aber einfach auch Spaß die ganzen anderen Motorräder zu Fahren und ich glaube nicht, dass ich da große Schwierigkeiten mit dem Umsteigen habe. Schlußendlich fahre ich aber beim Hardenduro nur den Zweitakter, da kommt man sich selbst nicht wirklich in die Quere.
Sportler müssen trainieren – Du sicher auch, wie gestaltet sich Dein Training, wenn ich an Bergtouren mit Ski denke, Im Bike-Park auch mal rückwärts fahren usw. scheint es kein Training, sondern Spaß zu sein …
Training ist immer wichtig. Aber ich schau, dass ich soviel wie möglich draußen trainieren kann, weil ich da am liebsten bin und dass der Spaß einfach im Vordergrund steht. Es gibt natürlich auch Tage wo man mal beißen muss und Sachen machen muss, für die man nicht so motiviert ist.
Auch Skitouren-gehen ist eigentlich Dein Ding – gerade hat es einen Deiner Sportkollegen genau dabei tödlich erwischt – Motocrosser Rene Hofer wurde von einer Lawine begraben – was bedeutet das für Dich und bremst Dich sowas?
Ich bin in den Bergen aufgewachsen, bin mit dem Skitourengehen aufgewachsen. Mein ganzer Freundeskreis hier ist da sehr engagiert und wir kennen auch die Gefahren. Das ist auch der Hauptbestandteil eines Alpinisten, herauszufinden welche Bedingungen denn am Berg herrschen. Das mit dem Hofer war ein ganz harter Schock, denn ich kannte den persönlich auch ganz gut.
Nicht nur in den social medien trifft man in Verbindung mit Dir auf „Flatschingfast“ was verbirgt sich dahinter?
Das ist von unserem Freundeskreis nur so ein Gag gewesen: Ein dummer Spruch, der sich so etabliert hat, dass der jetzt fast mein Markenzeichen geworden ist. Es bedeutet mit guten Freunden eine gute Zeit zu haben – Und wenn Dir dann mal das richtige Wort nicht einfällt, dann nimmst Du „Flatsch“ her und das passt irgendwie immer. Das hat sich dann mit der Zeit verselbständig, dass wir das zur Parole gemacht haben: „Flatschingfast“
Dann wünsche ich Dir alles Gute, gute Besserung und dann hoffentlich einen guten Saisonauftakt …